Frage an Otfried Hilbert von Ulrike B. bezüglich Wirtschaft
guten tag herr hilbert,
aus dem wahlprogramm ihrer partei entnehme ich, dass sich die GRÜNEN zum thema "qualifizierte arbeitskräfte" positionieren.
was mich interessiert: chancen für alle, auch für die "silver generation". hoch motiviert, hoch qualifiziert, fähig zum wandel und fähig zu spitzenleistungen. welchen beitrag möchten sie in der hamburger bürgerschaft leisten, damit in industrieunternehmen in deutschland die leistungen dieser altersgruppe genutzt UND honoriert werden?
grüße, u. b.
Sehr geehrte Frau Bader,
zunächst einmal freut es mich sehr für sie, dass sie von ihrem Profil her eher auf der Sonnenseite im Arbeitsleben zu stehen scheinen :). Selbstverständlich ist mir bewußt, dass in vielen Unternehmen auch Spitzenleistungen als selbstverständlich hingenommen werden, das Überschreiten von Belastungsgrenzen oft an der Tagesordnung ist und Vergütungen, die diese Situation berücksichtigen, eher auf sich warten lassen. Zudem wurde ja gerade auf Bundesebene von Frau Merkel verhindert, dass wenigstens angemessene Aufstiegschancen für Frauen durch Festlegung einer akzeptablen Quote gefördert werden.
Allgemein gibt es in Deutschland immer noch einen Unterschied zwischen Frauen- und Männergehältern von 23%. Eine Differenzierung bezüglich Alters- und Gehaltsgruppen ist nicht ganz einfach zu erstellen, wird aber für den von ihnen angesprochenen Bereich nicht völlig anders ausfallen. Deshalb hat die GAL-Bürgerschaftsfraktion im Dezember 2010 einen Antrag in der Hamburger Bürgerschaft gestellt: Bundesratsinitiative für ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft sowie die Prüfung und ggf. die Einführung eines analogen Landesgesetzes. Diesen Antrag werde auch ich im Falle eines Mandates in der Bürgerschaft intensiv weiter unterstützen.
Haben sie zudem eine konkrete Idee, wie eine Förderung für ihre Situation oder die von ihren KollegInnen aussehen könnte? Wenn ja, bitte nennen sie mir diese gern hier. Dann werde ich prüfen, wie weit diese Ideen hier auf der Hamburger Ebene konkretisiert werden können bzw. wo bereits entsprechende Projekte in Arbeit sind.
Ich selbst beschäftige mich seit einiger Zeit mit Förderungen zu Existenzgründungen. Mein erster Eindruck dazu ist, dass der Anteil von Frauen im Bereich Existenzgründungen sehr hoch (> 50%) ist und besonders auch in den Altersgruppen zwischen 40 und 60 der Weg in die Selbständigkeit gesucht wird. Käme das auch für sie in Frage - oder für die Menschen, an die sie bei ihrer Frage dachten?
In diesem Falle gibt es gerade einen Erfolg grüner Regierungsbeteiligung: Am 1. März 2011 wird das erste Frauenwirtschaftszentrum in Hamburg eröffnet. Ziel des Zentrums ist es, Unternehmerinnen die Existenzgründung zu erleichtern. Unter dem Namen „Lerche 28" sind 15 Büros mit kurzen Kündigungsfristen entstanden, die Gründerinnen und Unternehmerinnen mit internationaler Ausrichtung zur Verfügung gestellt werden sollen. Antje Möller, stellvertretende Vorsitzende der GAL-Fraktion: „Hier sollen Netzwerke geknüpft und Synergie-Effekte genutzt werden können. In den Führungsetagen Platz für 40 Prozent Frauen zu schaffen ist das richtige Ziel auf dem Weg zur tatsächlichen Chancengleichheit. Die unternehmerische Selbstständigkeit von Frauen auf stabile Füße zu stellen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin.“
Mit freundlichen Grüßen
Otfried Hilbert