Frage an Peter Alberts von Klaus-Peter B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Alberts,
im Namen der bibliothekarischen Verbände, vor allem der europäischen dachorganisation EBLIDA, würde ich gerne wissen, wie Sie, wenn gewählt, die Arbeit der Bibliotheken unterstützen.
Einen erfolgreichen Wahlkampf und beste Grüße
Klaus-Peter Böttger
Sehr geehrter Herr Böttger,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Als Geisteswissenschaftler war und bin ich ein exzessiver Nutzer von Bibliotheken, in meiner Heimatstadt Münster habe ich vor allem die Westfälische Universitäts- und Landesbibliothek, verschiedene Insitutsbibliotheken der Westf. Wilhelms Universität und auch die wunderbare Münsteraner Stadtbücherei gerne und oft genutzt und tue das auch heute noch - auf Grund von Zeitmangel leider seltener - ausgesprochen gerne. Ein herzlicher Gruß an dieser Stelle an die MitarbeiterInnen der angesprochenen Bibliotheken, von denen ich immer ausgesprochen komeptent und freundlich beraten und bedient worden bin. Vielen Dank dafür!
Bei aller Affinität zu den neuen, digitalen Medien bin ich sehr wohl der Meinung, dass das klassische Buch nicht ersetzbar ist, nicht nur wegen des haptischen Kontaktes mit dem Medium, sondern vor allem auch wegen der bewährten Gedächtnis- und Archivfunktion dieses Informationsträgers. Bibliotheken erfüllen deswegen mehrere, für uns alle unverzichtbare Aufgaben: Sie sind ein äußerst wichtiges Instrument zur Bewahrung und Mehrung des kulturellen Reichtums der Menschheit und seiner Zugänglichkeit für die Allgemeinheit. Sie können, wenn sie auch architektonisch und atmosphärisch ansprechend gestaltet sind, gerade jüngere Menschen zum Lesen und damit zur Bildung animieren, und sie bieten durch kompetente BibliothekarInnen Unterstützung und Hilfe für alle, die Informationen suchen oder die am kulturellen Leben und am lebenslangen Lernen ganz allgemein interessiert sind. Das alles ist in meinen Augen völlig unverzichtbar.
Ich vertrete entschieden die Meinung, dass Bildung mehr ist und mehr sein muss, als ökonomisch verwertbare Ausbildung. Um einen qualifizierten Berufs- oder Hochschulabschluss zu machen, werden Menschen heutzutage eventuell ohne Bibliotheken auskommen können. Ich wünsche mir aber eine Gesellschaft, die umfassende humanistische Allgemeinbildung, aber auch den Zugang zu Unterhaltungs- und selbst Trivialliteratur für ärmere Menschen, die sich Bücher nicht selber kaufen können, als Wert an sich anerkennt und schätzt und den Menschen die Möglichkeiten dazu einräumt und sie fördert. Auch dazu sind Bibliotheken unverzichtbar.
Wir Grünen fordern unter dem Schlagwort "Green New Deal" nicht nur Investionen des Staates in Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit, sondern ganz ausdrücklich auch in Bildung. Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass unter diesem Bildungsbegriff eben nicht nur berufsqualifizierende Ausbildung verstanden wird.
Die Bibliotheken, gerade die in kommunaler Trägerschaft, leiden unter den knappen Haushalten der öffentlichen Hand und sind einem teilweise rigorosen Sparkurs ausgesetzt, der leider viel zu oft auch zu Bibliotheksschließungen geführt hat. Das halte ich für Sparen am völlig falschen Ort und werde mich dem entgegensetzen. Auch die Ausstattung von Bibliotheken durch ausgebildetes Fachpersonal, die finanzielle Ausstattung für Neuanschaffungen von Büchern und auch Fortführung von Zeitschriftenabonnements, Investitionen in Neue Medien in den Bibliotheken kostet Geld, und meiner Meinung nach ist dort das Geld gut und für die Allgemeinheit sinnvoll angelegt. Bibliotheken sollten wir als Teil einer grundlegenden öffentlichen Daseinsvorsorge verstehen und müssen deswegen eine angemessene Infrastruktur, auch in der Fläche und in kleineren Orten, sicherstellen. Sie dürfen nicht dem ökonomischen Verwertbarkeitsdruck unterworfen werden.
Ich bin mir bewusst, dass meine Ausführungen zum Thema sehr allgemein und wenig konkret sind und bitte Sie dafür um Entschuldigung. Bildungs- und Kulturpolitik gehören allerdings nicht zu meinen Schwerpunktthemen, und im Falle meiner Wahl ins EP werden sich höchstwahrscheinlich auch andere KollegInnen der grünen Fraktion damit beschäftigen. Deswegen hoffe ich, auch mit dieser eher grundsätzlichen Auslassung Ihre Frage angemessen beantwortet zu haben.
Mit freundlichen und bibliophilen Grüßen
Peter Alberts