Frage an Ortwin Runde von Lutz C. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Hr Runde!
Im Interesse der Gerechtigkeit, des sozialen Friedens und des allgemeinen Wohlstandes ist es höchste Zeit, die Umverteilung von der verarmenden Mehrheit der Menschen in Deutschland zu den wenigen sehr Reichen mit wirksamen Mitteln zu stoppen.
Bleibt die Frage nach den „wirksamen Mitteln“.
Zunächst gibt es sicherlich kein anderes Mittel als die Besteuerung. Auf längere Sicht jedoch sollte man auch daran gehen, die Ursachen der Umverteilung anzugehen. Und die sind dem System unserer Geld- und Bodenordnung immanent.
Überlegungen, wie man am besten den Spitzenreichtum abschöpfen kann sind etwa so wirkungsvoll wie eine überlaufende Badewanne abzuschöpfen, ohne auf die Idee zu kommen, den Zulauf zu drosseln.
Man schaue sich einmal die Größenverhältnisse an: während die von der SPD diskutierte Abschöpfung der Reichtumsspitze maximal 1,5 Milliarden Euro im Jahr bringen würde, beträgt allein der Schuldendienst des Bundes über 41 Mrd. Euro! Die gesamten Zinszahlungen von Unternehmen, Privathaushalten und öffentlicher Hand betragen pro Jahr über 300 Milliarden Euro. Dieser Betrag, der weit größer ist als der Bundeshaushalt, fließt fast ausschließlich denen zu, die damit nichts anderes anzufangen wissen als ihn wieder profitabel anzulegen –mit dem Erfolg, dass die Vermögen beinahe exponentiell wachsen und es zu einer wahren Explosion des Reichtums kommt.
Wenn die Wirtschaft aber nur linear oder gar nicht wächst, hat dies zur Folge, dass für die Wertschöpfenden immer weniger bleibt. Hier ist der Wirkmechanismus zu finden, der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnet und immer größere Probleme schafft!
Daher läge eine echte, ursachenbereinigende Lösung des Problems wohl erst in einer Reform unserer Geld- und Bodenordnung im Sinne der Freiwirtschaft.
Meines Erachtens wird in unserer Gesellschaft viel zu wenig über diese Lösung diskutiert und geforscht.
Mich würde sehr interessieren wie Sie dazu stehen.
Mit frdl. Grüßen L. Chmelik
Sehr geehrter Herr Chmelik,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Sie überlegen, ob die Lösung unserer wirtschaftlichen Herausforderungen und Schwierigkeiten in Deutschland in einer Veränderung der „Geld- und Bodenwirtschaft“ im Sinne der Freiwirtschaft des Theoretikers Silvio Gesell liegen könnte.
Wie Sie wissen, wird die Freiwirtschaftslehre von vielen Ökonomiewissenschaftlern sehr zurückhaltend behandelt bzw. abgelehnt. Ich will diese wissenschaftliche Diskussion nicht vertiefen, auch nicht mit Blick auf die diskutierten Verwerfungen, die diese Theorie enthalten könnte. Eine wichtige Essenz in der Sache scheint mir aber zu sein, dass die Freiwirtschaftslehre auf dem Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft fußt und die Lösung über ein bestimmtes geldtheoretisches Konzept sucht. Aus diesen Gründen stellt sich mir die Frage einer realitätstauglichen Umsetzbarkeit dieser Theorie, erst recht in einer globalisierten Welt. Dies gilt auch mit Blick auf die theoretisch angestrebten Veränderungen der Geldfunktionen überhaupt.
Mit freundlichen Grüßen
Ortwin Runde