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Paul Raphael Wengert
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Frage von Kerstin S. •

Frage an Paul Raphael Wengert von Kerstin S. bezüglich Familie

Sehr geehrter Herr Dr. Wengert,

was für Vorschläge haben Sie, um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen?

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Strobl

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Strobl,

die (Un)Vereinbarkeit von Familie und Beruf beginnt bei der Kinderbetreuung und endet bei der schlechteren Bezahlung von Frauen um durchschnittlich 23 Prozent.

Nur für jedes 15. Kind unter drei Jahren gibt es in Bayern einen Krippenplatz, insgesamt stehen lediglich für 10 Prozent aller unter Dreijährigen Betreuungsplätze - allerdings höchst unterschiedlicher Qualität - zur Verfügung. Bayern ist hier Schlusslicht unter allen deutschen Ländern.
Viele Eltern sparen sich das Geld für den Kindergarten. Die SPD fordert daher, das letzte Kindergartenjahr gebührenfrei zu machen und die Kosten dafür aus dem Staatshaushalt zu bestreiten.

Die Probleme, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, setzen sich in der Schule fort.
Es gibt viel zu wenige Ganztagsschulen. Die CSU-Fraktion hat allein in den letzten 10 Jahren 74 Anträge der SPD zur Einführung von Ganztagsschulen abgelehnt!
Die wenigen Ganztagsschulen - vor allem in gebundener Form, also mit der Verteilung des Unterrichts auf Vormittag und Nachmittag - sind ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen in Bayern endlich bedarfsgerechte und flächendeckende Angebote von Ganztagsschulen. Dadurch werden Eltern wesentlich entlastet - auch z.B. bei der Hausaufgabenbetreuung. Es ist doch nicht mehr nachvollziehbar - und für viele Eltern auch nicht mehr erschwinglich - dass jährlich rund 250 Mio. ¤ allein für Nachhilfeunterricht ausgegeben werden! Ein schechteres Zeugnis für unser Schulsystem lässt sich kaum ausstellen.

Familien und Eltern - ob gemeinsam oder allein erziehend - müssen viel größere gesellschaftliche Anerkennung erfahren. Diese lässt sich nicht durch Kindergeld und noch so hohe Steuerfreibeträge ersetzen (die viele gar nicht geltend machen können, weil ihr Einkommen zu niedrig ist).

Wir brauchen mehr Kinderfreundlichkeit in unserem Land, eine bessere Nachbarschaft mit und zu Kindern. Kindergeschrei muss als Zukunftsmusik verstanden werden und nicht als lästiger Lärm.
Die Erziehungsleistung von Eltern muss viel mehr gewürdigt werden, aber Betreuungsgeld zu bezahlen ist der falsche Weg.

Und Frauenarbeit muss genauso entlohnt werden wie die Arbeit der Männer. Damit der Beruf wirklich Spaß macht. Und das überträgt sich schließlich auch auf das Familienleben.

Die skandinavischen Länder, aber auch unser Nachbarland Frankreich sind uns bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein gutes Stück voraus. Ganztagsbetreuung und Ganztagsschulen sind in Frankreich seit langem die Regel und viel mehr Frauen als bei uns sind dort berufstätig. Erstaunlicherweise - oder vielmehr infolgedessen - hat Frankreich in Europa die höchste Geburtenrate. Das sollte uns zu denken geben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr P. Wengert