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Ortwin Runde
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Frage von Kerstin B. •

Frage an Ortwin Runde von Kerstin B. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Runde,

welche konkreten Gedanken machen sich die politischen Parteien im Bundestag zum Thema"Entschädigung der Privatkunden/Lehmanpleite", die nicht durch den Sicherungsfonds aufgefangen werden? Wir sind allein in HH ca.4.000 Betroffene, die allein durch die HASPA betroffen sind. Ich habe z.B. Geld aus meiner Abfindung, die ich nach 18Jahren Tätigkeit als Ingenieurin bei OTTO ausgehandelt habe, nachdem mir vor 3Jahren von OTTO/McKinsey gesagt wurde, dass es meinen Arbeitsplatz zum 01.01.2006 nicht mehr geben werde, in laut HASPA 100% sichere Anleihen angelegt. Dies sollte als Ausbildungssumme für unsere Kinder, die damals 7 und 10 waren, dienen. Jetzt bin ich bzw. unsere Familie doppelt betroffen. Mein Job ist weg und ein Teil meiner Abfindung auch. Und ich bin absolut kein Einzelfall. Auf der Internetseite www.lehman-zertifikateschaden.de können sie Hunderte von Schicksalen nachlesen. Wo bitte ist unsere Lobby in der Politik. Die Banken und Sparkassen stellen sich absolut stur. Jeder, der in seinem Leben bereits Aktien gekauft hatte, wird als wissend und intern als risikofreudig ...kurz als Zocker...deklariert und von den Verantwortlichen abgewiesen. Wo können wir in der POlitik Unterstützung bekommen? An wen müssen wir uns wenden, damit auch wir Privatanleger von angeblich 100%sicheren Zertifikaten Hilfe bekommen? Bitte antworten Sie.

Mit herzlichen Grüßen zum neuen Jahr
Kerstin Baatz

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Baatz,

Ihre Sorgen verstehe ich gut. Als Finanzpolitiker diskutiere ich derzeit auf vielen Veranstaltungen der SPD die grundsätzlichen, aber auch die individuellen Folgen der Finanzmarktkrise -- und wie man politisch am sinnvollsten darauf reagiert. Aus der Presse kenne ich auch die laufende Debatte um das Beratungsverhalten der Hamburger Sparkasse zu den sog. Lehman-Papieren. Auf entsprechende Artikel hatte Sie bereits mein Fraktionskollege Christian Carstensen hier auf abgeordnetenwatch hingewiesen. Ich bitte allerdings um Verständnis darum, dass ich über diesen Hinweis hinaus keine weiteren Hinweise geben möchte. Denn es handelt sich dabei um Rechtsstreitigkeiten in Einzelfällen, zu denen Rechtsanwälte sicherlich die ggf. Berufeneren sind, um Ihnen konkret weiterhelfen zu können.

Eine politische Konsequenz dieser Debatten besteht aus meiner Sicht darin, den Verbraucherschutz bei Finanzdienstleistungen zu überprüfen und ggf. zu verbessern. Welche Folgen daraus im Einzelnen gesetzgeberisch gezogen werden, ist noch in der Diskussion. Unter anderem stehen etwa verbraucherschutzpolitische Verbesserungen bei Verjährungsregeln in der Debatte. Die SPD-Bundestagsfraktion arbeitet hier hart an den notwendigen Verbesserungen mit.

Zur Ehrlichkeit in der Debatte gehört es aber auch, festzustellen, dass es eine 100%ige Sicherheit durch Verbraucherschutz gerade bei Finanzanlagen nicht geben kann und wird, auch wenn ich hart für die sinnvollen und möglichen Verbesserungen beim Verbraucherschutz streiten will und werde. Denn in Finanzanlagefragen ist jeder seines Glückes Schmied -- und man kann in einem kapitalistischen -- oder marktwirtschaftlichen System -- nur zu Vorsicht und Augenmaß raten -- politisch wie allgemein menschlich.

Ich habe in meinem politischen Leben deswegen immer auf die Vorzugswürdigkeit solidarisch organisierter Lösungen zur Existenz- und Wohlstandsabsicherung gesetzt, wie insbesondere die gesetzlichen Sozialversicherungen. Eine strikte Regulierung der Kapitalmärkte gehörte und gehört gerade wegen des Respekts für die marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für mich stets dazu. Wer -- wie ich -- angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise ähnliche Einsichten hat, ist herzlich eingeladen, dies gemeinsam mit vielen Gleichgesinnten zu vertreten. Erlauben Sie mir daher abschließend diese Werbung für die SPD.

Mit freundlichen Grüßen

Ortwin Runde