Wann wird sich der EU-Fischereiausschuss für ein Verbot der Grundschleppnetzfischerei aussprechen? Lesen,anschauen,nicht die Augen verschliessen: https://vgt.at/presse/news/2021/news20211214mn_3.php
Sehr geehrter Herr Herbst!
In obigem link finden Sie die Beschreibung und ein Video einer undercover-Recherche auf einem französischen und einem englischen Fischerboot von Juli, August und November 2021, unterwegs im Ärmelkanal und in der Nordsee. Es ist ein Alptraum, ein Skandal und eine Schande, dass so etwas von den Zuständigen in der EU zugelassen wird!
Es ist mittlerweile unumstößlicher, wissenschaftlicher Konsens, dass Fische Schmerzen bewusst wahrnehmen und mit Stress und Abwehr auf schmerzvolle Reize reagieren. Dennoch ist kaum eine Fang- und Tötungsmethode so wenig reguliert und gleichzeitig so grausam wie der Fischfang!
Bitte stellen Sie das endlich ab!
Sehr geehrte Frau S.,
ich danke für den übersandten Link und den Hinweis zu der Webseite. Ich habe mir die Bilder angesehen und bin schockiert.
Als einziger deutscher Abgeordneter im Fischereiausschuss im Europäischen Parlament kann ich Ihnen mitteilen, dass diese Bilder nicht repräsentativ für die gesamte Nordseefischerei sind. Nach meinen Erfahrungen im Ausschuss, mit NGOs, mit Fischerinnen und Fischern und an Bord mehrerer Fischereifahrzeuge, habe ich vielmehr den Eindruck, dass der respektvolle Umgang mit der Kreatur Fisch die Regel ist. Dabei steht im Vordergrund, unerwünschten Beifang schonend zu behandeln und schnell zurückzusetzen, weil nur so die Überlebensrate höher ist und die Ressourcen des Meeres geschont werden. Nach meinem Erleben, ist es den Fischerinnen und Fischern sehr bewusst, dass ein Fortbestand ihrer Tätigkeit nur durch den guten Umgang mit der Meeresumwelt möglich ist. Es ist nicht zutreffend, wenn behauptet wird, dass alle Tiere im Beifang verenden würden. Die Überlebensrate wurden wissenschaftlich untersucht und ist bei vielen Arten so hoch, dass es genau deswegen Ausnahmen vom Rückwurfverbot gibt.
Weiter ist es nicht zutreffend, dass geschleppte Netze nicht selektiv fischen und alles vollständig einsammeln, was auf der befischten Fläche lebt. Es gibt Netzselektion durch die Maschen (kleine Fische) und die Möglichkeit der Verwendung von Siebnetzen, mit denen größere Organismen aus dem Netz herausgeführt werden. Außerdem können Fische über, neben oder unter dem Netz entkommen. Die Fangeffizienz ist nie 100%, sondern artspezifisch unterschiedlich.
Zum Thema Grundschleppnetze möchte ich sagen, dass Fische keine Kartoffeln sind, die man ausgraben muss. Ein „Umpflügen“ kostet nur unnötig Treibstoff, deshalb sind meistens Rollengeschirre im Einsatz. Wenn man den Einfluss auf natürliche Ökosysteme insgesamt betrachtet, dann ist der Einfluss von Grundschleppnetzen auf die Meeresökosysteme in fast allen Fällen gering. Besonders empfindliche Teile der Ökosysteme (z.B. Kaltwasserkorallen in tieferen Gewässern) sind in der EU bereits unter Schutz gestellt.
Wildgefangene Fische und Muscheln, sind die Quelle tierischen Proteins mit dem günstigsten CO2-Fußabdruck und sogar besser als manche Kulturpflanzen. Es ist deshalb klimapolitisch sinnvoll, nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten von Wildfischen vollständig auszunutzen und die gesamte Fischerzeugung einschl. Aquakultur zu steigern.
Seit Jahrzehnten wird verbreitet, die Meere seien leergefischt und gefährdete Haie und Rochen würden ausgerottet. Ihre Bilder zeigen, dass das offensichtlich nicht der Fall ist. Die Bestände, auch Haie und Rochen, scheinen mit der gegenwärtigen Fischerei koexistieren zu können.
Insgesamt ist festzustellen, dass die Fanggebiete artenreiche, naturnahe Lebensräume und keine Monokulturen sind, bei denen wie auf einem Acker sortenrein geerntet werden kann.
Mit freundlichen Grüßen
Niclas Herbst