Frage an Nikolaus von Hoenning O´Carrol von Reiner H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr von Hoenning O´Carrol ,
das bayerische Schulsystem liefert bundesweit beste Vergleichsdaten und versorgt die bayerische Wirtschaft - auch bundesweit führend - mit gut ausgebildetem Personal. Die Schülerleistungen von bayerischen Realschülern (eine Gruppe mit Prüfung in zwei Fremdsprachen, Mathematik mit Vektoren und Matrizen) sind mit Gymnasiasten mancher anderer Bundesländer vergleichbar. Wie sieht für Sie die Zukunft der bayerischen Realschule vor dem Hintergrund der Forderung der Abschaffung der Hauptschule aus?
Wodurch werden Sie die Hauptschule ersetzen, welchen konkreten Pläne - außer Zeitungsschlagzeilen (siehe oben) - haben Sie?
Welcher Zeitrahmen ist vorgesehen?
Können Sie bitte die Behauptung, "Das bisherige dreigliedrige Schulsystem wird dieser Tatsache nicht gerecht.", aus der Antwort an Frau Hofmann begründen?
Vielen Dank für Ihre Mühen.
Mit freundlichen Grüßen
Reiner Hertweck
Sehr geehrter Herr Hertweck,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Ich halte das bisherige dreigliedrige Schulsystem für zu starr, als dass es jungen Menschen mit ihren unterschiedlichsten Begabungen und Interessen gerecht wird. Eine Selektion nach der vierten Klasse, die sehr stark über spätere Chancen für die betroffenen Kinder und damit auch über das gut ausgebildete Personal für die Unternehmen entscheidet, verzichtet auf die Förderung von zu vielen Begabungen. Auch wenn die Schülerleistungen von bayerischen Realschülern in zwei Fremdsprachen, Mathematik mit Vektoren und Matrizen mit Gymnasiasten von anderen Bundesländern vergleichbar sind, so bleibt diesen Schülerinnen und Schülern zumeist eine weitere Ausbildung über die Universitäten versagt. Auch wenn es die Möglichkeit gibt über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzumachen (ich musste diesen Weg gehen, die bürokratischen Hürden waren nicht lustig) so verschwenden wir doch viel Potential für die Aus- und Weiterbildung qualifizierter Köpfe für die Gesellschaft und die Wirtschaft.
Sogar unser Bundespräsident, der ja kein bekennender Grüner ist forderte unlängst gleiche Bildungschancen als "wichtigste Form sozialer Gerechtigkeit. Hier hapert es in Deutschland, und alle wissen es. Die Durchlässigkeit unseres Bildungssystems und damit auch unseres Sozialsystems hat abgenommen." Arbeiterkinder hätten es um ein Vielfaches schwerer, aufs Gymnasium und später auf die Universität zu kommen. "Noch schlechter steht es um die Kinder von Zugewanderten. Das ist ein unakzeptabler Zustand. Die Vitalität und Stabilität der Demokratie - auch der Wirtschaft - hängt etztlich eminent von der Durchlässigkeit der Gesellschaft ab. Wir brauchen Eliten. Aber sie dürfen sich nicht nur aus sich selbst rekrutieren...."´(Zitat: http://www.laenger-gemeinsam-lernen-bw.de/bilder/Koehler_Beck_12_2007.pdf )
Zu Ihrer Frage nach der Zukunft der bayerischen Realschule vor dem Hintergrund der Forderung der Abschaffung der Hauptschule und dem Ersatz der Hauptschule habe ich leider keine Informationen.
Mit freundlichen Grüßen
Nikolaus Hoenning O´Carroll