Frage an Norbert Brackmann von Stefan D. bezüglich Umwelt
Guten Tag Herr Brackmann,
Sie haben im Bundestag für eine Laufzeitverlängerung gestimmt.
Dem Bürger wurde immer gesagt: Atomkraft ist sicher. Dem ist ja anscheinend nicht so. Das was in Japan passiert zeigt ja, dass die Menschen die Technik doch nicht im Griff haben.
Haben Sie Ihre Meinung zum Thema Atomkraft geändert? Werden Sie sich dafür einsetzen, dass Krümmel nicht mehr ans Netz geht?
Denn: Vattenfall ist genauso unzuverlässlich wie Toyko Power. Noch mehr erschreckt mich die Tatsache, dass in Krümmel auch Transformatoren zur Eigenstromerzeugung ausgetauscht wurden: "Dasselbe gilt für die beiden Eigenbedarfstransformatoren, über die das Kraftwerk selbst mit Strom versorgt wird." Quelle: http://www.vattenfall.de/de/kruemmel-aktuelles.htm
Heißt also: Es gab in Krümmel techniche Defizite. Erschreckend. Erschreckend.
Sehr geehrter Herr Duphorn,
vielen Dank für Ihre Frage. Die Bilder, welche uns in den letzten Tagen und Wochen aus Japan erreichen, bedrücken mich zutiefst. Mein Mitgefühl gilt all jenen die verletzt wurden, ihr Haus oder sogar geliebte Menschen verloren.
Die aus dem Erdbeben und dem folgenden Tsunami entstandene Notsituation im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi hat neue Erkenntnisse über mögliche Sicherheitslücken bei der zivilen Nutzung der Kernenergie hervorgebracht. Konkret wird zu überprüfen sein, ob die bisherigen Auflagen wirklich alle Risiken abdecken. Diese neue Lage hat die Bundesregierung dazu bewegt, ein dreimonatiges Moratorium für die Laufzeitverlängerung zu beschließen und sieben ältere Kernkraftwerke vorübergehend vom Netz zu nehmen. Die betroffenen Anlagen sind Brunsbüttel, Biblis A und B, Neckarwestheim I, Philippsburg I, Isar I und Unterweser.
Wir werden während dieser drei Monate alle deutschen Kernkraftwerke genau dieser Prüfung unterziehen, die unter anderem die Erdbebensicherheit und Kühlungsreserven betreffen wird. Nur wenn alle Sicherheitsauflagen erfüllt werden, können die Reaktoren am Netz bleiben. Zusätzlich zu einer damit befassten Reaktorsicherheitskommission wird auch eine Ethikkommission zur Frage der Kernkraft in Deutschland eingesetzt. Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits angekündigt hat, wird die Situation nach dem Moratorium nicht dieselbe sein wie vor dem Unfall in Japan.
Fest steht aber auch: Mit der Laufzeitverlängerung haben wir die Betreiber wieder dazu verpflichtet, in die Sicherheit ihrer Anlagen zu investieren. Der sogenannte Atomkonsens der rot-grünen Regierung, verhandelt vom damaligen Bundesumweltminister Trittin, garantierte den Konzernen, dass sie bis zur Abschaltung nicht mehr in die Sicherheit ihrer Kraftwerke investieren mussten. Ideologische Abschaltziele wurden vor die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger gestellt.
Bezüglich des von Ihnen angesprochenen Kraftwerks Krümmel bin ich ihrer Meinung. Unter Vattenfall darf diese Anlage nicht mehr ans Netz gehen. Die Pannengeschichte der letzten Jahre hat gezeigt, dass dieser Konzern kein zuverlässiger Partner ist. Sollte sich ein anderes Unternehmen finden, dass die Betriebsführerschaft übernimmt und alle Sicherheitsstandards vorbehaltlos erfüllt, wäre diese Situation hingegen neu zu bewerten.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Brackmann