Frage an Michél Pauly von Jan W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Angesichts der immer stärker werdenden Automatisierung in allen Berufssparten sind große Umwälzungen (höhere Effizienz ab er weniger Arbeitsplätze) des Arbeitsmarktes absehbar mit tiefgreifenden Folgen für Arbeitsmarkt und Sozialstrukturen in unserer Gesellschaft.
Mit welchen Maßnahmen wollen sie diesen Wandel in den nächsten vier Jahren gestalten?
Sehr geehrter Herr W.,
vielen Dank für Ihre Frage. Zunächst vorausgeschickt sehe ich den technischen Fortschritt und die Automatisierung nicht vor allem als Problem sondern als Chance. Als Chance, bei weniger Zeit für diese Form der Erwerbsarbeit die gleichen (möglichst nützlichen) Produkte herzustellen und dabei vielleicht sogar Ressourcen zu schonen. Bestes Beispiel ist die allseits bekannte E-Mail die rasend schnell Informationen an jeden beliebigen Ort der Welt in schriftlicher Form bringt ohne dass dafür Post gedruckt, kuvertiert und über die üblichen Transportwege transportiert werden muss.
Mein Ziel ist, dass dieser technische Fortschritt auch endlich den Menschen nützt, statt Sie gegeneinander auszuspielen. Daher soll dieser Fortschritt regelmäßig zur Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich führen. Selbstverständlich soll sich die Innovation für den Entwickler der Innovation auch auszahlen - damit er einen Anreiz hat auch innovativer zu werden. Langfristig aber ist die Arbeitszeitverkürzung wichtig, damit nicht am Ende eine zeitsparende Innovation so Arbeitslosigkeit führt während andere weiterhin innerhalb des alten Erwerbsmodells führt.
Arbeitszeitverkürzungen kann mehreres bedeuten:
1. Die Wochenarbeitszeit die real oftmals deutlich über 40 Stunden liegt soll verkürzt werden.
2. Die Lebensarbeits soll verkürzt werden. Vor allem relativ. Während Menschen vor einigen Jahrzehnten das Renteneintrittsalter selten erreicht haben, brachte der medizinische Fortschritt aber auch, das glaube ich ganz fest, Innovative Produktionsmethoden, uns in die Situation dass Menschen heute älter werden. Wer 2017 geboren wird, hat eine vermutete Lebenserwartung von beinahe 100 Jahren. Wenn Menschen also weiterhin mit ca. 65 Jahren in Rente gehen (wohlwissend dass viele Menschen in ihren Berufen nicht so lange arbeiten können, vor allem bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten), beziehen sie noch dann noch 35 Jahre Rente. Wenn mit der gestiegenen Lebenserwartung der technische Fortschritt aber weiterhin voranschreitet, werden wir während des Lebensabschnitts der Erwerbsarbeit es auch weiterhin schaffen gesamtgesellschaftlich alle Waren und Dienstleistungen bereitzustellen trotz einem vielleicht etwas geringeren Teil Erwerbstätiger an der Gesamtbevölkerung bei gleicher oder kürzerer Arbeitszeit.
Politik ist hier gefordert die Weichen richtig zu stellen. Um es also ganz konkret zu machen: Damit technische Innovation nicht zu einem Überangebot an Arbeitskraft führt, muss das Renteneintrittsalter wieder auf 65 Jahre gesenkt werden und daran festgehalten werden. Auch sollten Lebenszeitmodelle Eingang in z.B. die Berechnung der Renten finden, die stärker als bisher Pflegezeiten, Zeiten der Fortbildung (etwa ein Studium inmitten des Erwerbslebens), Kindererziehungszeiten oder auch ein Sabbatical berücksichtigen.
Diese Diskussion sollten wir - übrigens über Parteigrenzen hinweg - führen, denn nur Ergebnisse die auch Regierungs- und Mehrheitswechsel überleben werden dieser Herausforderung der kommenden Dekaden gerecht. Ich bin der festen Überzeugung, diese Diskussion wird uns nah an ein Grundeinkommen führt, auch wenn wir es evtl. anders nennen werden. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Debatte mit führen und gestalten würden,
mit freundlichen Grüßen,
Ihr Michèl Pauly