Portrait von Michael Pardon
Michael Pardon
WASG
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Michael Pardon zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Theophil W. •

Frage an Michael Pardon von Theophil W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Dr. Pardon,

Mit großer Freude habe ich damals wahrgenommen, dass die WASG getrennt gegen die PDS antritt, welche unsere Stadt gemeinsam mit der SPD an den Rand des Ruins getrieben hat bzw. nichts Gegenteiliges unternommen hat. Die Teilprivatisierung der Wasserbetriebe sind nur ein Besispiel.
1. Frage: Wie will die WASG mit der enormen Verschuldung von mittlerweile über 60 Mrd. Euro umgehen, die unsere Stadt täglich fast 8 Mio. Euro Zinsen kosten? Bitte positionieren Sie sich zu den diesbezüglichen Forderungen der HUMANWIRTSCHAFTSPARTEI.
2. Frage: Die Arbeitslosigkeit in berlin ist vergleichsweise hoch und neue Arbeitsplätze sind nicht in Sicht - ein weltweit fortschreitendes Phänomen. Waum fordert die WASG einen Mindestlohn, der ja nur denen helfen kann, die Arbeit haben, nciht den Erwerbslosen? Bitte nehmen Sie Stellung zur Forderung einen Bedingungslosen Grundeinkommen, wie es etwa unter www.grundeinkommen.de verlangt wird.

Vielen Dank,
Theophil Wonneberger

Portrait von Michael Pardon
Antwort von
WASG

Sehr geehrter Herr Wonneberger,

leider konnte ich aus technischen Gründen (ein Trojaner samt Wurm hatten meinen PC paralysiert) Ihnen nicht früher meine Antwort auf Ihre Frage zusenden.
Zu Ihrer Frage:
Ich denke, dass die WASG zur Finanzsituation keine so unterschiedlichen Positionen zur Humanwirtschaftspartei hat. Ja, der "Schuldenberg" Berlins ist hausgemacht von verantwortungslosen Politikern und Bankern - von CDU, FDP und SPD (über Staffelt oder Strieder redet kaum noch jemand). Weiterhin sind ein Großteil der "Schulden künstlich" erzeugt. Bund und Treuhand hatten im Zuge des Anschlusses der DDR in de facto wirtschaftskrimineller Art und Weise planwirtschaftliche Positionen in sogenannte Altschulden verwandelt und den Banken/Gläubigern einen fetten Zinshappen zugeschoben. Infolge gingen Wohnungsgesellschaften der Insolvenz entgegen. Und drittens hat der Bund gegenüber der Hauptstadt Berlin einfach zu wenig Interesse gezeigt und eine Unterfinanzierung der Hauptstadt zugelassen. Aus eigener Kraft wird Berlin sich auch bei noch so großen Einsparungen, die bekanntlich vorwiegend zu Lasten der Kleinen und Schwachen gehen, nicht erholen. Deshalb unsere grundsätzliche Forderung für die Entschuldung Berlins. Der Bund hat außerdem noch genügend Geld, allein wenn man die größenwahnsinnigen Rüstungs- und Militärausgaben für "die Verteidigung Deutschlands am Hindukusch" hernimmt.
Die Profiteure des Berliner Banken-und Politikerskandales einschließlich der Luxusfondzeichner müssen zur Kasse gebeten werden, wobei 2-stellige Millionenbeträge dem Haushalt zugute kommen könnten. Und drittens fordern wir eine effektive Reichensteuer, um das angehäufte private Billiardenvermögen wenigstens z.T. (da könnten mehr als 100 Mrd. ¤ einkommen) für das Allgemeinwohl zu aktivieren. Wir müssen das gesamte Geld-und Zinsensystem revidieren, den denn das demokratische System ist in großer Gefahr. Dazu bedarf es aber viel mehr Informationen gegenüber der Öffentlichkeit und dem Druck von unten, sich gegen dieses eigentlich mafiös organisierte System zu wehren.
Zweite Frage:
Ja, wir foedern einen Mindestlohn, der einem Beschäftigten erlaubt, menschwürdig zu leben, seine Familie zu ernähren und an der Gesellschaft bescheiden teilzunehmen. Die Vorstellungen gehen da von mindestens 8 € bis 10 € pro Stunde. Das Brutto-Einkommen sollte über 1300 € liegen.
Aber es geht ja auch um die Erwerbslosen. Hier helfen keine 1€-Jobs oder ausbeuterische Niedriglohnverhältnisse. Die Zukunft der Menschheit liegt u.a. im Vermögen zu teilen - alles was an Ressourcen auf dieser schönen Erde vorhanden ist. Auch die produktive Arbeit. D.H. ich plädiere für eine Verringerung der Erwerbsarbeitszeit auf 30 oder gar unter 30 Stunden pro Woche (quasi Jobsharing). Dabei entstünden viel, viel mehr Arbeitsplätze als per erwünschten Investitionen oder anderen neoliberalen Modellen. Ein weiterer Bestandteil unseres "Arbeitslebens" ist die gesellschaftlich nützliche Arbeit / Beschäftigung (Kulturelle Leistungen, Hilfe gegenüber Bedürftigen oder Schwachen, Umweltschutz, Breitensport usw.. Diese Arbeit muß von der Gesellschaft auch (sozialversicherungspflichtig) vergütet werden. Ein existenzsicherndes Mindesteinkommen für "Gesamt-Arbeit" wird entsprechend gesetzlich festgeschrieben. Und nun zum bedingungslosen Grundeinkommen, das sicher deutlich unter einem "Arbeitseinkommen" liegt. Dies lehne ich prinzipiell ab - eine Ausnahme gibt es nur für nachgewiesene "Arbeits"unfähigkeit. Arbeit / Tätigkeit im weitesten Sinne, ob "produktiv" oder gesellschaftlich", gehört zum Menschen. Ein absolutes Recht auf Faulheit kann es nicht geben. Über die Arbeit sind wir Menschen aus dem Tierreich entsprungen.
Sehr geehrter Herr Wonneberger, ich hoffe aus dem weiten Feld der Auffassungen Ihnen etwas nahe gebracht zu haben. In jedem Falle ist der humanwirtschaftliche Ansatz generell zu begrüßen. Ich bin jedoch skeptisch, ob sich eine humane Wirtschaft in den Grenzen eines kapitalistischen Systems verwirklichen lassen. Es bedürfte hier einer anderen gesellschaftlichen Grundlage als die Dominanz des Kapitals gegenüber der Arbeit respektive dem Menschen.

Freundlichst,
Ihr Dr. Michael Pardon