Frage an Monika Bieber von Maria Luise S. bezüglich Bildung und Erziehung
Durch die überhastete und ungeplante Einführung des G8 durch einen prestigesüchtigen Herrn Stoiber, das eher einem Übers-Knie-Brechen glich, werden Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern gleichermaßen zunehmendem Stress ausgesetzt.
Wie planen Sie, die Situation an den bayerischen Gymnasien zu verbessern?
Sehr geehrte Frau Schmidt,
wie Sie sicherlich wissen, war die Einführung von G8 eigentlich ein Schnäppchen der Staatsregierung und zu diesem Zeitpunkt gar nicht geplant. Die Maßnahmen für G8 - im Wesentlichen der Einbau von Küchen/Mensen - wurden über die Gelder aus dem Investitionsprogramm zum Ausbau von Ganztagesschulen der rot-grünen Bundesregierung finanziert. G8 galt deshalb als Ganztagesschule, weil mindestens an zwei Nachmittagen Unterricht vorgesehen war. G8 in dieser Form ist also nichts anderes als ein Sparmodell von G9.
Um G8 erfolgreich zu gestalten, muss es als gebundene Ganztagesschule konzipiert sein. Es muss mehr "Leben" in die Schulen kommen, d.h., es muss am Nachmittag Kooperationsmodelle zwischen Schule und externen Partnern geben, z. B. Sportvereine, Musikschulen,u.a. Arbeit und Entspannung müssen sich abwechseln, um den Tagesablauf dem Biorhythmus der Kinder anzupassen. Außerdem müssen die Kinder bei der Anfertigung der "Hausaufgaben" oder auch "Übungsaufgaben" von Fachkräften unterstützt werden, nur so ist die erstrebte individuelle Förderung möglich. Es muss auch möglich sein, Konflikte mit Hilfe von Schulsozialarbeitern und Schulpsychologen zu lösen. Diese spielen bislang am Gymnasium kaum eine Rolle.
Eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Bildungsarbeit sind kleinere Klassen, mehr Lehrkräfte für weniger Unterrichtsausfall, weniger Leistungsdruck und einfach ein Stück mehr Menschlichkeit, damit die Kinder und Jugendlichen sich wohlfühlen und ihre Potentiale entwickeln können. Und dafür brauchen sie Zeit und Ruhe.
Mit freundlichen Grüßen!
Monika Bieber