Frage an Oliver Jörg von Lukas B. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Bach,

ich danke herzlich für Ihr Interesse an meiner politischen Haltung zu folgenden Fragestellungen:

1) Wie stehen sie zur verlängerten Laufzeit von Atomkraftwerken?

Politisches Ziel muss es sein, eine klimafreundliche, zuverlässige und für alle bezahlbare Energieversorgung sicher zustellen. Heiz-, Strom- und Transportkosten belasten vor allem Familien mit kleineren und mittleren Einkommen. Energiekosten haben auch eine soziale Dimension, die es bei der Frage nach dem richtigen Energiemix zu berücksichtigen gilt. Wenn Energie und Strom in Deutschland nicht zum Luxusgut werden soll, können wir kurz- bis mittelfristig nicht auf die in Deutschland bestehenden Atomkraftwerke verzichten. An erster Stelle muss dabei jedoch immer die Sicherheit der Kraftwerke stehen. Es macht jedoch keinen Sinn, sichere Kraftwerke in Deutschland abzuschalten, um dann Atomstrom aus tschechischen oder ukrainischen Kraftwerken zu importieren. Damit vergrößern wir lediglich unsere Abhängigkeit von ausländischen Energiekonzernen. Ich trete deshalb für eine moderate Verlängerung der Laufzeiten ein – unter der Bedingung, dass die dadurch entstehenden Unternehmensgewinne, zum einen an die Verbraucher durch niedrigere Preise weiter gegeben werden, zum anderen in die Forschung und den Ausbau von regenerativen Energien investiert werden. Unter diesen Voraussetzungen bleibt die Sicherheit unserer Energieversorgung gewährleistet und es profitieren Verbraucher und Umwelt gleichermaßen.

2) Wie könnte man ihrer Meinung nach den Ausfall an Strom (durch den Ausstieg aus der Atomkraft) beseitigen?

Um zu verhindern, dass das Abschalten von deutschen Atomkraftwerken lediglich dazu führt, dass Atomstrom aus französischen, tschechischen oder ukrainischen Kraftwerken teuer importiert wird, bedarf es eines „Ausstiegs mit Augenmaß“. Mit einer moderaten Verlängerung der Laufzeiten muss für die Stromanbieter die Verpflichtung einhergehen, in regenerative Energie zu investieren. Gerade im Bereich von Geothermie, Solarenergie, (offshore) Wind- und Wasserkraft kann Energie in immer stärkerem Maße rentabel gewonnen werden. Es ist Aufgabe der Politik für die Unternehmen einen entsprechenden Investitionsrahmen zu schaffen und für die Verbraucher Anreize durch zinsgünstige Darlehen, steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten und begleitende Beratung für eine dezentrale Energieversorgung z.B. durch Erdwärme, Solardächer o.ä. zu setzen.

Ganz entscheiden für unsere künftige Energieversorgen ist neben der Energiegewinnung aber vor allem die Frage der Energieeffizienz. Denn das Potential, das an Energie alleine dadurch eingespart werden kann, dass wir sie intelligenter und besser nutzen, ist noch lange nicht erschöpft. Gerade im Bereich Wärmedämmung oder energiesparende Elektrogeräte besteht noch Spielraum. Auch hier muss der Staat, durch Investitionsförderungen und verbindliche technische Standards eine aktive Rolle spielen.

3) Wie sollte man den Umstieg auf alternative Energien finanzieren?

In einem vernünftigen Energiemix müssen langfristig alle Energieträger rentabel sein. Auch bei den regenerativen Energien kann es deshalb nicht um eine dauerhafte Subventionierung, sondern nur um eine Anschubfinanzierung gehen, die vor allem den Bereich Forschung und Entwicklung betrifft. Ich trete deshalb dafür eine die Verlängerung von Laufzeiten für Atomkraftwerke an eine Verpflichtung der Energiekonzerne zu koppeln, diese Gewinne großteils in diesen Bereich zu investieren. Ziel einer nachhaltigen Energiepolitik muss es sein, die Rahmenbedingung für die Entwicklung und den Ausbau regenerativer Energien so zu gestalten, dass sie sich mittel- bis langfristig am Markt rentieren und dazu beitragen, dass Energie in Deutschland auch in Zukunft noch für alle bezahlbar bleibt.

Mit freundlichen Grüßen

Oliver Jörg