Peter Alberts
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Annett K. •

Frage an Peter Alberts von Annett K. bezüglich Umwelt

Ich möchte gern wissen, was Sie als Partei gegen die zunehmende Überfischung der angrenzenden Meere und der Praxis der "Beifischentsorgung" unternehmen werden. Warum subventioniert die EU weiterhin eine Fischfangflotte, die die Bestände ausrottet. Warum muß eine Dose Hering im Supermarkt 1 Euro kosten, oder eine Dose THunfisch? Wenn der wahre Wert berechnet wird, denkt evtl. auch der Verbraucher um. Setzten Sie sich dafür ein, daß Schleppnetze mit 60 km Länge verboten werden? Und wer kontrolliert die Einhaltung der Fangquoten?

Vielen Dank für Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüßen

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Koester,

herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich freue mich, dass sie dieses außerordentlich wichtige Thema ansprechen.

Industrielle Überfischung ist gleich in mehrerlei Hinsicht besonders schädlich. Nicht nur, dass sie das labile ökologische Gleichgewicht der Meere ins Kippen bringt und viele Fischarten und andere Meerestiere dadurch vom Aussterben bedroht sind. Zudem entzieht die intensive, industrielle Befischung der örtlichen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Gerade die Menschen in Westafrika sind aber dringend angewiesen auf Fisch als wichtigste, vor Ort erhältliche Eiweißquelle; wenn es zu wenig Fisch gibt, sind Hungersnöte die direkte Folge. Sowohl das grausame Flüchtlingselend in Teilen Westafrikas als auch in Ostafrika der Zusammenfall Somalias, mit allen bekannten folgenden Konsequenzen einschließlich des aktuellen Piraten-Problems, sind zumindest auch und nicht zu kleinen Teil auf die Überfischung der Fanggründe vor den afrikanischen Küsten zurückzuführen. Es gibt einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen Überfischung der Weltmeere, dem Flüchtlingselend der zu Hunderten Ertrikenden vor Lampedusa und den Kanarischen Inseln (und anderswo) und dem Einsatz der Bundesmarine gegen die Piraten am Horn von Afrika. Dessen sollten wir uns auch beim Einkaufen bewusst sein.

Der größte Anteil des vor Afrika gefangenen Fisches wird in die Europäische Union exportiert, bis zu 80 %. Deswegen beklagen Sie in Ihrer Frage zu recht, dass die Europäischen VerbraucherInnen mit Dumpingpreisen für Fischkonserven diesen Raubbau mit unterstützen. Als bewusste VerbraucherInnen sind wir alle aufgefordert, unseren Fischkonsum zu drosseln, örtliche Arten zu bevorzugen und möglichst nur Produkte aus fairem Handel zu kaufen.

Die Politik kann entsprechende Maßnahmen vor allem im Bereich der Handelsreglementierungen ergreifen. Zum einen kann durch regionalen Kooperationen der EU mit den Ländern Westafrikas (und anderswo) erreicht werden, dass der Grundsatz "lokal geht vor global" berücksichtigt wird. Wenn Bestände knapp zu werden drohen, muss natürlich zuerst der große, industrielle Fang für den Export gestoppt werden. Zum zweiten muss sichergestellt werden, dass die lokalen Absatzmärkte nicht durch widersinnige Exportsubventionen der Europäischen Union zerstört werden. Zum dritten befürworte ich eindeutig das von Ihnen angesprochene Verbot von Riesen-Schleppnetzen.

Für weitere Informationen darf ich auf die Website meines Parteifreunds Dr. Frithjof Schmidt, MdEP verweisen -> www.frithjof-schmidt.de, über dessen Büro auch anschauliches Informationsmaterial zum Thema bestellt werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Alberts