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Norbert Brackmann
CDU
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Frage von Jörn S. •

Frage an Norbert Brackmann von Jörn S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Brackmann,

die CDU/CSU und Ihre Fraktionen lehnen in weiten Teilen eine CO2-Steuer ab und befürworten das vermeindlich marktwirtschaftliche Element des Zertifikat-Handels.
Bereits die Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmosphäre" hat in Ihrem Schlussbericht (31.10.1990), sogar unter dem Vorsitz Ihres Abgeordneten Dr. Klaus W. Lippold, vor nunmehr knapp 30 Jahren schon eine CO2-Steuer als befürwortenswertes Instrument zum Schutz der Erdatmosphäre der damaligen Bundesregierung vorgeschlagen (siehe Schlussbericht der Enquete-Kommission "Schutz der Erdatmophäre", Seite 345ff; https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/12/086/1208600.pdf).
Was veranlasst viele Abgeordnete der CDU/CSU von den damaligen Einschätzungen, welche heute mehrheitlich von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gestützt wird, abzurücken?
Wie ist Ihre Einstellung zu einer CO2-Steuer (Ausgestaltung hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit unterstellt)?

Die Einführung eines Zertifikat-Handels hat sich in der Vergangenheit als wenig geeignet erwiesen und würde sich im Falle der Ausweitung auf alle CO2-Emittenten nur als Maßnahme eignen, welche erst mit erheblicher Verzögerung Steuerungseffekte erreichen würde. Warum weichen viele Abgeordnete der CDU/CSU von einem Konsenz ab, welcher vor knapp 30 Jahren bereits auch unter CDU/CSU Mitwirkung erzielt wurde?
Ich danke Ihnen für eine Antwort.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Saß,

vielen Dank für Ihre Frage.

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass der Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ keinesfalls zwischen CO2-Steuer und Zertifikatehandel abwägt und in diesem Zuge die Einführung einer CO2-Steuer priorisiert, wie Sie es in Ihrer Anfrage suggerieren. Insofern gibt es keine historische Linie von der wir abrücken. Im Gegenteil, der Emissionszertifkatehandel wurde 2005 in der Europäischen Union gemeinsam von allen Ländern und auch Deutschland eingeführt.

Der Emissionszertifkatehandel soll sicherstellen, dass nach marktwirtschaftlichen Gesetzen da CO2 eingespart wird, wo es am günstigsten geht. Anders als Sie es behaupten funktioniert dieses System heute bereits als klimapolitisches Instrument. Es deckt heute etwa die Hälfte der CO2-Emissionen in der EU ab und macht es, dank der Möglichkeit Zertifikate zu verknappen, einfach, gesteckte Emissionsziele in den jeweiligen Sektoren zu erreichen. Bei einer CO2-Steuer dagegen wäre unklar, wie stark Emissionen tatsächlich sinken. Es fehlt schlichtweg die Steuerungsfunktion. Der Vorteil des Zertifikatehandels liegt aber genau darin, dass ein Mindestziel bei der Reduzierung von Emissionen vorgegeben werden kann und dieses deutlich genauer erreicht wird, als es durch eine Steuer möglich ist. Daher gilt es, das Zertifikatehandelssystem als Kernelement der Klimapolitik anzunehmen, es zu stärken und es zügig auf weitere Sektoren auszuweiten.

Dort aber, wo eine Ausweitung des Zertifikatehandels nicht möglich oder zu kompliziert ist oder lange dauern würde, ist meiner Auffassung nach eine CO2-Steuer sinnvoll. Dafür braucht es dann aber eine grundlegende Reform unseres Energiesteuersystems. Diese Debatte führen wir derzeit in der Union. Und diese Debatte muss sorgsam geführt werden, denn eine solche große Steuerreform wird die Wirtschaft und die Bürger unmittelbar berühren.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Brackmann