Frage an Michael Pardon von Bernd M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Dr.Michael Pardon,
ich habe auf einer Wahlkampfversammlung der WASG erfahren, dass Ihre Partei und deren Berliner Vorsitzende die Position des Trotzkismus vertreten. Zugleich wurde die LInkspartei.PDS als Hauptgegner bezeichnet.
Welche Rolle spielt bei Ihnen die marxistische Dialektik und deren Anwendung auf die heutige Zeit? Halten Sie den Trotzkismus nicht auch für eine Sekte unverbesserlicher Alleswisser?
Ist der Hauptgegner linker Parteienm nicht das Kapital und deren konbservativen Parteien und müssen nicht die politische Linke um die Mehrheit in der Gesellschaft ringen, um den Anforderungen im antikapitalistischen Kampf gerecht zu werden? Wen nutzt die Spaltung der politischen LInken?
Sehr geehrter Herr Maier,
vielen Dank für Ihre interessanten Fragen und Anmerkungen.
Selbstverständlich sind das "Groß-Kapital" und seine Handlanger ("Agenten des Kapitals", wie unser Vordenker es treffend bezeichnete) der gesellschaftliche und politische Gegner eines wahren Linken. Denn endweder Arbeit&Sozial oder Kapital dominieren die Gesellschaft. Es soll ja auch sogenannte "Linke" geben, die es vorziehen einen Burgfrieden mit dem Großkapital zu schließen - die daraus zu ziehenden Vorteile (ob Diäten und Luxusversorgung, Aufsichtsratstandiemen usw.)sind ja nicht ohne. Marx für die heutige Zeit ist nicht nur modern, sondern auch unabdingbar einschließlich seiner Dialektik. Aber an dieser Stelle kann das Theme nicht erschöpfend diskutiert werden. Vielleicht findet sich nach den Wahlen ein geeignetes Forum dafür. Zu Ihren aktuellen die WASG betreffenden Bemerkungen:
Die WASG als junge Linkspartei ist noch in der Findungsphase. Und das ist auch gut so. Ich bezweifle die zugeschriebene trotzkistische Linie. Viele reden auch vom Trotzkismus und wissen wie auch bei Stalinismus oder Demokratie usw. gar nicht genau, was das eigentlich ist. Insbesondere der politische Gegner findet geeignete "Kampfbegriffe", die er mir seiner Medienmacht verbreitet und leider steigen auch viele Linke darauf ein. Unser linker Gewerkschaftsvertreter (Charite) und WASG-Kandidat Carsten Becker z.B. ist ein sozial engagierter Mensch. Er ist weder Trotzkist noch Spalter der Linken. Wenn die Linken in Berlin gespalten werden, dann durch die unsägliche Rot-Rote-Regierungspolitik. Linkspartei.PDS-Senator Flierl beförderte die Streikbereitschaft des Charite-Personals wohl eher. Oder der Schulstreik von Berliner Schülern - ein Ergebnis des desaströsen Bildungssystems. Ständig werden die die "Finanzlügen" aufgetischt, die keine Alternativen zulassen. Und Lucy Redler ist ei ne zutiefst sozial engagierte Linke. Deshalb lieber eine konsequent Linke mit Herz, als ein kalter haushaltszentrierter Apparatschik. Also, die Handlanger spalten die linke, soziale und antikapitalistische gesellschaftliche Gruppierung. Deshalb tritt die linke WASG auch zu den Wahlen an und verstärkt damit auch den Druck auf die Linkspartei.PDS, wieder hinter die "roten Linien" zurückzukehren und eine einige Linke zu ermöglichen. Wobei die Basis dies auch immer mehr von der PDS-Führung erwartet. Die WASG tritt gegen die rechts von der Linken agierenden Parteien an - und wirbt bei Linkswählern oder enttäuschten Wählern um Zustimmung für unsere linken, sozialen Alternativen. Es besteht die historische Chance wieder eine neue schlagkräftige antikapitalistische Linke zu vereinen, mit WASG, mit PDS, mit DKP u.a. Linken Gruppen, linken Gewerkschaftern usw. So kann es seitens von bestimmten PDS-Führungskräften nicht sein, zu selektieren, wer mitmachen darf und wer nicht. Denn wie S ie richtig bemerkten, ...wem nützt die Spaltung auf der Linken Seite der Barrikade?... Klar, dem Groß-Kapital und seinen Gehilfen.
Freundlichst
Dr. Michael Pardon