Frage an Peter Danckert von Nathalie K. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Dr. Dankert,
warum sind Sie der Meinung, dass der Radsport von den Olympischen Spielen ausgeschlossen werden sollte? Dabei ist der Radsport doch die einzige Sportart, der sein Dopingproblem ernst nimmt und seine Kontrollen derart verschärft hat, wie es keine andere Sportart bislang getan hat. Wenn solch intensive und neuartigen Kontrollen, wie jetzt die CERA-Nachweise, durchgeführt werden, ist es doch genau deren Ziel, auch die letzten Doper herauszufiltern. Warum klagt man dann jetzt dieses System an, wenn man Doper findet? Deswegen kontrolliert man doch! So oft wie ein Radsportler im Jahr kontrolliert wird, wird kein anderer Sportler im Jahr kontrolliert.
Die Blutproben bei Olympia wurden doch gar nicht auf CERA hin untersucht!! Also sind die anderen Sportarten sauberer??
Warum tut man so, als wären alle bösen Menschen Radsportler geworden?
Nun überlegen Sie außerdem, die Fördergelder zu kürzen - dabei kommen von den staatlichen Geldern doch nur knapp 1 Prozent den Profis zu Gute. Der große Rest geht in die Nachwuchsarbeit. Sollen die Kinder jetzt für die Versäumnisse und Vergehen der Erwachsenen büßen?
Sollten Sie all diese Maßnahmen nicht doch nochmal überdenken? Ist es wirklich richtig, jetzt, wo der Anti-Doping-Kampf im Radsport größer ist als je zuvor, genau diesen niederzumachen? Sollte man nicht vielmehr diese Anti-Doping-Aktivitäten auch auf alle anderen Sportarten ausweiten, um endlich einen fairen Sport herbeizuführen - in allen Bereichen?
Mit freundlichen Grüßen,
Nathalie Knees
Sehr geehrte Frau Knees,
vielen Dank für Ihre Mail vom 17. Oktober 2008.
Einen Ausschluss des Radsports von den Olympischen Spielen habe nicht ich, sondern DOSB-Präsident und IOC-Vizepräsident Dr. Thomas Bach als Reaktion auf den Doping-Skandal um Stefan Schumacher gefordert.
Aber: dass der Radsport sein Dopingproblem ernst nimmt, genau daran habe ich meine erheblichen Zweifel. Immer wieder gibt es seitens des Bunds Deutscher Radfahrer (BDR) Verstöße gegen klare Regeln des Bundes und der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA); zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften der Mountainbiker Ende September in Singen, bei denen es nach Medienberichten keine Dopingkontrollen gegeben habe. Das ist ein klarer Verstoß gegen den NADA-Code, der wesentlicher Bestandteil für die Vergabe von Fördermitteln durch das Parlament und das Bundesministerium des Innern ist. Als Parlamentarier müssen wir dem etwas entgegensetzen. Die Sportförderung des Bundes (2009 = 218,547 Millionen Euro) steht unter dem Vorbehalt, dass der Sport entschiedene Anstrengungen im Kampf gegen Doping unternimmt, da nur ein dopingfreier Sport förderfähig und förderungswürdig ist. In meinen Augen hat der Radsport hier noch einen erheblichen Nachholbedarf.
Doping ist ein Problem des (Spitzen-)Sports - des Profiradsports als auch des gesamten Sports. Der Bund nimmt den Kampf gegen Doping im Sport ernst, wie es im Haushaltsentwurf für das Jahr 2009 deutlich wird: danach sollen im kommenden Jahr die "Maßnahmen zur Dopingbekämpfung" mit 3,366 Millionen Euro bezuschusst werden (2008 = 2,97 Mio. €); für die Dopingprävention werden 300.000 Euro bereitgestellt; eine Million werden unter der Zweckbestimmung "Sonstige Maßnahmen zur Dopingbekämpfung" an die NADA gezahlt.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Danckert