Frage an Peter Alberts von Ansgar F. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Alberts,
ich erlebe die Diskussion über die Ursachen von Gewaltexessen mit Sorge, da nicht die wahrscheinlichen Ursachen diskutiert werden, zumal Gewaltexesse an Schulen ohne Einnahme von Antidepressiva kaum vorstellbar sind: http://www.ssristories.com
Gerade Winnenden sollte als mahnendes Beispiel wahrgenommen werden:
http://blog.maexotic.de/archives/135-Sicherung-der-Pfruende-nach-Winnenden.html
Diese Erkenntnisse sind bekannt: So kommt die FDA zu dem Schluss: ´Antidepressants increased the risk of suicidal thinking and behavior (suicidality) in short-term studies in children and adolescents´ Bericht online: www.fda.gov
Dennoch wurden keine Konsequenzen gezogen. Daher wäre eine Prüfung der Umstände der pharmakologischen Behandlung des Täters von Winnenden zu fordern. Wäre die Depression sehr schwer gewesen, hätte eine stationäre Behandlung erfolgen müssen um einen möglichen Suizids, bzw. einen sogenannten erweiterten Suizid, zu verhindern. Wäre die Depression allerdings nicht sehr schwer gewesen, dann hätte kein Antidepressivum gegeben werden dürfen, sondern eine alleinige psychotherapeutische Behandlung wäre angemessen gewesen, damit sich das Risiko eines Suizids, bzw. eines erweiterten Suizids, nicht erhöht.
Falls Sie Experten befragen möchten, ist folgendes zu bedenken: ´Sie [die Pharmaindustrie] geht vor mit einem Netzwerk der Korruption, das sie über Deutschland ausgeworfen hat´ (Quelle: Die Sendung: ´Das Pharma-Kartell´ des ZDF vom 8. Dezember 2008).
Unabhängig von Einflüssen der Industrie erscheint mir die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: http://www.akdae.de
Vor diesem Hintergrund möchte ich Sie um die Beantwortung der
folgenden Fragen bitten: Wie schätzen Sie die Spielräume der parlamentarischen Demokratie gegenüber der Pharmalobby ein und welche Chancen sehen Sie für gesetzliche Verschärfungen der Regelungen zur Abgabe von Psychopharmaka an Kinder und Jugendliche auf europäischer Ebene?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ansgar Feist
Sehr geehrter Herr Dr. Feist,
mir ist weder die Krankengeschichte des Amokläufers von Winnenden bekannt, noch kann ich Ihnen in Ihrer Behauptung folgen, dass "Gewaltexesse an Schulen ohne Einnahme von Antidepressiva kaum vorstellbar" seien. Ich bin generell misstrauisch, wenn komplizierte Sachverhalte mit einer monokausalen Begründung erklärt werden.
Der Einfluss der Lobby auf die parlamentarische Demokratie ist insgesamt erschreckend hoch und bedarf einer ständigen kritischen Beobachtung und Begrenzung. Gefragt sind hier tatsächlich unabhängige Abgeordnete, die sich nicht vor den Karren einer bestimmten Interessengruppe spannen lassen. Ich glaube Ihnen auch durchaus, dass die Pharma-Lobby zu den potenteren, gerade in Brüssel, gehört. Da mir allerdings bisher die parlamentarische Erfahrung fehlt, kann ich Ihnen dazu nur allgemein sagen, dass ich mich selbstverständlich bemühen würde, in lobbyanfälligen Fragen einen besonders kritischen Blick zu bewahren und dementsprechend politisch zu handeln.
Gerade aktuell hat der EuGH in seinem Urteil bezüglich der DocMorris-Apothekenkette noch einmal klar gestellt, dass Medikamente keine Handelsgüter wie alle anderen sind und dass die Bundesrepublik deswegen im Recht ist, wenn sie an Apotheken besondere Anforderungen insbesondere bei der Beratung von KundInnen stellt. Das begrüße ich. Ich bin auch generell eher skeptisch was die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Psychopharmaka angeht. Da ich aber kein Arzt, Apotheker oder anderer Fachmann auf diesem Gebiet bin, will ich mir dazu kein konkreteres Urteil anmaßen.
Der Gesundheitsbereich generell gehört nicht zu den Themen, die ich im Falle meiner Wahl ins Europaparlament schwerpunktmäßig bearbeiten werde, ich bewerbe mich mit den Themenfeldern Außen-, Nachbarschafts- und Friedens- bzw. Sicherheitspolitik. Deswegen halte ich es auch nicht für besonders effektiv und sinnvoll, mich jetzt im Wahlkampf in dieses Themengebiet einzuarbeiten und "unabhängige ExpertInnen" zu Rate zu ziehen. In der neuen Grünen-Fraktion im Europaparlament wird dieser Bereich mit Sicherheit von anderen KollegInnen bearbeitet werden. Deswegen kann ich Ihnen keine weitergehende Antwort geben. Ich bitte um Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Alberts