Frage an Peter Danckert von Andreas K. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Danckert,
mit Erstauen habe ich heute bereits zum wiederholten Male gelesen (SZ), dass Sie eine Rolle in einem dubiosen Wirtschaftskrimi zu spielen scheinen. Der ausländische Fleischkonzern Vion (in dessen Tochterunternehmen Moksel AG sie Aufsichtsratsvorsitzender waren) gab Ihnen Unterlagen, die Sie an einen Staatsanwalt weitergeleitet haben. Diese Unterlagen führten dazu, dass ein anderes Unternehmen (Tönnies) sich offenbar einer großen Anzahl falscher Behauptungen und Anschuldigungen ausgesetzt sieht. Die Staatsanwaltschaft hat bislang ermittelt, Räume durchsucht und sicherlich bereits einen immensen Imageschaden hinterlassen, bislang aber alle Verdächtigungen revidieren müssen, weil sie nicht stimmen.
Dazu kommt, dass die Informationen auf Aussagen basieren, die ein wegen Untreue entlassener und verurteilter ehemaliger Mitarbeiter von Tönnies abgeliefert hat und für das Aufstellen dieser Behauptungen von Vion Geld bekommen hat. Vion hat in der Vergangenenheit zuvor erfolglos versucht, die Fa. Tönnies zu kaufen. Ferner hat ein Staatsanwalt offenbar die Unterlagen auch noch so überarbeitet (manipuliert?), dass es überhaupt zu einer Anzeige kommen konnte. Meine Frage hierzu: Waren Sie zu der Zeit im Aufsichtsrat von Vion, als der Kaufversuch scheiterte? Wussten Sie, dass die Fa. Tönnies den Verkauf abgelehnt hatte?
Sie sind, wenn ich es richtig sehe, Anwalt und Mitglied des Rechtsausschusses unseres Landes. Insbesondere vor diesem Hintergrund frage ich mich, welche Rolle Sie genau dabei spielen. Haben sie die Unterlagen gelesen und dann weitergeleitet? War Ihnen klar, dass die Anschuldigungen von einem ehem. Mitarbeiter stammen, der sich ja auch eventuell bei seinem ehem. Arbeitgeber rächen möchte?
Wie können Sie einem Unternehmen wie Vion helfen, das stets und ständig von der Gewerkschaft NGG wegen Dumpinglöhnen, mieser Arbeitsbedingungen, Erhöhung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich usw. kritisiert wird?
Mit freundlichen Grüßen,
ein Wähler
Sehr geehrter Herr Köhler,
in Ihrer Mitteilung finden sich einige Fragen, die ich beantworten werde und andere, die auch aufgrund meiner beruflichen Verschwiegenheitspflicht nicht beantworten kann. Ich war bis Sommer 1997 Vorsitzender des Aufsichtsratsrates der A. Moksel AG. Zu dieser Zeit gab es – meines Wissens – keine Verbindungen zu VION. Soweit mir bekannt, hat der ehemalige Mitarbeiter von Tönnies – der inzwischen verstorben ist – seinerzeit, bevor er mich kontaktierte und Kontakt zu VION hatte, die Unterlagen direkt der Staatsanwaltschaft zugeleitet. Soweit ich es beurteilen kann, ist ihre Behauptung, VION habe Geld für das „Aufstellen von Behauptungen“ gezahlt, unzutreffend. Zu dem Zeitpunkt, an dem die Staatsanwaltschaft erstmals die Information zugeleitet bekam, gab es keinen Kontakt zwischen dem ehemaligen Mitarbeiter und VION. Bis zum Ende meiner Tätigkeit im Aufsichtsrat von Moksel – und das ist inzwischen 12 Jahre her – gab es keine Bemühungen zur Übernahme, oder wie Sie es sagen Kauf oder Verkauf der Firma Tönnies.
Abschließend möchte ich meinen Eindruck zum Ausdruck bringen, dass Sie hier vieles miteinander verbinden, das entweder unzutreffend ist oder in keinem Zusammenhang steht.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Danckert