Frage an Nicole Maisch von Birgit R. bezüglich Frauen
Sie sind ja vor kurzem Mutter geworden. Haben Sie große Angst um ihr Kind vor den Strahlen aus Japan? Sind Sie der Meinung, dass wir heute schon (2011) auf alle AKW´s verzichten können?
Liebe Birgit Roßberg,
die Nuklearkatastrophe in Japan zeigt in dramatischer Weise, dass die Nutzung der Atomkraft nicht verantwortbar ist. Die Folgen sind heute noch nicht vollständig absehbar. Die schlechte Informationspolitik des AKW-Betreibers Tepco und der Behörden vor Ort lässt Schlimmes erahnen. Klar ist: es drohen noch über lange Zeit gravierende Gesundheitsschäden und die radioaktive Verseuchung einer ganzen Region. Das radioaktiv verseuchte Wasser aus den Reaktoren wird Schäden im Pazifischen Ozean anrichten, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist.
Kernkraft ist ein überflüssiges Risiko- auch in Deutschland. Deutschland verfügt über große Überschüsse im Kraftwerksbereich, die heute schon dazu ausreichen, die Atomkraft fast vollständig zu ersetzen, ohne die Stromversorgung zu gefährden und ohne dass Deutschland zum Stromimportland werden würde.
Das Umweltbundesamt hat am 17.03.2011 publiziert, dass 9 AKWs sofort abgeschaltet werden könnten. Das ist eine konservative Annahme. Die gesicherte Kraftwerksleistung mit der vorhandenen Reserve von 13.200 MW und die aktuellen Exportüberschüsse bieten das Potenzial bis zu 15 der 17 Atommeiler kurzfristig zu ersetzen.
*Gefahr durch die Strahlung:*
Die so genannte Durchführungsverordnung der Europäischen Kommission für die Einfuhr japanischer Lebensmittel vom 25. März 2011, die die europäischen VerbraucherInnen vor verstrahlten Lebensmitteln aus Japan schützen soll, wird von der Verbraucherorganisation foodwatch und dem Umweltinstitut München massiv kritisiert. Denn eine auf Fukushima zutreffende Bewertung der Umstände hätte berücksichtigt, dass in Japan selbst niedrigere Höchstwerte in Kraft gesetzt wurden.
Zwar gibt es erst mit dieser Verordnung auch neue Pflichten, die zu begrüßen sind: das Augenmerk auf japanische Lebensmittel, einen Labortest auch auf Jod-131 und eine Stichprobenquote von zehn Prozent. Doch Lücken und Widersprüche bei den Höchstwerten können nicht akzeptiert werden. Es gibt eiligen Handlungsbedarf für die Bundesregierung. Wir fordern Verbraucherministerin Aigner auf, umgehend auf eine Anpassung der Durchführungsverordnung hinzuwirken und dabei Radioaktivitäts-Höchstwerte für Lebensmittel aus Japan nach dem Vorsorgeprinzip so niedrig wie möglich zu halten. Wir brauchen Höchstwerte und Untersuchungspflichten auch für Strontium und Plutonium und wir müssen das wissenschaftliche Konzept zur Risikobewertung und Festlegung der Höchstwerte auf den Prüfstand stellen.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte keine importierten Lebensmittel aus Japan verzehren. Andererseits spielen japanische Lebensmittel in Deutschland eine untergeordnete Rolle. Es sind vor allem Spezialitäten wie Pilze, Gewürze, Saucen, Tees und bestimmte Alkoholika. Bei frischer Ware ist Fisch betroffen. Das Risiko für die Gesamtbevölkerung wird von der Bundesregierung bisher als gering angegeben. In Japan auffällig kontaminierte Lebensmittel wie Spinat und Milch werden bisher nicht nach Deutschland importiert.
Am Mittwoch dieser Woche wird es aber einen weiteren Bericht im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geben. Wir werden die Bundesregierung sehr genau befragen, was sie zum Schutz der Bevölkerung vor verstrahlten Importprodukten tut.
Mir persönlich hat die Katastrophe in Japan große Angst gemacht, weil auch in Deutschland Schrottreaktoren wie Biblis stehen, die weder gegen Terroranschläge noch gegen starke Erdbeben gesichert sind.
Schwarz-gelb hat wider besseren Wissens die Laufzeiten dieser Kraftwerke verlängert.
Wir müssen jetzt alles tun, damit diese Meiler nicht wieder ans Netz gehen. Atomkraft ist nicht beherrschbar und produziert strahlenden Müll, den wir unseren Kindern als giftiges Erbe hinterlassen.
Mit freundlichen Grüßen
Nicole Maisch