Frage an Ottmar Schreiner von Carl C. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Schreiner,
meine Frage ist nicht in den vorgegebenen vertreten:
Mir ist -mit Verlaub - Ihre persönliche mediale Außendarstellung absolut intransparent.
Genauer gesagt,ich sähe Sie gerne mit Ihren politischen Positionen sehr viel häufiger in den
Polit-TV-Talk-Shows.Statt des dauergrinsenden Olaf Henkel hätte ich Sie gerne öfter gehört
und gesehen.
Liegt nun Ihre m.E.mangelnde mediale Präsenz:
a) an (mehr oder weniger zwingenden)Partei-Vorgaben
b) an Vorgaben der Sende-Anstalten
c) an Ihren Vorbehalten gegenüber den Talkshow -Ritualen
d) an der Vielzahl aller anderen Aufgaben:parlamentarische Arbeit,Autorenschaft,Bürgervertretung, +Privatleben
Ich verkenne nicht,daß meine Frage sehr komplex ist ,vielleicht unbeantwortbar und nicht unmittelbar mit ihrer Abgeordnetenfunktionverknüpft.Unmittelbarer Anlaß ist der bizarre Vorgang,daß am heutigen Abend Herr Hochhuth für Ihr Buch aus 2008 in der Sendung von
Harald Schmidt eine furiose Empfehlung ausgesprochen hat,während bis dahin das Presse-echo -jedenfalls aus meiner Sicht - einfach zu dünn war.
Mich interessiert in der Hauptsache die Macht der Medien und deren konkrete Ausgestaltung:in einer Talkshow .Heute abend (Maybritt Illner) zur aktuellen Arbeitsmarktsiituation war der Proporz-vertreter der SPD Hans-Jochen Vogel ! Gewiß ein ehrenwerter Mann,aber die politikverdrossenen Wähler wollen doch Diskutanten,die noch in der politischen "Verantwortung stehen".
Sind Sie -was Talkshow-Teilnahmen angeht- völlig der Partei- und Sender-Willkür unterworfen?
Mit freundlichen Grüßen
Carl Chevalier
Sehr geehrter Herr Chevalier,
vielen Dank erst einmal für Ihre Frage. Die Medienlandschaft, wie sie sich in den Talkshows heute darstellt, ist ein wichtiger Faktor zur Meinungsbildung. Die Popularität einer Person und der von ihr vertretenen politischen und kulturellen Positionen können von der schieren Medienpräsenz stark abhängig sein, da stimme ich Ihnen zu. Ich möchte meine wohlbekannten Positionen, in deren Zentrum immer die soziale Gerechtigkeit und das Leben der Menschen steht, aber nicht als „populär“ verstanden wissen. Denn wenn etwas einmal populär ist, kann es auch wieder unpopulär werden. Eine Mode der sozialen Gerechtigkeit gibt es aber in meinem Verständnis nicht.
Die Einladungspolitik der Medienanstalten folgt jedoch auch einer eigenen Ökonomie, in deren Zentrum häufig der Konflikt und seine mediale Ausschlachtung steht. In der Zeit, als die SPD in an der Regierung beteiligt war, oder sogar den Kanzler stellte, waren meine Positionen oft konträr zu herrschenden Ansichten innerhalb der SPD. Wohin diese Politik führte möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
Meine Positionen sind innerhalb der SPD wieder konsensfähig geworden. Das begrüße ich sehr. In der medialen Öffentlichkeit lässt sich daraus aber kein scharfer Konflikt mehr mit den eigenen Parteifreunden destillieren, der dann in keifenden Talkshowrunden eskalieren kann. Dies mag für die ein- oder andere Einladungsrunde den Ausschlag gegeben haben.
Daneben gibt es aber auch schlicht triftige private und terminliche Gründe, warum ich in letzter Zeit nicht jeder Einladung nachkommen konnte.
Auf meiner Webseite http://www.ottmarschreiner.de finden Sie regelmäßig meine Presseerklärungen und meine Reden als Videostream oder Text zum Anschauen und Durchlesen.
Mit freundlichen Grüßen
Ottmar Schreiner