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Norika Creuzmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Reinhard G. •

Frau Baerbock sagte, dass Deutschland für immer auf russische Energie verzichten soll. Ist unsere Wirtschaft nicht auf günstige Energie angewiesen?

Sehr geehrte Frau Creuzmann,

würde es nicht zuerst unsere Wirtschaft (auch in NRW) treffen, wenn sie keine günstige Energie mehr beziehen kann? Würden so die Energiepreise (und nicht nur diese) auch für die Bürger langfristig massiv steigen? Das Flüssiggas ist teurer und wird auch häufig durch umwelt- und klimaschädliches Fracking erzeugt. Wie stehen Sie zum Fracking?

Würden wir so stärker von einem Land jenseits des Atlantiks abhängig, dass sich, wie auch der Angriffskrieg gegen den Irak zeigte, nicht an geltendes Völkerrecht hält?

Und würden so asiatische Länder mit einer Pipeline nach Russland bei einem dauerhaften Energieboykott deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber der EU erhalten?

Sollte der Krieg nicht jetzt durch Verhandlungen beendet werden? Sollte Russland nicht zumindest angeboten werden, dass wir bei einem Friedensvertrag wieder mehr Öl und Gas beziehen?

Mit freundlichen Grüßen

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr G.,

der Ukrainekrieg verlangt viel von den Menschen in der Ukraine ab. Sie wurden von Putin angegriffen, weil die Menschen in Freiheit leben wollen und diese Freiheit und die damit verbundenen Werte die Macht von Putin in Russland gefährdet. Viel zu lange haben wir zugesehen und Putin gewähren lassen. Mit unseren Geldern, die durch unsere Energieimporte aus Russland in die Kriegskassen gespült werden, finanzieren wir den Krieg mit. Lange haben wir Grünen gemahnt, uns nicht weiter in die russische Abhängigkeit zu geben und auf einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien gedrungen.

Insbesondere unsere Industrie ist energiehungrig. Daher hat sich Robert Habeck schnell nach dem Beginn des Krieges auf den Weg gemacht, Ersatz für die russischen Energien zu sichern. Dabei musste er auch mit Regimen verhandeln, die nicht unsere Werte teilen, die aber in der Lage sind, den Wegfall von russischen Energien zu kompensieren. Es geht hier um Übergangslösungen, während die Erneuerbaren forciert werden.

Fracking lehnen wir ab, da damit unbeherrschbare Risiken für unser gesamtes Ökosystem und damit auch unmittelbar für die Menschen verbunden ist. Wir müssen deshalb mit aller Kraft komplett aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen. Wir tun alles, damit dieser Ausstieg möglichst bald realisiert wird, um die letzte Chance, das 1,5° Ziel zu halten zu wahren. Das wird eine Anstrengung, der wir uns stellen.

Ich wünsche mir nichts mehr als Friedensverhandlungen mit Russland, damit dieser Krieg so schnell wie möglich endet. Dazu müssen wir eine Verhandlungsbereitschaft erwirken. 

Aber wir können nach einem Waffenstillstand nicht zur Tagesordnung übergehen und wieder die alten Lieferverträge in Kraft setzen, das wäre das völlig falsche Signal. Wenn wir uns aus der Abhängigkeit fossiler russischer Energie begeben können, dann sollten wir mittelfristig diesen Weg weiter gehen und uns in Gänze von fossilen Energien verabschieden. Damit würden wir auch andere Staaten nicht mehr finanziell unterstützen. Wenn wir erst unsere Energie selbst erzeugen, dann bleibt die Kaufkraft im Land - und die Preise blieben bezahlbar. Schließlich bläst der Wind umsonst und die Sonne schickt ebenfalls keine Rechnung. 

Liebe Grüße

Norika Creuzmann

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