Frage an Ottmar Schreiner von Erich H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Werter Herr Schreiner,
vor hundert Jahren gab es in Deutschland noch keine Einkommenssteuer. D.h. was der Unternehmer seinen Arbeitgebern zahlte, durften sie behalten.
Heute bleiben vielen Arbeitnehmern nur noch 50% im Geldbeutel. Ist es nicht ein deutlicher Rückschritt gegenüber der damaligen Zeit.?
Und anschließend fehlen gleich noch einmal 19% für die Mehrwertsteuer - und die Steuern setzen sich fort.
Wenn ich mich in der Welt umsehe, sind eigentlich Bürger in den von Parteien regierten Ländern arm dran. Warum ist das so?
Mit freundlichen Grüßen
E. Humplik
Warum gibt es nicht einmal einen Volksentscheid darüber, von wem wir regiert werden wollen?
Sehr geehrter Herr Humplik,
vielen Dank für Ihre Fragen. Was Ihre Aussagen zu Steuern betrifft, so muss ich Ihnen deutlich widersprechen: Ein funktionierender Staat, der für Bildung, Infrastruktur, soziale Sicherheit etc. verantwortlich ist – und einen solchen Staat befürworte ich sehr – braucht Einnahmen, um diese Aufgaben bezahlen zu können. Was wir in Deutschland brauchen, sind nicht weniger Steuern (auch wenn einige große Zeitungen dies mit breit angelegten Kampagnen immer wieder fordern), sondern mehr Steuern. Allerdings sollten diese wieder verstärkt von denen gezahlt werden, die dazu auch in der Lage sind: Von den Vermögenden und den Unternehmen.
Ihre Anmerkungen zu Parteien und Wahlen kann ich nicht nachvollziehen, was sind Wahlen anderes als „Volksentscheide darüber, von wem wir regiert werden wollen“? Und dass die Bürger in den Ländern, die nicht von Parteien regiert werden, besser dran sind, vermag ich nicht zu erkennen – die einzige Alternative wäre eine Diktatur, und warum ich die ablehne, muss ich wohl nicht extra begründen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ottmar Schreiner