Peter Alexander
DIE LINKE
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Frage von Anja T. •

Frage an Peter Alexander von Anja T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Alexander,
auf der Tourismus-Homepage der Stadt Hamburg wird so die Herbertstraße beschrieben:
„Vor neugierigen Blicken geschützt, gibt es hier käufliche Liebe. Der Zutritt ist nur für Männer über 18 Jahren erlaubt: Die berühmt-berüchtigte Herbertstraße in Hamburg.
Die etwa 60 Meter lange Gasse, die vor den Blicken Neugieriger durch Tore geschützt wird, gehört zum alten Mythos St. Pauli. Hier gibt es die käufliche Liebe seit dem 19. Jahrhundert. Und nur Männern über 18 Jahren wird Zutritt gewährt. Frauen sollten es erst gar nicht wagen, dort hinein zu wollen - sie erwarten Beschimpfungen, faule Eier, kalte Duschen oder mit Urin gefüllte Eimer.“
https://www.hamburg-tourism.de/sehen-erleben/sehenswuerdigkeiten/herbertstrasse/
Halten Sie diese Werbung für angebracht und zeitgemäß?
Können sie mir sagen, wodurch es legitimiert ist, dass eine Straße der Stadt Hamburg ein jugendgefährdender Ort ist von dem auch Frauen ausgeschlossen sind?
Wurden die Tore und Beschilderungen, die „vor neugierigen Blicken schützten“, von der Stadt angebracht? Zum Schutz der Sexarbeiterinnen? Wenn ja, warum nur dort?
Im Wahlprogramm der Linken heißt es:
„…DIE LINKE versteht sich als Partei mit sozialistischem und feministischem Anspruch… Alle politischen Entscheidungen und Vorschläge müssen systematisch danach beurteilt werden, welche Auswirkungen sie auf Frauen und auf Männer haben…“
Gibt es außer der Herbertstraße weitere Straßen, die nicht an einer Stadtentwicklung, im Sinne ihres Wahlprogramms, teilhaben?
Wie stehen Sie zu den bisherigen Protesten von Anwohner*innen und Feminist*innen?
Vielen Dank im Voraus für Ihre Antworten
A. T.

Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau T.,

vielen Dank für Ihre Frage und dass Sie sich die Zeit für dieses Thema
nehmen, obwohl Sie als Halstenbekerin (?) bei der Bürgerschaftswahl am
23. Feb. nicht stimmberechtigt sind.

Zur Historie der Herbertstraße:
Zur Zeit des Nationalsozialismus
herrschte
ein Verbot von Striptease und
Prostitution. Da jedoch ein Verbot des auf St. Pauli typischen Gewerbes
nicht konsequent durchgesetzt werden konnte, wurden diese Tätigkeiten
nur in einer Gasse geduldet – in der Herbertstraße. Damit niemand im
Vorbeigehen sehen konnte, was eigentlich nicht sein durfte, ließ die
Gauleitung 1933 Sichtblenden
an beiden Enden der Straße errichten. An diesen Barrieren sind seit den
1970er Jahren Schilder angebracht, die Minderjährigen und Frauen den
Zutritt zu verbieten versuchen. Diese Schilder wurden von der Polizei
„zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung“ und auf Bitten der
Prostituierten angebracht.^[2]

Juristisch ist die Herbertstraße allerdings ein öffentlicher Weg und
darf de jure von allen betreten
werden.... [Quelle: Wikipedia]

Sie sehen, dass die Herbertstraße -juristisch- von jeder Person betreten
werden darf. Der Sichtschutz wurde u. a. aufgrund der Bitten der
Prostituierten angebracht.

Ich persönlich bin der Meinung, dass die Herbertstraße kein Zoo ist.
Dort haben meiner Meinung nach weder männliche noch weibliche Gaffer
etwas zu suchen. Wenn die Sexarbeiterinnen sich mit den von Ihnen
zitierten Maßnahmen wehren, sollte das akzeptiert werden.
Ich hoffe, ihre Frage damit beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Alexander