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Nikolai Drews
Die Linke
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Frage von Marion M. •

Wie stehen Sie zum Thema Frieden?

Lieber Nikolai Drews,

der Waffenhandel ist im Aufschwung, auch der in Kriegsgebiete. Zudem sollen wir kriegstüchtig werden, Schüler und Wirtschaft sollen sich vorbereiten auf den Kampf. Manch ein Politiker möchte eine atomare Bewaffnung, die über die stationierten US-Atomwaffen hinausgeht.
Trotz Friedensgebot im Grundgesetz, trotz UN-Charta.

Ich wäre Ihnen dankbar für eine Antwort, die sich nicht nur auf die Befürchtung bezieht, dass „der Russe“ auch uns angreifen könnte. Seit jeher gibt die Friedensforschung der Diplomatie den Vorrang: Erstmal diplomatisch ALLES versuchen, bevor man sich dann doch evt. verteidigen muss.

Ich wüsste gern Ihre Position dazu.

Mit freundlichen Grüßen, Marion M.

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Antwort von
Die Linke

Vielen Dank für Ihre Frage. Das Thema Frieden beschäftigt uns alle aktuell sehr viel akuter als noch vor einigen Jahren. Ich denke, es sollte selbstverständlich sein, dass wir alle in einer friedlichen Welt leben wollen ohne Angst vor Krieg, Unterdrückung und Ausbeutung. Ich will allgemein zwei Punkte betonen: Erstens ist es mir wichtig, dass unsere Solidarität in Friedensfragen immer den Menschen gelten sollte und nicht etwa Nationalstaaten. Dabei ist insbesondere die Solidarität mit Menschen zu betonen, die besonders gefährdet sind, weil sie Minderheiten angehören oder aus anderen Gründen bedroht werden. Was aktuell oft vergessen wird ist, dass es zu den historischen Errungenschaft der Demokratie gehört eben nicht nur den Willen der Mehrheit durchzusetzen, sondern gerade auch die Rechte von Minderheiten zu erkämpfen und zu verteidigen. Damit mein zweiter Punkt: es reicht meines Erachtens nicht aus, Frieden national und als reine Abwesenheit von Krieg zu verstehen. Es geht vielmehr darum, ein gutes Leben für alle Menschen anzustreben und nicht nur für einige wenige. Dazu zählt auch, diesseits und jenseits von staatlichen Grenzen gegen Ungleichheiten und Ausbeutung sowohl von Mensch als auch von Umwelt und Natur vorzugehen. Das Thema Frieden kann nicht unabhängig von sozialen und ökologischen Problemlagen verhandelt werden. Ein Aufschwung militaristischer Logiken und einhergehende Forderungen nach Aufrüstung, die zur Zeit zu beobachten sind, beunruhigen mich sehr. Auch wenn kriegerische Konflikte uns nachvollziehbarer Weise immer mehr beängstigen, weil sie näher an uns heranrücken, dürfen wir nicht vergessen, dass wir in internationalen diplomatischen Prozessen alles unternehmen müssen was möglich ist - wie Sie selbst schon schreiben: Der Diplomatie ist der Vorrang einzuräumen.