Frage an Nicole Gohlke von Gerd L. bezüglich Verbraucherschutz
hallo Frau Gohlke,
können Sie mir bitte sagen, wie Sie zur Unrechtvergangenheit Ihrer Partei stehen, also der PDS als Nachfolgeorganisation der SED? Ich weiß, dass Sie noch sehr jung sind, aber genau deswegen würde mich interessieren, wie Sie sich damit auseinandersetzen und was Sie bewogen hat in die Linke einzutreten und mehr noch zu kandidieren?
Grüße,
Gerd Lommler
Hallo Herr Lommler,
vielen Dank für Ihre Frage!
Ich persönlich bin in die bayerische WASG im Jahr 2004 eingetreten, weil ich der Meinung war, es bräuchte dringend eine politische Alternative zu rot-grün, die sich mit ihrer Agenda-Politik für einen großen Teil ihrer Klientel unwählbar gemacht haben. Es war aber auch schnell klar, dass zwei linke Parteien (PDS und WASG) jenseits der SPD keinerlei Erfolg haben würden - vor allem wenn sie sich als konkurrierende Parteien in Ost und West etablierten. Deswegen war ich ein starke Befürworterin des Projektes einer gesamtdeutschen und damit auch starken LINKEN.
Die Vergangenheit der PDS hat mich nicht davon abgehalten, im Fusionsjahr 2007 auch Mitglied der LINKEN zu werden. Bereits die alte PDS stand zu ihrer Geschichte, zog keinen Schlussstrich unter die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sondern betrieb im Gegenteil eine sehr ehrliche und authentische Aufarbeitung. Der Bruch mit den stalinistischen Traditionen der SED gehört zum Gründungskonsens der PDS. 1989 hat sich die SED-PDS auf ihrem Außerordentlichen Parteitag bei der Bevölkerung der DDR für das von der SED begangene Unrecht entschuldigt. Dieser Prozess der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte dauert bis heute an und hat auch in der neuen Partei DIE LINKE einen wichtigen Stellenwert.
Ich würde mir wünschen, dass auch die anderen Parteien wie CDU und FDP, in denen ebenfalls die jeweiligen DDR-Blockparteien aufgingen, dies ebenfalls so intensiv bzw. überhaupt betrieben hätten.
Völlig richtig ist, dass die DDR nichts gemein hatte mit dem Anspruch einer linken und emanzipatorischen Politik. So bemerkte auch schon Rudi Dutschke: "In der DDR ist alles real, bloß nicht der Sozialismus ..." Sozialistische Politik bedeutet für mich Emanzipation, Ausweitung demokratischer Prozesse sowie die Demokratisierung wirtschaftlicher Strukturen. Nichts davon war in der DDR verwirklicht.
Doch ich möchte Rudi Dutschke auch beim zweiten Teil seines Zitates beipflichten: "... In der BRD ist alles real, bloß nicht ‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit´." Dieses Zitat gilt heute, in denen die Regierenden die Lasten der Wirtschaftskrise auf diejenigen abwälzen, die ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stehen und mit Gesetzen à la Hartz für die Präkarisierung von Tausenden Betroffenen und für die Entsolidarisiserung der Gesellschaft verantwortlich sind, umso mehr.
Deswegen engagiere ich mich mit der LINKEN für eine gerechte und solidarische Gesellschaft. Aus meiner Sicht haben das Ende des Stalinismus wie auch der DDR den Weg frei gemacht für eine Neubegründung einer Tradition des Sozialismus von unten.
Viele Grüße,
Nicole Gohlke