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Norbert Müller
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Frage von Sonja K. •

Frage an Norbert Müller von Sonja K. bezüglich Frauen

Sehr geehrter Herr Müller,

Ich arbeite zurzeit an einer Facharbeit zum Thema Akzeptanz und Umgang mit Frauen in der Politik.
Dazu würde ich Ihnen gerne Fragen stellen, um aus Ihrer persönlichen Einschätzung und Erfahrungen Kenntnisse zu gewinnen.

1. Erfahren Sie einem differenzierten Umgang zwischen Männern und Frauen?
2. Was wünschen Sie sich zum Thema Gleichberechtigung?
3. Warum ist Ihrer Meinung nach der Anteil von Frauen in der Politik so gering?
4. Was müssen Frauen als Voraussetzung mitbringen, wenn Sie in der Politik tätig sein möchten?
5. Wie nehmen Sie die Medienpräsenz im Vergleich zwischen Männern und Frauen war?
6. Gibt es Ihrer Meinung nach Diskriminierung vom Frauen beim politischen Aufstieg?
7. Nach welchen Kriterien bei einer Wahl zwischen Mann und Frau entscheiden Sie?

Ich freue mich sehr auf Ihre Antworten.

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau K.,

vielen Dank für die Zusendung Ihrer Fragen - Diese möchte ich Ihnen wie folgt beantworten:
Vor hundert Jahren durften Frauen am 19. Januar 1919 zum ersten Mal in Deutschland zu einer Wahl antreten und selbst wählen. Wenn wir daran heute erinnern, sollten wir zum einen nicht vergessen, dass hinter dieser Errungenschaft ein mindestens doppelt so langer Kampf steht. Zum anderen sollten wir diesen Jahrestag als Auftrag verstehen, uns nicht mit dem Bestehenden zufrieden zu geben. Denn von einer wirklichen politischen und gesellschaftlichen Gleichstellung sind wir noch weit entfernt.
Auch wenn Frauen formal gleiche Rechte besitzen, heißt das noch lange nicht, dass sie auch die gleichen Möglichkeiten haben, diese in Anspruch nehmen zu können. Der Politikbetrieb mit seiner Diskussions- und Arbeitskultur schließt Frauen immer noch aus oder verlangt ihnen zumindest einen deutlichen Mehraufwand ab, um als gleichberechtigte Politikerinnen auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden, Männer fördern noch immer eher andere Männer. Zur strukturellen Diskriminierung von Frauen gehört auch Ihre Repräsentation in den Medien, sowohl qualitativ als quantitativ. So kommen Frauen als Subjekte häufig seltener in den Medien vor und wenn, werden sie oft auf "weibliche" Eigenschaften reduziert (bspw. Mutti Merkel).
Frauen sind in politischen Ämtern und Mandaten noch immer dramatisch unterrepräsentiert. Mit nur noch 30,9 Prozent ist der Anteil weiblicher Mandatsträgerinnen im 19. Deutschen Bundestag so niedrig wie zuletzt 1998. DIE LINKE schränkt diese unsichtbare Männerquote mit einer sichtbaren Frauenquote ein und versucht damit zumindest ansatzweise, strukturelle Benachteiligungen von Frauen auszugleichen.
Wir, DIE LINKE im Bundestag, wollen nun einen Schritt weiter gehen und fordern ein Paritégesetz, das die Parteien verpflichtet ihre Wahllisten und Wahlkreise geschlechterparitätisch aufzustellen.
Ein solches Paritégesetz hat der Landtag Brandenburg am 31. Januar 2019 mit den Stimmen von LINKEN, SPD und Bündnis 90/Die Grünen verabschiedet. Damit hat Brandenburg als erstes Bundesland eine verpflichtende Quotierungsregelung für die Landtagswahlen eingeführt und ist damit zumindest in Brandenburg einer tatsächlichen Gleichstellung ein ganzes Stück vorangekommen.
Weitere Informationen zur Forderung des Paritégesetz sind in der folgenden Broschüre der Fraktion zu finden:
https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/7380_LinkeBTF_Brosch_Parite_A6_4c_Web.pdf
Ich würde keine Partei wählen und für diese tätig sein, wenn sie nicht quotierte Wahllisten hat. Bei der direkten Wahl zwischen zwei Menschen kommt es natürlich zuallererst auf die persönlichen Eigenschaften an, wobei mir bewusst ist, dass es auch bei dieser Bewertung eine Beeinflussung durch Geschlechterstereotype gibt. Bei zwei mir gleich geeignet erscheinenden Kandidat_innen würde ich auf die Frau setzen, um so im Kleinen der strukturellen Benachteiligung entgegenzuwirken.

Sollten Sie weitere Fragen haben, schreiben Sie mir gern.

mit freundlichen Grüßen und viel Erfolg bei der Facharbeit!

Norbert Müller