Frage an Nicole Gohlke von Rudolf B. bezüglich Verbraucherschutz
Gut – sauber – fair:
Fragen an die Kandidaten der politischen Parteien zur Bundestagswahl
am 27. September 2009
Mitglieder und Unterstützer von Slow Food München hätten gern Ihre Meinung als Kandidat/in gehöhrt zu folgenden Fragen:
• Unterstützen Sie die Einrichtung gentechnikfreier Regionen und setzen Sie sich ein für die Respektierung und Verwirklichung der Forderungen des überwiegenden Teils der deutschen Bevölkerung nach gentechnikfreier Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion?
• Wie wollen Sie traditionelles, regionales Lebensmittelhandwerk (z. B: Metzger- und Bäckerhandwerk) in Deutschland und Europa fördern und stärken?
• Sollten Subventionen in der Landwirtschaft künftig nur noch an die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzrichtlinien sowie den Landschaftsschutz gebunden sein?
• Sollten Erzeuger von alten, aber weniger ertragreichen Nutzpflanzensorten und Nutztierarten auch öffentliche Fördermittel erhalten?
• Sollten auch in Deutschland bei Erzeugern, Verarbeitern und Händlern von Lebensmitteln sowie in der Gastronomie faire Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen gelten?
• Sollte das Fach Geschmackserziehung und Esskultur in den Elementarunterricht verpflichtend in die Lehrpläne der Länder aufgenommen werden?
• Und zum Schluss eine persönliche Frage: Worauf achten Sie beim Lebensmitteleinkauf und bei der täglichen Ernährung? Welchen Wert hat bei Ihnen der Genuss?
Über Ihre Antwort auf der Seite www.abgeordnetenwatch.de und auch an muenchen@slowfood.de freuen wir uns. Ihre Antworten werden wir gern auf unserer Homepage veröffentlichen.
Hallo Herr Böhler,
anbei die Antworten auf Ihre Fragen:
1. Unterstützen Sie die Einrichtung gentechnikfreier Regionen und setzen Sie sich ein für die Respektierung und Verwirklichung der Forderungen des überwiegenden Teils der deutschen Bevölkerung nach gentechnikfreier Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion?
Antwort: Ja, DIE LINKE unterstützt die Schaffung gentechnikfreier Regionen in Deutschland und Europa. Die Zulassungskriterien für gentechnisch veränderte Sorten müssen unter Einbeziehung ökologischer und sozialer Kriterien verschärft werden. Wir lehnen die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen ab, denn die ökologischen und gesundheitlichen Risiken sind nicht überschaubar. Wir fordern die Beibehaltung der „Nulltoleranz“ bei Importfuttermitteln, d.h. Importe aus Nicht-EU Ländern dürfen keine Bestandteile gentechnisch veränderter Pflanzen enthalten, die nicht in Europa zur Nutzung bereits zugelassen sind. Die Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Futter- und Lebensmittel müssen außerdem objektiver und transparenter sein.
2. Wie wollen Sie traditionelles, regionales Lebensmittelhandwerk (z.B. Metzger- und Bäckerhandwerk) in Deutschland und Europa fördern und stärken?
Antwort: Wir wollen regionale Wirtschaftskreisläufe vorrangig fördern im Bereich Wirtschaftsförderung. Dies soll den ökologischen Umbau der Wirtschaft vorantreiben. Arbeitsintensive Dienstleistungen und Handwerkerleistungen sollen unserem Willen nach zukünftig mit nur noch sieben Prozent Mehrwertsteuer belastet werden.
3. Sollten Subventionen in der Landwirtschaft künftig nur noch an die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzrichtlinien sowie den Landschaftsschutz gebunden sein?
Antwort: Subventionen sollten künftig an die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzrichtlinien geknüpft werden. Ich bin gegen eine Verlängerung der Agrarexportsubventionen wie überhaupt der Exportorientierung der EU-Agrarpolitik, weil sie auf Kosten unserer Natur und Umwelt wie auch der Landwirtschaft in den ärmeren und armen Ländern gehen. Sozial und ökologisch zerstörerische Subventionen sollten komplett gestrichen werden.
4. Sollten Erzeuger von alten, aber weniger ertragreichen Nutzpflanzensorten und Nutztierarten auch öffentliche Fördermittel erhalten?
Antwort: Ja. Der Erhalt der (Agro)Biodiversität ist wichtig, weil damit erstens Rote-Liste-Arten bzw. Sorten geschützt werden, sie also nicht aussterben. Außerdem bleiben damit ihre genetischen Ressourcen erhalten, womit dann die Möglichkeit erhöht werden kann, auf neue Herausforderungen (Hitze, Kälte, Stress, Salz, etc.) zu reagieren. Einmal ausgestorben, sind die Eigenschaften (Genressourcen) der einen Art oder der einen Sorte für immer verloren. Abzulehnen ist aber der Erhalt solcher Sorten und Arten als „Genpool“ für die Gentechnik-Industrie. Genressourcen sollten Erbe der Menschheit sein und nicht patentierbar oder monopolisierbar.
5. Sollten auch in Deutschland bei Erzeugern, Verarbeitern und Händlern von Lebensmitteln sowie in der Gastronomie faire Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen gelten?
Antwort: Selbstverständlich. Faire Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen sollten in jeder Branche gelten. Ich setze mich deswegen mit der LINKEN für einen gesetzlichen Mindestlohn ein, welcher im Laufe der Wahlperiode auf zehn Euro steigen soll. Nur dieser sichert einen Lohn, von dem jede und jeder leben und später eine gute Rente beziehen kann. Außerdem muss der Kündigungsschutz ausweitet werden. Bereits nach drei Monaten soll er Anwendung finden. Auch muss die Befristung von Arbeitsverträgen ohne sachlichen Grund abgeschafft werden, da hierdurch der Kündigungsschutz umgangen wird. Nicht zuletzt müssen in profitablen Unternehmen Kündigungen verboten werden, da sie nur der weiteren Steigerung der Gewinne dienen.
6. Sollte das Fach Geschmackserziehung und Esskultur in den Elementarunterricht verpflichtend in die Lehrpläne der Länder aufgenommen werden?
Antwort: DIE LINKE steht für eine Gemeinschaftsschule, die eine umfassende Allgemeinbildung und einen lebensnahen Unterricht für alle Schülerinnen und Schüler gewährleistet. Allgemeinbildung umfasst alle Bereiche des menschlichen Lebens: Natur, Arbeitswelt, Wirtschaft, Politik, Sprachen, Kommunikation, Wissenschaft und Kunst, soziale und ethische Beziehungen, Gesundheit, Sport, Freizeit und Familie. In der Gemeinschaftsschule sollen die Vorteile heterogener Lerngruppen durch kooperative Lernformen und individuelle Lernpläne erschlossen und so der Erwerb sozialer Kompetenzen durch integrative Bildung nachhaltig gefördert werden. Ein Fach Geschmackerziehung und Esskultur als obligatorisch einzuführen halte ich nicht für notwendig. Als Wahlfach könnte es allerdings ins Angebot aufgenommen werden.
7. Und zum Schluss eine persönliche Frage: Worauf achten Sie beim Lebensmitteleinkauf und bei der täglichen Ernährung? Welchen Wert hat bei Ihnen der Genuss?
Antwort: Auf Qualität und den Geldbeutel - je nachdem in welcher Situation ich gerade bin. In Zeiten des knappen Geldbeutels leidet wie so manch anderes auch die Qualität der Nahrung, in Zeiten eines guten Auskommens gönne ich mir gerne gutes Essen, auch gerne aus Bioläden oder vom Markt. In Zeiten mit viel Stress leidet das Thema gesunde Ernährung bei mir allerdings immer - dann muss ich mich sehr darum bemühen, nicht unter hektischen Bedingungen und ungesund zu essen.
Viele Grüße,
Nicole Gohlke.