Frage an Norman Paech von Levent K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Professor Paech,
vielen Dank für Ihre Antwort zum Karabach-Konflikt. Ich stimme Ihnen im Prinzip zu, habe aber noch einige Nachfragen.
Sie antworteten "Armenien muss seine Truppen aus Karabach
zurückziehen. Aserbaidschan muss auf Gewalt und die Androhung von Gewalt
verzichten"
Sie haben dies sehr diplomatisch geschickt ausgedrückt und ich verstehe
darunter, dass Sie damit meinen, dass den Armeniern in Karabach eine
Autonomie innerhalb Aserbaidschans zusteht. So lautet aber doch das
Angebot Aserbaidschans schon seit Jahren! Deshalb habe ich folgende
Nachfragen an Sie:
Was sollte Ihrer Meinung nach denn Aserbaidschan noch alles tun, damit die
armenische Seite endlich einlenkt? Etwa Berg-Karabach den Separatisten
überlassen?
Das braucht und wird Aserbaidschan niemals tun, denn schließlich gehört
Karabach völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Ebensowenig können die Aseris
warten, ob die Armenier (mit viel Glück) irgendwann zur Besinnung kommen
und aufgeben. Eigentlich müssten sie dies längst tun, weil Armenien
ökonomisch längst am Ende ist und massenhaft Leute ausgewandert sind.
Wenn immer nur eine Seite (Aserbaidschan) gewillt ist, wirklich Frieden zu
schließen, darf man sich nicht wundern, wenn dies nicht klappt und Aserbaidschan anfängt, mit dem Säbel zu rasseln.
Ich denke auch nicht, dass eine einzelne Minderheit in einem
multiethnischen Land das Recht hat, gewaltsam einen eigenen Staat zu
gründen. Dann könnte sich dieser Staat ja gleich selbst auflösen, egal ob
es sich um Aserbaidschan, China, Indien, Russland oder andere Länder
handelt. Die Armenier haben doch schon einen eigenen Staat, wieviele
sollen sie denn noch gründen dürfen? Und zu welchem Preis für die
nichtarmenischen Bevölkerungsteile? Etwa Massentötungen und
Massenvertreibungen wie in Chodschali?
Nähere Informationen finden Sie unter http://www.hrw.org/reports/1993/WR93/Hsw-07.htm#P315_106925 sowie
http://www.geocities.com/fanthom_2000/hrw-azerbaijan/hrw-contents/3.html#background
Mit freundlichen Grüßen
Levent Kaya