Frage an Nicolette Kressl von Martin S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Frau Kressl,
nur noch 77 % aller Betriebe bilden aus. Von Jahr zu Jahr verschlechtert sich die Situation auf dem Ausbildungsplatzmarkt. Jugendliche mit einem Hauptschulabschluß haben so gut wie keine Chance auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Was gedenke sie persönlich und ihre Partei zu tun um dieses Problem zu lösen ? Wie stehen sie zum Vorschlag des Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, eine Basisvergütung für Auszubildenden von 270€ einzuführen ? Was tun sie um auch in Zukunft zu gewährleisten, dass Ausbildung im dualen System stattfinden kann?
Mit freundlichen Grüßen
Martin Sambeth
Gaggenau
Sehr geehrter Herr Sambeth,
gerade weil sich in der Vergangenheit die Ausbildungssituation zunehmend verschlechtert hat, haben wir gehandelt. Aufgrund unserer Gesetzesinitiative zur Verabschiedung des Berufsausbildungssicherungsgesetzes, das ich federführend für die SPD-Bundestagsfraktion ausgearbeitet habe, hat sich die Wirtschaft erstmals zur Unterzeichnung eines verbindlichen Ausbildungspaktes bewegen lassen. Dieser Ausbildungspakt ist bisher ein Erfolg, denn im Jahre 2004 konnte der negative Trend wieder umgekehrt werden. Allen ausbildungswilligen und –fähigen jungen Menschen wurde ein Ausbildungsangebot gemacht, und erstmals seit 1999 wurden im Jahre 2004 wieder mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als in den Vorjahren. Auch in diesem Jahr werden wir alle Anstrengungen unternehmen, dass der Ausbildungspakt erfüllt wird. Hier sind ausdrücklich die Unternehmen in der Pflicht, ihrer Verantwortung für die Zukunft gerecht zu werden.
Für Jugendliche, die wegen ihres Schulabschlusses geringe Chancen auf einen Ausbildungsvertrag besitzen, wurde das neue Instrument der beruflichen Einstiegsqualifizierung geschaffen. Schon jetzt steht fest, dass über die Hälfte der Jugendlichen die Chancen dieses in der Regel halbjährigen Praktikums genutzt haben und in eine betriebliche Ausbildung übernommen wurden.
Den Vorschlag, die Ausbildungsvergütung auf 270 Euro abzusenken, halte ich für völlig abwegig. Das reicht ja gerade einmal für ein Zimmer in einer WG. 270 Euro bedeutet: die Jugendlichen müssen weiter bei Mama wohnen. Andererseits erwarten alle von den Jugendlichen so viel Flexibilität und Mobilität, dass sie bereit sind, auch außerhalb des Heimatortes eine Ausbildungsstelle anzunehmen.
Für uns Sozialdemokraten ist die Ausbildung im dualen System ein zentrales Anliegen, denn eine Berufsausbildung ist immer noch der sicherste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Zum anderen sichert die Ausbildung im dualen System unseren Fachkräftebedarf und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Deshalb haben wir mit der in diesem Jahr in Kraft getretenen Novelle des Berufsbildungsgesetzes die duale Ausbildung modernisiert, und wir sind ständig dabei, neue Ausbildungsberufe einzuführen oder bestehende zu reformieren.
Und noch ein ganz persönliches Wort: weil auch ich mich in der Verantwortung des Ausbildungspakts gesehen habe, bilde ich in meinem Abgeordnetenbüro seit Februar diesen Jahres aus – und es macht mir viel Freude. Alle, die Näheres dazu wissen wollen, können auf meiner Homepage ( Ausbildung im Bundestag ) nachlesen.
Mit freundlichem Gruß
Nicolette Kressl, MdB