Frage an Otfried Hilbert von Christian B. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Böttger,
heute morgen habe ich gelesen, das die S-Bahn(nicht die Regionalbahn R10) bis nach Bad Oldesloe verlängert werden soll. Es wird doch schon seid Jahren diskutiert endlich eine U-Bahn über Steilshoop bis nach Bramfeld bauen zu wollen. Wird das in der Stadtteilentwicklung einen hohen Stellenwert haben??? Es wird zeit das einen U-Bahn kommt!!! Die Busse und die Straßen sind voll!!!
Sehr geehrter Herr Bär,
hier eine - auf den ersten Blick - weniger gute Nachricht, aber auch eine sehr gute Nachricht für sie, alle Steilshooper und Bramfelder sowie alle aus dem Grossraum Hamburg :).
Weniger gut:
Sofern eine ausreichend grosse Anzahl von BürgerInnen und Bürgern es der CDU weiterhin glauben wollen, wird die CDU auch in 30 Jahren noch eine U-Bahn nach Steilshoop und Bramfeld immer wieder aufs neue versprechen. Nur kommen wird eine U-Bahn hierher auch in 50 Jahren noch nicht!
Sehr gut:
Wenn sie mit ihrer Stimme dazu beitragen, dass es eine grün-rote Mehrheit in Hamburg gibt, werden die bereits weitestgehend fertigen Planfeststellungsunterlagen für die Stadtbahn - zunächst nach Steilshoop und Bramfeld - unverzüglich wieder aus den von der CDU unsinnigerweise verschlossenen Schubladen geholt.
Warum Stadtbahn?
Es gibt in Hamburg sehr viele Stadtteile mit einem zu erwartenden mittleren Fahrgastaufkommen, die bis heute keinen schienengebundenen ÖPNV-Anschluss haben. Dazu zählen neben Steilshoop und Bramfeld viele andere Gebiete wie Barmbek-Nord, Uhlenhorst, Grossborstel, Eppendorf, der Volkspark mit den Arenen wie z. B. auch Lurup und Osdorfer Born. Am viel zu teuren Bau der U4 in die Hafencity durften wir erleben, wie 300 Mio Euro für nur 4 km U-Bahn alle anderen Verkehrsprojekte für viele Jahre blockiert. Spekuliert wird zur Zeit über eine U-Bahn-Erweiterung zum Volkspark (Arenen) sowie eine U-Bahn nach Harburg (geschätzte Kosten: 1000 Mio Euro!). Die angeblichen Planungen für eine U-Bahn nach Steilshoop sind - wen sollte das wundern? - schon wieder tot!
Da fürs gleiche Geld eine ca. 5 bis 10 mal längere Strecke Stadtbahn mit bis zu 20 mal mehr Haltestellen gebaut werden kann, haben die Gutachten von 1998 bis 2000 nachgewiesen, dass die zusätzlichen Einnahmen für die Stadtbahn nach Inbetriebnahme dann wieder neue Strecken refinanzieren können. Im Gegensatz dazu kann bei einem bereits bestehenden U- und S-Netz durch zusätzliche U-Bahnstrecken diese Refinanzierung nur in einem geringen Maße erreicht werden. Das hat zur Folge, dass - wie in den letzten zwanzig Jahren - pro Jahr im Schnitt nicht mal 1 km U-Bahn finanzierbar ist. Die geplante erste Strecke der Stadtbahn mit einer Länge von 11 km ist dagegen so finanzierbar, dass sie 2011 den Fahrbetrieb aufnehmen kann (genauere Rechnung: Pressemitteilung der GAL vom 18.02.2008 http://www.gal-fraktion.de/cms/presse/dok/220/220706.abgehaengte_stadtteile_besser_anbinden.html).
Immer wieder wird behauptet, ein solch grosses Projekt sei in einer Großstadt wie Hamburg nicht möglich. Nicht nur Paris hat es uns 2006 mit der sehr gut angenommenen Stadtbahn vorgemacht. Auch in vielen weiteren Städten wie Montpellier und Montreal sind diese neuen Systeme mit Begeisterung aufgenommen worden. Wäre nicht die Schwarz-Schill-Mehrheit dazwischen gekommen, hätte der Stadtbahnbetrieb schon vor Paris in Hamburg aufgenommen werden können. Erfolg z. B in Karlsruhe: Dort sind die Fahrgastzahlen seit 1993 um 400% gestiegen.
Weitere Vorteile der Stadtbahn u. a.:
- weitgehend eigene Trasse, Ampelvorrangschaltung, deshalb deutlich schneller als Busse,
- niederfluriger Einstieg, bequemes Nutzen von Zwischenhalten auf Strassenhöhe,
- Trassenführung zum Teil auch auf Wiesenflächen ohne wesentliche Beeinträchtigung des Naturempfindens,
- sehr leise, keine Abgase, Energieeffizient, u. a. durch Bremsenergierückgewinnung,
- optimale Erweiterungsmöglichkeiten für die notwendigen Tangentialverbindungen z. B. nach Rahlstedt,
- optimale Flächenerschliessung zwischen den U- und S-Bahnlinien,
- weniger Staus auf den Strassen, da nur eine Stadtbahnfahrt bis zu 200 PKW-Fahrten ersetzen kann,
- durch Zweirichtungsfahrzeuge können Wendeschleifen vermieden werden. Auch die Handelskammer sowie der ADAC haben 2001 deshalb den Planfeststellungsunterlagen Stadtbahn zugestimmt. Selbst die CDU war wenigstens in Wandsbek mal schlauer: Im Arbeitsprogramm der CDU, Kreisverband Wandsbek 2001 bis 2005 wurde genau dies Verkehrssystem gefordert - nach der Wahl allerdings per Order "von oben" sofort wieder vergessen.
Herr Bär, ich bitte auch sie: Tragen sie mit ihren Stimmen für die Grünen am kommenden Sonntag zum Bau dieses so optimalen Verkehrssystems für den Grossraum Hamburg und zuerst in Steilshoop/Bramfeld bei. Weitere Infos sind u. a. zu finden unter: www.stadtbahn-hamburg.de
Herzlichst,
Ihr Kandidat Otfried Hilbert