Frage an Nadine Schön von Arndt W. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Müller, MdB!
Wie stehen Sie zur Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke?
Mit freundlichen Grüßen
Arndt Wiesner
Sehr geehrter Herr Wiesner,
das Thema Kernkraft sowie der Ausstieg aus dieser, bedürfen meines Erachtens einer sehr genauen und differenzierten Betrachtung. Viele politische sowie gesellschaftliche Überlegungen spielen in dieses Gebiet hinein und müssen einbezogen werden.
Zunächst ist festzuhalten, dass noch 46 Prozent des Grundbedarfs an Energie in Deutschland von Kernkraftwerken gedeckt wird, was einen durchaus hohen Wert darstellt, der nicht von heute auf morgen ersetzt werden kann. Gerade unter diesem Gesichtspunkt halte ich Kernkraft als Brückentechnologie für unverzichtbar, bis wir diese 46 Prozent durch erneuerbare Energien decken können. Zu welchem Zeitpunkt wir das erreichen können, ist sehr umstritten. Das von Bundesumweltminister Norbert Röttgen ins Gespräch gebrachte Jahr 2030, ist meiner Meinung nach eine realistische Zielgröße. Unbefristete Laufzeitverlängerungen lehne ich ab, den bisher geplanten Ausstieg zum Jahre 2020 halte ich allerdings für nicht realistisch.
Die Debatte Kernkraft versus Erneuerbare Energien bzw. Ausstieg aus der Atomenergie birgt für mich, als Abgeordnete der CDU, zwei weitere Seiten: eine ideologische und eine wirtschaftliche. Als Mitglied einer Partei, die Werte hochhält und christlich orientiert ist, liegt mir der Erhalt der Umwelt sehr am Herzen. Etwas, dass besser mittels Erneuerbarer Energien bewerkstelligt werden kann. Unter dem wirtschaftlichen Gesichtspunkt ist anzumerken, dass es sich bei Erneuerbaren Energien um eine Branche handelt, die auch während der Krise gewachsen ist und weiter wächst. Ein kurzer Blick auf die Arbeitsplatzzahlen zeichnet hier ein klares Bild: Während 300.000 Menschen auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien tätig sind, sind 30.000 im Bereich der Kernkraft beschäftigt.
Wie schon gesagt, unser Ziel ist nach wie vor der Ausstieg aus der Atomenergie, sobald die Erneuerbaren Energien in der Lage sind, den Anteil der Kernenergie zu übernehmen. Diese von uns verfolgte Strategie spiegelt meines Erachtens auch den Wählerwillen wieder. Einerseits ist wachsender Unmut gegen Kernenergie in vielen Bevölkerungsschichten seit Jahren deutlich spürbar: Die Frage nach der Entsorgung des Atommülls ist in diesem Zusammenhang nur eine von vielen, die den Menschen Sorgen bereitet. Nicht selten ist dieser Unmut zudem mit Angst vor Katastrophen à la Tschernobyl gepaart. Die soeben aufgeführten Argumente weisen klar den Weg in Richtung Ausstieg aus der Kernenergie und Umstellung auf Erneuerbare Energien. Andererseits, und dieser Punkt sollte im Rahmen von Diskussionen über Energie nicht unberücksichtigt bleiben, muss eine sichere und bezahlbare Energieversorgung gewährleistet sein. Auch hier werden in der Bevölkerung - besonders in den kalten Monaten - Befürchtungen geäußert, Deutschland könnte von der Energiezufuhr abgeschottet werden. Auch auf diese Fragen müssen wir noch adäquate Antworten finden, dies ändert allerdings nichts am Ziel des Ausstiegs.
Mit freundlichen Grüßen
Nadine Müller, MdB