Frage an Peter Alberts von Elke R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Albers,
in Ihrer Antwort vom 4.6. auf die Frage von Frau Becker vom 31.05. wurde in keiner Weise deutlich, wie Sie zu folgender Äußerung von Frau Birgitt Bender stehen:
"Wir setzen uns dafür ein, dass patientenindividuelle Therapieoptionen, die insbesondere in der "Alternativmedizin" genutzt werden, und etwa bei Patientinnen und Patienten mit antibiotikaresistenten bakteriellen Infektionen eingesetzt werden, erhalten bleiben."
Die nachgewiesene Unwirksamkeit angesprochener alternativer Heilmethoden dürfte Ihnen genauso bekannt sein wie mir.
Mein Lesetipp: Simon Singh, Edzard Ernst: "Gesund ohne Pillen – Was kann die Alternativmedizin?"
http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-20/artikel-2009-20-gesundheit-unplausible-kuegelchen.html
Den Placebo-Effekt zur Hilfe bei Infektionen, die ohne wirksame Behandlung tödlich verlaufen können, zu propagieren, erscheint mir ausgesprochen fahrlässig, um nicht zu sagen selten naiv.
Müsste es zum Thema nicht eine innerparteiliche Auseinandersetzung geben, was meinen Sie?
Oder ist es wirklich so, dass sich die politischen Vertreter der GRÜNEN darüber einig sind Quacksalbermethoden von der Solidargemeinschaft finanzieren zu lassen?
Frau Becker hat m.E. Punkte angesprochen, die viele Menschen interessieren und die deutliche Antworten verdienen.
Mit freundlichen Grüßen,
Elke Reihl
Sehr geehrte Frau Reihl,
Sie haben recht, auf die von Ihnen zitierte Pressemitteilung von Biggi Bender bin ich bisher in keiner Weise eingegangen. Und zwar aus mehreren Gründen: Erstens weil Frau Becker nicht danach gefragt hatte, bitten lesen Sie sich die Fragen von Frau Becker noch einmal durch, da war an keiner Stelle etwas dazu zu lesen. Stattdessen fragte Frau Becker nach meiner Haltung zur Anthroposophie allgemein, und das habe ich zweimal beantwortet. Zweitens: ich bin nicht Biggi Bender und auch nicht Hiltrud Breyer. Wenn ich immer alles, was meine ParteifreundInnen sagen, kommentieren sollte, müsste ich mich mehrfach klonen lassen. Drittens: ich bin weder Arzt, noch Apotheker, noch Gesundheitsfachmann. Ich bewerbe mich mit den Themen Europäischer Nachbarschafts-, Außen- und Friedenspolitik für das Europäische Parlament. Der von Ihnen angesprochene Themenkomplex hat damit herzlich wenig zu tun. Viertens: Ich bin mittlerweile nicht nur befremdet, sondern ziemlich erschüttert von der Intoleranz in dem entsprechenden Diskussionsfaden auf www.scienceblogs.de. Zum Beispiel wird mir unterstellt, ich hätte das Blog mit der Inquisition verglichen. Das habe ich nicht. Ich habe geschrieben, dass ich von dem inquisitorischen Eifer der Diskussion dort befremdet war und bin. Und dass ich gerade von Menschen, die ein rationales Weltbild im Sinne der Aufklärung für sich in Anspruch nehmen, Toleranz erwarte. Zudem erwarte ich, dass solche Menschen auch einigermaßen genau formulieren und lesen können. Das scheint mir in der besagten Diskussion oft auch nicht der Fall zu sein.
So, und nun zu Ihrer Frage, die im Gegensatz zu den Fragen von Frau Becker genau gestellt ist. Ich kann nichts Schlimmes daran finden, alternative Behandlungsoptionen offenzulassen, wenn - und dieses wenn ist dabei für mich eine notwendige Bedingung - einE PatientIn mit einem Antibiotika-resistenten Infekt gleichzeitig unter ständiger Beobachtung einer/s approbierten Ärztin/Arztes steht, deren/dessen ärztliche Pflicht es ist, bei bedrohlichen Situationen einzugreifen und notwendige, schulmedizinische Therapien einzuleiten und vorzunehmen, wenn sich eine alternative Behandlungsmethode als unwirksam erweist. Nach meinem Verständnis von Frau Benders Pressemitteilung wird genau das mit dem Wortbestandteil TherapieOPTION ausgedrückt. Allerdings gebe ich gerne freimütig zu, dass ich diese ganze Diskussion nicht intensiv verfolgt habe und dementsprechend weder den Kontext, noch die Vorgeschichte, noch mögliche weitere Äußerungen von Frau Bender und Reaktionen darauf kenne. Und da ich keine Gesundheitsfachmann bin, ein solcher auch nicht werden will und um Ihre Stimme bei der Europawahl explizit NICHT wegen meines Wissens oder Nicht-Wissens auf diesem Gebiet werbe, hätte es auch wenig Sinn, dass ausgerechnet ich mich in dieses Thema vertiefen sollte. Darum kümmern sich bei uns andere KollegInnen.
Eine innerparteiliche Auseinandersetzung um dieses Thema würde den Bündnisgrünen sicher nicht schaden, da haben Sie recht.
Ich hatte an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich persönlich nicht an die Wirksamkeit von klassischer Homöopathie glaube. Ich nehme aber, im Gegensatz zu vielen Kommentierenden in besagter Diskussion auf scienceblogs.de, zur Kenntnis, dass viele Menschen das tun, und das respektiere und akzeptiere ich. Frau Becker und Sie wollen mich nun, so kommt es mir jedenfalls vor, zu dem klaren Bekenntnis drängen, zu sagen, dass das alles "Quacksalberei" sei und bekämpft werden solle. Das lehne ich ab. Ich kann hervorragend damit leben, selbst nicht daran zu glauben, aber anderen ihren Glauben zu lassen. Ich würde mich freuen, wenn Sie auch zu dieser Toleranz in der Lage wären.
Zu der Frage, ob die Solidargemeinschaft für alternative Behandlungsmethoden aufkommen sollte oder nicht, muss ich passen. Dazu müsste ich auch erst einmal eine Definition haben, was genau mit "Alternativer Behandlungsmethode" gemeint ist. Chakrenmassagen sollte meiner Meinung nicht die Allgemeinheit bezahlen, naturheilkundliche Therapien oder Akkupuntur hingegen schon. Ich wiederhole mich: das ist nicht mein Fachgebiet. Auch die Krankenversicherung ist nicht mein Fachgebiet. Bevor ich mir dazu eine fundierte Meinung bilden könnte, ist die Europawahl vorbei.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Alberts