Nadine Schön
Nadine Schön
CDU
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Frage von Paul M. •

Frage an Nadine Schön von Paul M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Schön,

mit großer Verwunderung habe ich die Entscheidung über das Bundesgleichstellungsgesetz (Frauenförderung ja, Männerförderung nein) wahrgenommen. Auch die Rolle der "Gleichstellungsbeauftragen", welche sich vehement gegen Männerquoten gewehrt haben, sind mir in diesem Kontext sehr negativ aufgefallen.

Ich frage mich: wie kann es sein, dass ein- und derselbe Sachverhalt, anscheinend abhängig von der Geschlechtszugehörigkeit, unterschiedlich bewertet wird? Für Frauen gibt es Förderungen und Quoten (in verschiedenen Bereichen), für Männer hingegen gibt es wenig. Frauen sind nicht zuletzt durch diese Maßnahmen in bestimmten Bereich inzwischen überrepräsentiert (öffentlicher Dienst). Trotzdem laufen die Förderungen weiterhin einseitig, auch zu Lasten von Männern, weiter (aktuelles Beispiel: Frauenquote in Teilen der Privatwirtschaft).

Zur Rolle der (sogenannten) Gleichstellungsbeauftragen:
Warum dürfen in vielen Bundesländern nur Frauen dieses Amt ausüben? Wie kann es sein, dass diese sich einseitig nur für Frauen, nie aber für Männer, einzusetzen scheinen? Eine Wiederumbenennung in Frauenbeauftragte wäre meiner Ansicht nach angebracht und auch ehrlicher. Warum werden allein schon in der Namensgebung des
"Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" Männer nicht auch berücksichtigt?

Es fällt auf, dass jungen- und männerspezifische Probleme (beispielhafte Nennungen: schlechtere Leistung in der Schule, erhöhtes Arbeitslosigkeits- und
Obdachlosigkeitsrisiko, Benachteiligung männlicher Akademiker durch Professorinnenprogramm, geringere Lebenserwartung (aus sozialen Gründen!)) von der Politik anscheinend ignoriert werden, obwohl verstärkt auf diese hingewiesen wird. Zu den einzelnen Themen existieren mehrere wissenschaftliche Studien.
Daher meine Frage: wie ist die Haltung der CDU zu diesem Missstand? Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um den beschriebenen Phänomenen zu begegnen?

Mit freundlichen Grüßen
Paul Maier

Nadine Schön
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Maier,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Zu Ihren Fragen nehme ich gerne Stellung: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in Deutschland bei der Gleichstellung der Geschlechter einiges getan: Frauen haben tatsächlich kräftig aufgeholt, vor allem bei den Bildungsabschlüssen. Frauen sind inzwischen sogar mehrheitlich besser ausgebildet als Männer. Bei den Absolventen mit Hochschulreife liegt der Frauenanteil bei über 50 Prozent. Wäre allein ihre Qualifikation der Schlüssel zur gleichberechtigten Teilhabe, würde die Hälfte aller Führungspositionen im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft mit Frauen besetzt und Frauen würden genauso gut verdienen wie Männer. Wir alle wissen aber, dass das leider nicht der Fall ist. Weder in der Privatwirtschaft noch im öffentlichen Dienst.
Auch wenn im öffentlichen Dienst viele Frauen beschäftigt sind, so wird ihre Repräsentanz in den Führungsetagen immer geringer, je höher es hinaufgeht. Daran, dass Frauen schlechter qualifiziert sind als ihre männlichen Kollegen, liegt es nicht. Studien haben gezeigt, dass der Grund in der „strukturellen Benachteiligung“ von Frauen zu suchen ist. Das bedeutet, dass Frauen nicht bewusst diskriminiert werden, was verfassungsrechtlich verboten wäre, sondern sich Vorgesetze unbewusst gegen die Bewerberin für eine Leitungsfunktion entscheiden, weil sie z.B. befürchten, dass die Frau Mutter werden könnte und dann eventuell in Teilzeit arbeiten möchte oder bei Krankheit der Kinder öfter daheim bleiben muss. Bei jungen Männern, die Väter werden und vor den gleichen Problemen stehen könnten, sehen Vorgesetzte diese Hinderungsgründe nicht.
Aus diesen Gründen hat sich der Deutsche Bundestag eindeutig für die Fortsetzung positiver Frauenförderung im öffentlichen Dienst ausgesprochen, die – anders als Sie es andeuten – keineswegs zulasten der Männer geht. Wenn Männer im öffentlichen Dienst auf einigen Ebenen unterrepräsentiert sind, zum Beispiel im Sekretariatsbereich, dann nicht, weil sie strukturell benachteiligt sind, sondern weil sie sich nicht auf diese Stellen bewerben. Gleichstellungsbeauftragte mit der Aufgabe zu betrauen, in diesen Bereichen die Einstellung von Männern zu fördern, halten wir ebenso wenig für angebracht wie Sie das ernsthaft fordern werden.
Gibt es tatsächlich in einem Einzelfall eine bewusste Benachteiligung eines Mannes, kann sich der Betroffene auf das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG) berufen und klagen.
Zu Ihrer Frage zur Jungen- und Männerpolitik: In der letzten Legislaturperiode haben CDU/CSU und FDP damit begonnen, den gleichstellungspolitischen Anliegen von Männern und Jungen Rechnung zu tragen. Im Bundesfamilienministerium wurde dies z.B. durch die Einrichtung eines neuen Referates „Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer“ verwirklicht. Viele Initiativen und Modellprogramme wurden gestartet, z.B. „Mehr Männer in Kitas“, „Boy´s Day“, das Netzwerk „Neue Wege für Jungs“, das Modellprojekt „Männer übernehmen Verantwortung als Vater, Partner, Arbeitnehmer“. Ein Aspekt der Neuausrichtung war auch, dass die Bundesarbeitsgemeinschaft Jungenpolitik durch das Familienministerium finanziell gefördert wird, wofür auch ich mich eingesetzt habe. Sollten wir eines Tages die volle Gleichstellung der Geschlechter in unserer Gesellschaft erreicht haben, sind wir von der Union die Ersten, die sich dafür aussprechen, auf die Frauenquote und die Gleichstellungsbeauftragten zu verzichten. Noch sind wir aber nicht so weit.

Mit freundlichen Grüßen
Nadine Schön MdB

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