Frage an Michael Schweiger von Jörn N. bezüglich Soziale Sicherung
Welche Haltung nehmen Sie zu den Ansätzen der Sparpolitik des aktuelle Senats bezüglich der Einsparpläne in der Jugendhilfe ein? Wie sehen sie die Situation der Kinder- und Jugendhoilfe in den Stadtteil Bramfeld und Steilshoop? Wo sollte sie gestärkt werden?
Sehr geehrter Herr Nodorp,
vielen Dank für Ihre Frage. Eine recht komplexe Frage. Zu derzeitigen Einsparungen müssen wir zunächst 2 Bereiche unterscheiden: 1. Das im Haushalt der Sozialbehörde festgelegte Volumen für die jeweiligen Bereiche der Jugendhilfe. Der wesentliche Bereich stellt hier die sog. Hilfen zur Erziehung dar. Hier gibt es seit Jahren, mehr oder weniger abgestimmte Versuche, dem zunehmenden Hilfebedürfnissen insbesondere von Familien Rechnung zu tragen. Diese Hilfen sollen zukünftig in Teilen ersetzt werden durch sog. "Neue Hilfen" die vorrangig (kostengünstigere) Gruppenangebote beinhalten sollen. Mittels dieser und weiterer Bemühungen sollen in den kommenden Jahren Erziehungshilfen bis zu 70 Mill € "eingespart" werden. 2. Die bezirklichen Mittel. Diese sog. Rahmenzuweisungen sind Mittel der offenen Kinder- und Jugendarbeit mit denen Jugendzentren, Treffs und andere offene Einrichtungen finanziert werden. Und zur Zeit über die bezirklichen Einsparvorgaben (siehe auch Frage von Herrn Brumm) stark unter Druck stehen. Bei weniger zur Verfügung stehenden Mitteln werden die Anforderungen und Ansprüche an Jugendhilfe (SozialarbeiterInnen in Jugendämtern und bei freien Trägern) immer komplexer, so dass bei allen Steuerungsbemühungen nicht davon auszugehen ist, dass die Jugendhilfe insgesamt besser, effektiver und damit leistungsfähiger wird. Die hohe Erwartungshaltung an die neuen Hilfen werden, so denke ich, nicht erfüllt werden, da insbesondere in "schwächeren Quartieren wie Bramfeld und Farmsen-Berne die nötige Infrastruktur fehlt.
Gibt’s eine Lösung aus dem Dilemma?
Unser Ansatz ist eine regionalisierte, sozialräumlich ausgerichtete Kinder- und Jugendarbeit. Hierfür müssen die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Zur Zeit verfügen wir in Wandsbek weder über eine Jugendhilfeplanung noch über ein Controlling. Gleichzeitig müssen sich die Jugendamtsmitarbeiter komplett auf neue EDV-Strukturen einstellen. Kurz gesagt: Zu viele Baustellen auf einmal. Es fehlt ein entsprechend strukturiertes Netzwerkmanagement um die komplexen Prozesse zusammenzubringen.
Wir setzten uns ein für einen qualitativen Umbau der Jugendhilfe und setzen dabei auf das Konzept "bestehendes Stärken - Gutes Besser machen".
1. Jeder Bezirk braucht Jugendhilfeplanung und Controlling
2. Jedes Jugendamt/allg. sozialer Dienst braucht ausreichend personelle Ressourcen. (Das fordern wir Grünen seit Jahren, Applaus hierfür erhalten wir meist nur, wenn schockierende Einzelfälle die Presse erreichen.)
3. Die SozialarbeiterInnen der Einrichtungen machen anspruchsvollste Arbeit und benötigen dafür vor allem Anerkennung über ausreichend zur Verfügung gestellte Ressourcen.
3. Die Qualität der Kooperation von Schule und Jugendhilfe wird zukünftig über das "erfolgreiche" Heranwachsen unser Kinder, die nicht ganz so behütet aufwachsen, entscheiden.
Hierfür möchte ich mich zukünftig stark machen.
Herzlichst Ihr Michael Schweiger