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Frage von Thomas S. •

Frage an Peter Hintze von Thomas S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Hintze!

Sie schreiben auf die Frage von Frau Schmidt:

"Allerdings finde ich es gut, dass zu Ehren von Christian Wulff ein Großer Zapfenstreich stattfindet. Mit dem Zapfenstreich halten wir an einer sympathischen Tradition fest und drücken unseren Respekt vor dem höchsten Amt im Staate aus. Es geht hier ja um das Amt des Bundespräsidenten, und ich bin der Auffassung, dass der Würde des Amtes gerade dadurch Rechnung getragen werden kann, dass wir mit einer gewissen Selbstverständlichkeit an diesem symbolischen Akt festhalten. Ich hoffe und wünsche mir, dass mit dem Zapfenstreich die Diskussion, die ich zum Teil als ein Nachtreten empfinde, ein würdevolles Ende findet und so etwas wie ein demokratischer Frieden einkehrt."

http://www.abgeordnetenwatch.de/peter_hintze-575-37651--f329729.html#q329729

Ich kann Ihren Ausführungen nicht folgen und finde, dass Sie die Realität und die öffentliche Befindlichkeit in einer Art und Weise ignorieren, die mich an Ihren politischem Gespür zweifeln lässt.

Frage 1:

Ist es nicht fragwürdig eine Tradition unabhängig von den eigentlichen Gegebenheiten aufrecht zu erhalten?

Herr Wulff hat sein Amt nach nur 598 Tagen Amtsführung unter m.E. wenig ehrenhaften Umständen verlassen bzw. verlassen müssen.

Herr Wulff scheint mit seinem privaten Verhalten sowie seiner Reaktion/Nichtreaktion auf die diesbezüglichen Vorwürfe dem Amt des Bundespräsidenten einen schweren Schaden zugefügt zu haben.

Frage 2:

Wären angesichts dieser Umstände eine von seiner Seite erbrachte Bescheidenheit und Demut nicht wesentlich angebrachter, als ein ohnehin wenig zeitgemäßer Zapfenstreich, der von der Öffentlichkeit in diesem Fall als extrem unpassend empfunden werden könnten?

Frage 3:

Verkommt der Zapfenstreich so nicht zu einer Realsatire, die weiter Öl ins Feuer der Kritik an Herrn Wulff gießen wird?

Viele Grüße, Thomas Schüller

P.S.: Wer eine Tradition erhalten will, hält die Flamme am Leben, anstatt die Asche anzubeten.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schüller,

es bleibt Ihnen unbenommen, eine andere Auffassung zu vertreten. Ich
halte dennoch an meiner Meinung fest.

Ihre Fragen beantworte ich daher wie folgt:

1. Nein. Der Grund für den Rücktritt war die Tatsache, dass Christian
Wulff aufgrund einer in der Geschichte der Bundesrepublik beispiellosen
politischen Diskussion um das Staatsoberhaupt sich außer Stande sah,
sein Amt weiter auszuüben. Christian Wulff war ein würdiger Repräsentant
Deutschlands im Ausland und hat sich mit seinem Bekenntnis zur
kulturellen Vielfalt, zu einem toleranten Miteinander, zu
Chancengerechtigkeit und zu einem Bewusstsein, dass jeder, der in
unserem Land lebt, Teil unserer Gesellschaft ist, in hohem Maße um unser
Land verdient gemacht. Er war ja der Vater der Gedenkveranstaltung zur
Erinnerung an die Opfer der rechtsextremistischen Morde.

2./3. Nein. Der Große Zapfenstreich wurde Christian Wulff von Seiten der
Bundeswehr angeboten. Ich halte es für angemessen, dass er dieses
Angebot angenommen hat. Unabhängig davon halte ich das Zeremoniell des
Großen Zapfenstreichs durchaus für zeitgemäß, da die demokratische
Institution der Bundeswehr mit ihm u.a. Persönlichkeiten ehrt, in diesem
Fall das demokratische Amt des Bundespräsidenten.

Mit freudlichen Grüßen
Ihr Peter Hintze