Frage an Nina Stahr von Karl-Heinz D. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Stahr,
sicher ist Ihnen der bereits seit den 1970er-Jahren schwelende städtebauliche Großkonflikt in Lichterfelde-Süd -- Ihrem Wahlkreis -- bekannt. Gute Infos dazu finden Sie im Internet. Im Namen von besorgten Bürgern frage ich Sie:
1. Wie beurteilen Sie die Entwicklung in Lichterfelde-Süd, wo direkt neben der benachteiligten Thermometer-Siedlung durch einen Investor auf Rändern des ehem. "Parks Range" ein neues Stadtviertel mit bis zu 3000 Luxus-Wohneinheiten entstehen soll, obwohl dadurch auch wertvolle, schützenswerte Natur unwiderbringlich zerstört werden würde?
2. Wie beurteilen Sie heute den Verkauf dieses Geländes durch den Bund (Bundesfinanzminister Peer Steinbrück) von 2007/08 an die CA-Immo AG (Wien), obwohl seit den 1980er-Jahren bekannt war, daß dieses 110-Hektar-Grundstück erheblich planungsbefangen ist (XII-252 und XII-L2) und sich deshalb als Spekulationsobjekt nicht eignete?
3. Volkes Stimme sagt, es diene der Vorbereitung einer Koalition von Schwarz-Grün im Bund. Was sind die wahren Gründe dafür, daß die GRÜNEN ihre eineindeutige und klare politische Zielsetzng aus den 1980er-Jahren in Sachen Stadtentwicklng von Lichterfelde-Süd, die zudem in 2 umfangreichen SonderZeitungen der Partei vom 16.10.1982 (4 Seiten A3) und vom 15.9.1984 (8 Seiten A3) sowie sogar in einen _eigenen_ wegweisenden Landschaftsplan-Entwurf für Lichterfelde-Süd vom 15.12.1984 publiziert wurden, so total -- alle Essentials der GRÜNEN ignorierend -- über Bord geworfen haben?
Dipl.-Ing. Karl-Heinz Dittberner
Sehr geehrter Herr Dittberner,
herzlichen Dank für Ihre Fragen.
Ich bin seit 2006 aktiv bei Bündnis 90/Die Grünen in Steglitz-Zehlendorf. Seitdem verfolge ich auch die Diskussionen um das Gelände Parks Range. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich als im Jahr 1982 geborene nicht die Positionen der Vergangenheit von vor 30 Jahren diskutieren kann, da ich diese nur aus Erzählungen kenne. Mir ist die Zukunft des Geländes wichtig und dabei setze ich mich für grüne Ziele ein. Bündnis 90/Die Grünen haben bereits in ihrem Wahlprogramm zur BVV-Wahl 2011 klargestellt, dass wir einen Erhalt der auf dem ehemaligen entstandenen Weidelandschaft befürworten und Wohnungsbebauung im Randbereich des Geländes an der Parks Range wollen.
Durch die Beweidung des Geländes durch das Projekt von Anne Loba ist eine Landschaft entstanden, die einen hohen Artenreichtum aufweist. Das hat nicht zuletzt das von unserer grünen Stadträtin in Auftrag gegebene Gutachten deutlich gemacht. Ich hatte die Gelegenheit, mich von der Schönheit des Geländes selbst zu überzeugen. Ich will dies auch anderen Menschen ermöglichen. Es ist deswegen klar, dass eine komplette Bebauung, wie sie noch vor wenigen Jahren diskutiert wurde, vom Tisch ist. Allenfalls eine behutsame Randbebauung ist möglich. Dies sieht ja auch die ansässige Bürgerinitiative so.
Angesichts der Wohnungslage - auch und gerade in der Thermometersiedlung! - ist es notwendig, neue Wohnungen zu bauen. Im Rahmen der Planung in der BVV - die zur Stunde noch nicht einmal begonnen haben - werden wir uns dafür einsetzen, dass auch und vor allem solche Wohnungen entstehen, die bezahlbar für Familien und Normalverdiener sind.
Der vom Bezirksamt vorgestellte "Masterplan" sieht eine Bebauung am Rande des Geländes in fünf Clustern vor. Ca. 60% des Geländes sollen demnach als Landschaftspark erhalten werden. Dabei wird darauf zu achten sein, dass die Bebauung, aber auch die Nutzung des Landschaftsparkes, so gestaltet wird, dass ein Erhalt der Artenvielfalt und der landschaftlichen Vielfalt gewährleistet wird. Dafür will ich mich auch aus dem Deutschen Bundestag heraus einsetzen.
Zugleich werden wir darauf achten, dass mit dem Neubau auch die soziale Infrastruktur der Thermometersiedlung verbessert wird. So wollen wir sicherstellen, dass es eine gemeinsame Grundschule für beide Gebiete gibt und auch eine weiterführende Schule in der Nachbarschaft entsteht, die bis heute fehlt. Dabei wollen wir Sport- und Erholungsflächen gerade auch für junge Menschen schaffen. Dies fehlt in der Thermometersiedlung bereits heute dringend, wo ja selbst die Bolzplätze nicht mehr von den Jugendlichen genutzt werden können. Einen besonderen Augenmerk werden wir Grüne auch auf die verkehrliche Situation legen. Durch die Anbindung an die S-Bahn und eine gute Einkaufssituation wollen wir dafür werben, dass die Autodichte in dem neuen Kiez möglichst gering ist.
Mir ist wichtig, dass bei der Entwicklung des Geländes auch die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden. Wie das zu leisten sein kann, muss die BVV in den kommenden Wochen diskutieren.
Ich bin zuversichtlich: Mit der Gestaltung des neuen Stadtteiles können wir zeigen, dass neuer Wohnungsbau und Naturschutz zusammen funktionieren.
Für Nachfragen stehe ich Ihnen natürlich gern zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen,
Nina Stahr