Frage an Monika Brüning von Dagmar P. bezüglich Soziale Sicherung
Guten Tag Frau Brünning,
Im Dezember 2007 hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf verabschiedet, der vorsieht, Computer- und Videospiele mit "besonders gewalthaltigen Szenen" automatisch zu verbieten. Das Gesetz soll vom Bundestag bis zum Sommer 2008 verabschiedet werden.
Ich würde gerne erfahren, wie Sie zu diesem Thema stehen.
Die Bundesregierung will für das Verbot das Jugendschutzgesetz ändern. Dazu müssen der Bundestag und der Bundesrat Ja sagen. Bis zum Sommer sollen die Abstimmungen über die Bühne gegangen sein.
Mit den Änderungen möchte die Bundesregierung die Kriterien für ein Verbot von Computerspielen erweitern. Das wird sich massiv auf die Spielkultur in Deutschland auswirken.
Auch Spiele, die bisher problemlos gespielt werden durften, werden künftig damit verboten.
Das gesamte Bewertungssystem von Computer- und Videospielen wird damit durcheinander gebracht.
Computerspiele sind nicht die Ursache für Jugendgewalt! Alle bisherigen Untersuchungen auf diesem Gebiet haben das bewiesen.
Spiele ohne Jugendfreigabe gehören nicht in die Hände von Kindern und Jugendlichen! Diese Meinung unterstützen alle. Gewalthaltige Computerspiele aber grundsätzlich zu verbieten ist absurd - schließlich werden entsprechende Bücher und Filme auch nicht verboten. Dies spiegelt auch die widersprüchlichen Aussagen der Politiker wider.
Deutschland verfügt im weltweiten Vergleich über den strengsten Jugendschutz.
Die bestehenden rechtlichen Möglichkeiten sind ausreichend, um Kinder und Jugendliche vor nicht passenden Spielen zu schützen.
Wieder einmal fällt der Politik nichts anderes ein, als bestimmte Spiele zu verbieten zu wollen. So werden populistische Forderungen durchgesetzt. Das Problem der Jugendgewalt wird damit aber nicht gelöst.
Computerspiele sind ein fester Bestandteil der Kreativwirtschaft in Deutschland. Sogar die Politik fördert den Deutschen Entwicklerpreis für Computerspiele. Auf der anderen Seite bekämpft sie die gesamte Community.
Vielen Dank für Ihre Zeit und Gruß
Sehr geehrte Frau Pieper,
vielen Dank für Ihre Anmerkungen bezüglich der Änderungen im Jugendschutzgesetz. Diese streben für Jugendliche eine bessere Kontrolle der Abgabeverbote von Alkohol und Tabakwaren, aber auch von Bildträgern mit Filmen und Computerspielen an und setzen sich für die Einhaltung der Zeit- und Altersgrenzen bei Gaststätten, Diskotheken und Kinos ein.
Zu Ihrem konkreten Interesse, dem Umgang mit gewalthaltigen Computerspielen, lassen Sie mich kurz einige Bemerkungen machen: Jeder dritte Deutsche spielt inzwischen am Computer. Das macht deutlich, welche Rolle mittlerweile Computerspiele gerade auch im Alltag von Kindern und Jugendlichen einnehmen. Leider wissen viele Eltern häufig nur wenig über derartige Spiele. Mangelndes Wissen in diesem Bereich können sich Eltern heute jedoch nicht mehr leisten, denn sie haben die herausragende Verantwortung darüber, welche Medienangebote und Spiele ihre Kinder konsumieren.
Sicher ist: Gewalthaltige Computerspiele allein verursachen oder verstärken keine Gewalt. Die möglichen negativen und gewaltsteigernden Wirkungen von gewalthaltigen Computerspielen sind vielmehr immer auch im Kontext mit anderen Risikofaktoren zu sehen. Im Vordergrund unserer Bemühungen zur Umsetzung eines wirksamen Kinder- und Jugendmedienschutzes muss daher die Förderung und Stärkung von Medienkompetenz in Kindergarten, Schule und Jugendarbeit stehen.
Eine Debatte, die nur das Gefahrenpotential von Computerspielen im Auge hat, entspricht nicht der Vielfalt in diesem Bereich. So ist auch das aktuelle Änderungsvorhaben des bestehenden Jugendschutzgesetzes nicht zu verstehen. Mit der Gesetzesänderung werden entscheidende Lücken geschlossen, um den Jugendschutz gezielt zu verbessern, vor allem vor medialen Gewaltdarstellungen.
Computerspiele in ihrer ganzen Breite sind inzwischen nicht nur beliebte Beschäftigung in allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten, sondern sind als interaktive Medien - wie beispielsweise auch das Fernsehen - ein Kulturgut. Dennoch haben Politiker die Pflicht Jugendliche vor bestimmten Medien zu schützen, die etwa Gewalthandlungen wie Mord- und Metzelszenen selbstzweckhaft und detailliert darstellen oder Selbstjustiz als einzig bewährtes Mittel zur Durchsetzung der vermeintlichen Gerechtigkeit nahe legen.
Wie Sie sehen, ist die Stärkung von Medienkompetenz mein zentrales Anliegen in diesem Bereich.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Monika Brüning, MdB