Frage an Peter Meiwald von Christian S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Meiwald,
ist Ihnen und Ihrer Partei eigentlich klar, dass die von Ihnen angestrebte Buergerversicherung in kurzer Zeit zum voelligen Kollaps der Gesundheitsversorgung führen wuerde? Die Gelder, die sowohl bei niedergelassenen Ärzten als auch im Krankenhaus von allen möglichen anderen Kostenträgern bezahlt werden, machen 20 - 50% des Gesamtumsatzes aus. Wenn Sie hier eingreifen, werden nur noch ein paar Aerzte aus Molukistan arbeiten . Da die kein Deutsch können , müssen sie jeden Kranken allein aus juristischen Gründen mit allen zur Verfügung stehenden Geräten untersuchen. Wartezeit in Holland oder in den skandinavischen Ländern auf einen Facharzttermin 6-18 Monate. Das gab´s schon mal in der DDR- soll es in der DDR 2.0 auch wieder so sein?
MfG
Schoch
Sehr geehrter Herr Schoch,
Ihre Einschätzung zur Gefährdung unseres Gesundheitssystems durch die Umstellung des Versicherungssystems auf eine solidarische Bürgerversicherung teile ich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Vorrangiges Ziel dieser Weiterentwicklung des bestehenden Systems der im Ursprung paritätischen Aufteilung der Gesundheitskosten auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist die Zukunftsfähigkeit des Gesamtsektors, was mit den diversen symptombezogenen Gesundheitsreformen der vergangenen Jahrzehnte leider nicht substantiell gelungen ist.
Da wir feststellen müssen, dass Arbeitseinkommen heute nur noch einen Teil aller Einkommen in unserer Gesellschaft ausmachen, gleichzeitig aber ein relevanter Teil der Menschen mit hohen Gesamteinkommen sich an der gemeinschaftlichen Finanzierung des Systems nicht beteiligen, ist es nur gerecht, die Krankenversicherung auf eine neue, breitere Basis zu stellen, so dass alle - entsprechend ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit - ihren Anteil beitragen. Wir gehen dabei davon aus, dass dadurch die Beitragsbelastung für die/den EinzelneN um ca 1,5 % gesenkt werden kann, ohne dem System weniger Geld in der Summe zur Verfügung zu stellen. Weiterer positiver Effekt wäre, dass auch die Versorgung vom jetzigen 2-3-Klassen-System wieder zu einer allen Menschen zur Verfügung stehenden Gesundheitsversorgung entwickelt werden kann. Es darf nicht sein, dass man zukünftig an der Zahnstellung oder auch an der Sehfähigkeit von Menschen sehen kann, über welches Einkommen jemand verfügt.
Weitere Fragen der organisatorischen Ausgestaltung des Versicherungswesens oder auch der medizinischen Grundversorgung (Stichwort: bessere Verzahnung von ambulantem und stationärem Sektor) stehen hierzu nicht in ursächlichem Zusammenhang, müssen aber im Rahmen einer enkeltauglichen Entwicklung unseres Gesundheitssektors natürlich ebenfalls bearbeitet werden. Dabei müssen die Interessen der im Gesundheitswesen arbeitenden Menschen aller Professionen ebenso berücksichtigt werden wie eine umfassende medizinische Grundversorgung ohne Luxusbehandlungen.
Im übrigen: auch das medizinische Personal mit Migrationshintergrund, das in unserem Gesundheitswesen arbeitet, leistet hervorragende Arbeit.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Meiwald