Werden Sie sich für die Umsetzung der vom Bundesrat geforderten Widerspruchslösung einsetzen, damit das tägliche Sterben von Menschen auf der Warteliste für Organtransplantationen aufhört?
Seit dem Parlamentsbeschluss für die Entscheidungslösung bei der Organtransplantation vor vier Jahren hat sich für die Betroffenen - wie von allen Experten vorhergesagt - nichts verbessert. Die Intention des Gesetzes ist klar gescheitert, in den vier Jahren sind unnötigerweise über 3000 Menschen auf der Warteliste gestorben, Deutschland ist unter den großen EU-Staaten der einzige ohne Widerspruchslösung. Können Sie diesen Zustand weiter verantworten? Werden Sie sich im Gesundheitsausschuss für die Einführung der Widerspruchslösung einsetzen?
Sehr geehrter Herr N.
Ich werde mich nicht für die Widerspruchsregelung bei der Organspende einsetzen, da ich dies nicht für den richtigen Ansatz halte, um die Zahl der Organspenden zu erhöhen.
Es kann doch nicht sein, dass ich für die Verwendung meiner persönlichen Daten jeweils meine Zustimmung erteilen muss, meine Organe jedoch ohne meine Zustimmung verfügbar sein sollen. Eine Spende ist stets etwas Freiwilliges, sonst können wir nur noch von einer Organ"entnahme" sprechen. Ich möchte jedoch gern weiter bei der Organ"spende" bleiben.
Ich stimme Ihnen jedoch zu, dass es dringend geboten ist, die Spendenbereitschaft zu steigern, um die Anzahl der Organspenden in unserem Land zu erhöhen. Dazu gibt es allerdings jenseits der Widerspruchsregelung viele Stellschrauben, an denen wir drehen sollten. Einige sind in dem 2019 verabschiedeten zweiten Gesetz zur Änderung des Transplantationsgesetzes enthalten. Zum Beispiel ist es wichtig, die Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern freizustellen, damit sie ausreichend Zeit für die sensiblen Gespräche mit den Angehörigen haben.
Die Umsetzung des Organspenderegisters hat lange auf sich warten lassen - zu lange aus meiner Sicht -, ist jetzt aber gestartet. Umgesetzt werden muss auch noch, dass Personen bei der Beantragung von Dokumenten danach gefragt werden, ob sie zur Organspende bereit sind.
Und als jemand, der einmal beruflich im Fundraising tätig war und Spenden für soziale Belange akquiriert hat, halte ich es auch für wichtig, eine Dankeskultur aufzubauen und die Möglichkeit zu schaffen, dass sich die Empfänger von Spenderorganen bei den Angehörigen der entsprechenden Spender bedanken können.
Kurz: das Thema Organspende gehört weit mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung und wir müssen unsere Gesellschaft vielmehr als bisher für dieses Thema und seine lebensrettende Notwendigkeit sensibilisieren.
Dafür werde ich mich weiterhin stark machen.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole Westig