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Frage von Lisa B. •

Frage an Ottmar Schreiner von Lisa B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Hallo Herr Schreiner,

eben hörte ich in den Nachrichten bezüglich der geplanten Kindergelderhöhung, dass darüber nachgedacht wird, bedürftigen Familien auch / oder in anderer als rein finanzieller Weise unter die Arme zu greifen. Da fielen die Begriffe wie Schulbücher usw. jedoch, was ich stark vermisste, war bei der Aufzählung der Beispiele die Ausgaben für Nachhilfeunterricht. Was ja für sehr, sehr viele Familien wegen der Höhe der Kosten nicht zu schaffen ist bisher.

Wobei durch ein paar Nachhilfestunden bereits sehr viel wieder ausgeglichen werden kann. Doch ohne diese Nachhilfe ist schnell eine oder sind schnell mehrere schlechte Noten auf dem Zeugnis und der weitere Lebensweg ist vorprogrammiert.

Nach sechs Wochen Nachhilfe kam z.B. ich damals von der Note mangelhaft auf die Note gut, doch ich hatte Glück, da die Lehrerin mir anbot, in den großen Ferien mir kostenlos Nachhilfe zu geben. Was meinen Sie, wie viel anders die Pisa-Studie ausgefallen wäre, wenn es sich mehr Familien im Land hätten leisten können, ihren Kindern Nachhilfe zukommen zu lassen?

Ich durfte einmal Nachhilfe geben als Vertretung und staunte darüber, dass eine Stunde 15 Euro kostete und schlussfolgerte gleich, dass sich diese Ausgaben für Nachhilfe doch wohl wenige Familien erlauben können.

Als ich beim Amt informativ nachfragte, erfuhr ich, dass es für Nachhilfe tatsächlich keine Beihilfe gebe. Ich staunte nicht schlecht über diese Unlogik. Wie soll Bildung funktionieren, wenn überforderte Lehrer es nicht schaffen, jedem den Stoff zu vermitteln, und wenn der, der sich gerne am Nachmittag damit beschäftigen möchte, dafür Geld ausgeben soll, das er nicht hat?

So fiel mir auf, dass zumindest in den Nachrichten der Begriff: Nachhilfe nicht genannt wurde bei den aufgezählten Beispielen, ob die Nachhilfe dennoch inzwischen ernst zu nehmendes Thema geworden ist, kann ja sein, keine Ahnung.

Liebe Grüße
Lisa Becker

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Becker,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich stimme mit Ihnen über den Stellenwert des Nachhilfeunterrichts für die Integration vieler Schülerinnen und Schüler und ihre soziale Aufstiegchancen überein. Auch Ihr Fall belegt eben die Bedeutung dafür, dass eine intensive Förderung, den weiteren Verlauf der schulischen Karriere begünstigt.

Allerdings halte ich wenig davon, dass der Nachhilfeunterricht zunehmend den Förderunterricht in
den Schulen ersetzen wird. Und ich halte noch weniger davon, dass der Staat mit der Übernahme der Kosten für Nachhilfe diese quasi Privatisierung der staatlichen Aufgaben auch mit Steuermitteln finanziert bzw. subventioniert. Es ist zwar richtig, dass bedürftige Familien kaum in der Lage sind, solche Nachhilfe finanziell zu meistern. Allerdings ist Ihre Forderung nach einer Übernahme der Kosten durch den Staat keine flankierende und unterstützungswerte Forderung. Ich sehe die Lösung in einer offensiven Bildungspolitik, die expansiv und flächendeckend ausgerichtet ist und ausreichend dafür sorgt, dass alle Schülerinnen und Schüler, die heute Nachhilfeunterricht benötigen, in angemessener und geeigneter Form gefördert werden, damit sie den Anschluss an ihre leistungsstärkeren Mitschülerinnen und Mitschüler nicht verlieren. Neben kleinen Klassen, guter Ausstattung der Schulen sowie mehr Lehrerinnen und Lehrern müssen mehr Förderunterrichtsstunden und gegebenenfalls kostenlose Einzelunterrichtangebote für besonders bedürftige Schülerinnen und Schüler eingerichtet werden. Eine ausreichende, hochwertige und kostenlose Versorgung der Gesellschaft mit staatlichen Bildungsangeboten ist m. E. der eigentliche Auftrag der staatlichen Bildungspolitik.

Mit freundlichen Grüßen

Ottmar Schreiner
Fax 030/ 227 763 40

ottmar.schreiner@bundestag.de