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Nezahat Baradari
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Frage von Irene P. •

Ich lese von geplanten Steuererleichterungen für Facharbeiter aus dem Ausland. Warum soll die Arbeit von denen die hier schon arbeiten weniger wert sein als von fremden Facharbeitern?

Sehr geehrte Frau Baradari, glauben sie nicht das eine solche Idee noch mehr Menschen in die Arme der fremdenfeindlichen Parteien treibt?? Sollte Arbeit nicht von allen Arbeitnehmern ,egal wo sie her sind , gleich besteuert werden? Ich bitte Sie sehr, eine solche Entscheidung nicht mitzutragen, damit der soziale Friede im Land nicht noch weiter destabilisiert wird!

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Irene P.,

zunächst möchte ich Ihnen gerne sagen, dass die Arbeit von Mitbürgerinnen und Mitbürgern keineswegs weniger wert ist als die ausländischer Fachkräfte.

Allerdings müssen wir feststellen, dass wir deutschlandweit und branchenübergreifend ein Problem mit einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften haben. Leider können wir den enormen Bedarf nicht decken und viele Stellen können nicht besetzt werden. Das bremst das Wachstum des deutschen Wirtschaftsstandortes und damit unseren gemeinsamen Wohlstand aus. Und leider führt das auch zu Problemen für unsere Sozialsysteme, die die demografische Entwicklung in Deutschland mit sich bringt. Hinzu kommt, dass struktureller Rassismus und das Erstarken der AfD dazu führen, dass Deutschland als Arbeitsort und Lebensmittelpunkt im Ausland an Attraktivität verliert.

Als Ärztin und Gesundheitspolitikerin liegen mir die Probleme, die wir beim Fachkräftemangel im Gesundheitswesen seit Jahrzehnten haben, sehr am Herzen. Doch sind mittlerweile fast alle Berufsgruppen davon betroffen: Es fehlen längst nicht mehr nur Ärzte, IT-Spezialistinnen und Ingenieure, sondern auch Bäcker und Busfahrerinnen. Wir sollten uns von dem Gedanken verabschieden, dass hochqualifizierte ausländische Fachkräfte uns mehr brauchen als wir sie.

Vor diesem Hintergrund wird nun eine Regelung diskutiert, bei der über zeitlich begrenzte Steuerermäßigungen neue Anreize für Fachkräfte geschaffen werden sollen. Dabei würden Steuern mit einem zeitlich begrenzten Steuerrabatt von erst 30, dann 20 und im dritten Jahr 10 Prozent gezahlt. Sozialabgaben würden selbstverständlich vollständig anfallen. Deutschland wäre mit dieser Lösung übrigens nicht allein. Ähnliche Regelungen gibt es bereits in Österreich und den Niederlanden. 

Ich kann Ihre Gefühle sehr gut nachvollziehen und verstehe Ihren Standpunkt. Ein Umzug in ein anderes Land, die Einrichtung einer Wohnung und das Aneignen einer neuen Sprache sind jedoch mit viel Aufwand und Kosten verbunden. Wenn eine solche Regelung dazu beiträgt, dass sich dringend benötigte Fachkräfte für Deutschland entscheiden, profitieren wir alle – von Wirtschaftswachstum, stabilen Staatsfinanzen und Sozialabgaben, um nur drei Beispiele zu nennen.

Mit freundlichen Grüßen

Nezahat Baradari

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