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Muhterem Aras
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Sonja V. •

Frage an Muhterem Aras von Sonja V. bezüglich Senioren

Sehr geehrte Frau Aras,
ich spreche hier für viele ältere mir bekannte Frauen in Stuttgart.
Die in einer viel zu großen und teuren Wohnung wohnen, weil verwitwet.
Und dabei suchen so viele Familien mit Kindern!
Wir haben Schuldgefühle und möchten gerne in eine kleinere 3-Zimmerwohnung umziehen.
Aber: das Angebot hier in der Stadt ist praktisch nihil.
Und wenn: erstens viel zu klein (wir sind keine Kaninchen, wir sind selbständige und mündige Bürgerinnen, die jahrelang Steuer bezahlten..) oder: die Miete ist gleich an der, die wir jetzt für unsre bequeme und geräumige Wohnung bezahlen.
Eine schnellgebaute (suventionierte!) Dachgeschosswohnung, 5-hoch, ohne Aufzug,
ist für alte Damen keine Alternative!
Und zu viel "Stadtverdichtung" macht das Wohnen in der Innenstadt auch nicht attraktiver: wir brauchen, gerade die Nichtmehrfahrenden, kleine fußgängig erreichbare Parks.
Wir brauchen kleinere Wohnungseinheiten mit Aufzügen: auch "auf dem Acker".
Mit OPNV-Anschluss an die Innenstadt.
Auch wenn dafür einige Kohlköpfe entfernt werden müssen!
Dann werden viele egoistisch-bewohnte große Wonungen frei.
Wir Ältere werden immer mehr (besonders in Ba-Wü.) und haben Recht auf eine
bequeme unabhängige treppenlose Wohnung!
Frage: wie möchten Sie die künftige Wohnungsbau planen?
Mit respektvollem Gruß
S. v. K..

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau van Kleef-Hilzinger,

was ihr konkretes Anliegen eines Wohnungstauschs betrifft – die städtische Wohnungsbaugesellschaft hat bereits eine Tauschbörse, siehe https://www.swsg.de/wohnen-in-stuttgart/service/wohnungstauschboerse.html

Ich werde unsere grüne Fraktion im Gemeinderat Stuttgart ansprechen. Evtl. lässt sich das Angebot der SWSG auch auf Mieterinnen und Mieter ausweiten, die bisher keine Wohnung bei der SWSG haben (mit einem entsprechenden Bonus bei der Miete für diejenigen, die sich verkleinern möchten). Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg bei der Suche nach einer passenden Wohnung.

Dass diese Suche schwierig ist, verweist auf das grundlegende Problem, dass der Wohnungsmarkt aus den Fugen geraten ist. Es wurde viel gebaut in Stuttgart, aber vor allem im hochpreisigen Segment. Deutlich zu spüren bekommen haben wir, dass in den 90ern und 2000ern die damalige Landesregierung die Förderung von bezahlbarem Wohnraum stark heruntergefahren hat und die damalige Stadtspitze viele Wohnungen und Flächen verkauft hat.

Das hat die grün geführte Landesregierung geändert und die Förderung von bezahlbarem Wohnraum auf 250 Mio. € pro Jahr hochgefahren. Hier wollen wir in der kommenden Wahlperiode noch eine Schippe drauflegen (und müssen es auch).

Davon profitieren insbesondere ältere und/oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen. Die Landesbauordnung haben wir so geändert, dass künftig schon in Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen die Wohnungen eines Geschosses barrierefrei erreichbar und die Wohn- und Schlafräume sowie Bad und Küche mit dem Rollstuhl zugänglich sein müssen.

Außerdem haben wir ein Gesetz für unterstützende Wohnformen, Teilhabe und Pflege verabschiedet. Im Laufe dieser Wahlperiode hat sich gezeigt: Die Novellierung war ein richtiger und wichtiger Schritt. Denn individuell gestaltbare Wohnformen für ältere Menschen abseits vom klassischen Alten- und Pflegewohnheim sind zunehmend gefragt. Mit diesem Gesetz haben wir als grün-geführte Landesregierung ein Zeichen gesetzt – für mehr Lebensqualität und Selbstbestimmung von Menschen mit Unterstützungsbedarf. Das WTPG ermöglicht ein flexibles System, um unterstützende Wohnformen auszugestalten, und fördert zum Beispiel ambulant betreute Wohngemeinschaften.
Was weitere Flächenversiegelung in Stuttgart angeht, muss man meines Erachtens allerdings auch darauf achten, dass wir keine Frischluftschneisen abschneiden. Durch die Erderwärmung heizt sich der Kessel ohnehin bereits überdurchschnittlich auf. Neubauten, die die Frischluftzufuhr stoppen, hätten zur Folge, dass der Kessel zur Hitzestaufalle würde – was insbesondere für Seniorinnen und Senioren ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko bedeuten würde.

Freundliche Grüße!

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