Frage an Peter Hettlich von Sebastian B. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Hettlich,
wie stehen Sie zum Atomausstieg? Wie soll das Energieloch, welches nach dem Ausschalten dieser Kraftwerke meiner Meinung nach entsteht, gestopft werden? Müssen wir dann notfalls Billigstrom von osteuropäischen Atomkraftwerken importieren?
Sehr geehrter Herr Brand,
Vielen Dank für Ihre Frage zur Energiepolitik. Gern will ich sie hiermit beantworten. Wie Sie sicher ahnen, fordere ich als grüner Politiker einen raschen Ausstieg aus der Kernenergie. Nutzung und Nachsorge bergen nach wie vor unbeherrschbare Restrisiken.
Das sukzessive Abschalten deutscher Kernkraftwerke stellt die Versorungssicherheit Deutschlands nicht in Frage. Die Versorgungslast der Kernkraftwerke wird teilweise eingespart, teilweise ersetzt. Dafür wurden und werden die notwendigen Weichen gestellt. Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat maßgeblichen Anteil an diesen zukunftsträchtigen Entscheidungen. Eine zukunftsfähige Energiepolitik in Deutschland besteht aus grüner Sicht aus drei Komponenten: Einsparung, Effizienz und Erneuerbare Energien. Ich erinnere an das EEG, die ökologische Steuerreform, Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung, Emissionshandel - dies sind Beispiele für grüne Energiepolitik auf Bundesebene.
Konkret heißt das: Wir wollen in der nächsten Wahlperiode vier weitere AKW abschalten und bis 2020 das Kapitel Atomenergie in Deutschland endgültig beenden. Es ist ein Mythos der Atomlobby, dass Atomeenergie nicht zu ersetzen sei, bzw. wir im Endeffekt Importe aus dem Ausland benötigen würden. Der Anteil der Atomenergie liegt derzeit bei etwa 27 %. Bis 2020 werden wir fast allein durch die Erneuerbaren Energien (mit einem Anteil von etwa 25%)den Atomstrom ersetzen. Die verbliebene Strommenge werden wir durch Einsparungen und auf Basis besonders effizienter und umweltfreundlicher Kraftwerke (wie Kraft-Wärme-Kopplung) sicherstellen. Eine Versorgungslücke wird zu keiner Zeit bestehen, zumal mit Kohle und Gas auch noch konventionelle Energieträger eine (wenn auch schwindende) Rolle im Energiemix spielen werden. Auch Klimaschutz und die Abschaltung von AKW sind kein Gegensatz. Ganz im Gegenteil: Eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken wäre nicht nur ein erhöhtes Sicherheitsrisiko, sondern würde die notwendige Modernisierung des Kraftwerksparks und damit Milliardeninvestitionen in Erneuerbare Energien und andere Klimaschutztechnologien über Jahre hinweg blockieren. Im Bereich der Energieeffizienz und des Energiesparens wollen wir mit neuen Instrumenten der unverantwortbaren Energieverschwendung entgegentreten; das schützt die Umwelt und senkt gleichzeitig die Energiekosten für Wirtschaft und Privatkunden. Deshalb werden wir unter anderem die energetische Gebäudesanierung verstärken und mit einem Energieeffizienzfonds Einsparprojekte anstoßen, die sich refinanzieren. Insgesamt wollen wir den Ansatz verändern, dass Energieunternehmen Ihre Gewinne an den hohen Verbrauch koppeln. Im 21. Jahrhundert müssen sie zu Dienstleistungsunternehmen für die sparsame Energieversorgung werden, ohne dass sie dabei auf Gewinne verzichten müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Hettlich