Frage an Norbert Müller von Lydi S. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Müller,
Liebend gerne hätte ich gewusst, wie Sie derzeit mit dem Thema Impffreiheit umgehen. Uns als Familie ist es ein sehr großes Anliegen, über unseren Körper selbst bestimmen zu können. Z.B. Welche Medikamente wir nehmen und auch weiterhin die Freiheit zu haben, ob wir uns impfen lassen oder nicht. Wie ist Ihre derzeitige Meinung dazu? Freundliche Grüße L. S. P.S. Kennen Sie die Kampagne von den Ärzten für individuelle Impfentscheidung?
Sehr geehrte Frau S.,
die Bundestagsfraktion DIE LINKE hat sich klar für das Impfen, aber gegen eine Impfpflicht positioniert. Wir nehmen warnende Stimmen der Impfskeptikerinnen und -skeptiker zur Kenntnis, folgen aber letztlich dem überwältigenden wissenschaftlichen Konsens, demzufolge der Nutzen der Impfungen deren Risiken erheblich übersteigt.
Auf der anderen Seite ist das Impfen natürlich ein Eingriff in die körperliche Integrität. Impfschäden sind sehr selten, aber möglich. Wenn der Staat hier Zwang ausübt, muss das mit besonders wichtigen Gemeinwohlfragen gerechtfertigt werden. Ist also die Impfpflicht der entscheidende Hebel., um die Impfquoten anzuheben? Wir meinen, Nein. Denn die größten Impflücken bestehen bei jungen Erwachsenen, obwohl sie dem Impfen positiv gegenüber stehen. Zudem werden sich überzeugte Impfgegner auch aufgrund einer Bußgeldandrohung nicht zum Impfen bringen lassen, sodass die Durchimpfungsrate wohl nur wenig durch eine "Pflicht" verbessert werden kann. Denn niemand will, dass Impfgegner*innen auf Liegen geschnallt und zwangsgeimpft werden.
Was stattdessen fehlt, sind ein gut organisiertes Einladungs- und Erinnerungswesen und strukturierte Impfprogramme an Schulen sowie Ausbildungs- und Arbeitsstätten. Wir begrüßen ebenfalls, wenn sich zum Beispiel Eltern und Leitung einer KITA darauf einigen, das Impfen zur Zugangsvoraussetzung zu machen. Wer sich gegen Impfen entscheidet, sollte das allerdings tun können. Der Bund, Länder, Kommunen bis hin zu Krankenkassen sollten allerdings aktiv mit fundierten und neutralen Informationen in die Öffentlichkeit gehen, um den vielen irreführenden und teils falschen Behauptungen, die zum Impfen im Umlauf sind, zu begegnen.
Der Eingriff in das individuelle Selbstbestimmungsrecht, den die Impfpflicht darstellt, ist für uns im Hier und Jetzt nach unserer Ansicht nicht gerechtfertigt. Die Abwägung kann anders ausfallen, wenn tatsächlich nationale Notstände bei neuen Epidemien auftreten. Das Positionspapier der Fraktion DIE LINKE finden Sie hier: https://www.linksfraktion.de/themen/positionspapiere/detail/impfen-foerdern-nicht-erzwingen/
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Müller MdB