Frage an Michael Luther von Sabine R. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Luther,
Worte sind sehr schnell schön gesagt oder geschrieben. Jedoch frage ich mich manchmal, warum ich soviele Menschen die an Gott glauben kenne, die betrügen, schlagen usw. und am Sonntag in die Kirche gehen und Gott um die Vergebung Ihrer Sünden bitten.
Welche Art zu Leben ist das?
Ist es nicht ehrlicher, gleich und sofort Gutes zu tun?
Mich interessiert diese Grundsatzfrage.
Ich hoffe auf Antwort.
Dann noch eine Frage. Nehmen wir an, Sie haben demnächst die Mehrheit im Bundestag. Wie verantworten Sie sich gegenüber ihren Wählern (und der Bevölkerung) wenn Sie die Ziele und Aufgaben, die sich die CDU für Deutschland gestellt haben, nicht erreichen?
Werden die verantwortlichen Politiker dann entsprechend in die Pflicht genommen?
Jeder Arbeitgeber(Unternehmer) muss haften. Jeder Arbeiter muss mit Kündigung rechnen wenn er Mist baut.
Wie sieht das mit dem "gläsernen" Politiker aus in Zukunft?
Die CDU wie auch ich selbst bejahen ihre christlichen Grundsätze und Wurzeln. Als große Volkspartei orientieren wir uns am christlichen Menschenbild und wissen uns auch bei aller Unabgeschlossenheit und Fragmentarität, die dem politischen Amt in dieser Welt immer auch zugleich innewohnt, stets der Verantwortung vor Gott und allen Menschen verpflichtet.
Ich weiß, dass sich bei der Orientierung an den christlichen Werten weder prinzipiell noch praktisch ein politischer Monopolanspruch ableiten lässt. Darum bestimmt die Union ihre Politik auch nicht im Sinne eines „Gütesiegels“ selbst als „christlich“, sondern versteht diese als am christlichen Glauben orientierte und an diesem immer wieder neu auszurichtende Selbstverpflichtung. Gerade eine solche Selbstverpflichtung schließt die sich aus der Freiheit des Christenmenschen ergebende Meinungsvielfalt bei konkreten ethischen wie politischen Zielbestimmungen ein, ohne dabei jedoch die Verbindlichkeit ihrer Grundlagen preiszugeben.
CDU und CSU sehen sich in der Verantwortung vor Gott und den Menschen und bekennen sich auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes zum Transzendenzbezug des gesamten menschlichen Lebens im Sinne seiner unveräußerlichen Würde.
Aus diesem Verständnis ergibt sich für die Union unmittelbar:
ihr Eintreten für den verfassungsmäßigen „Gottesbezug“ sowohl auf nationaler Ebene als auch bei der politischen Gestaltung des vereinten Europa,
ihr Bekenntnis zur Unantastbarkeit der Menschenwürde sowie
ihr Engagement für die universalen Menschenrechte,
ihr stetes Bemühen um ein gutes Staats-Kirche-Verhältnis und
ihr Einsatz für den christlichen Religionsunterricht an den Schulen.
Auch ich bin mir damit der Tatsache bewusst, dass auch und gerade die Politik der religiösen Wertebindung bedarf, weil ohne sie das gesamte kulturelle, humanistische und geistiges Erbe Deutschlands und Europas weder denkbar wäre noch lebendig bliebe. Indem sich die Union in der besonderen Weise auf der Basis des christlichen Verständnisses vom Menschen zu den christlichen Werten bekennt, ist sie gleichwohl offen für alle Menschen, die sich mit diesen Werten und Zielen politisch identifizieren können, unabhängig von deren jeweiliger Konfession, Weltanschauung oder Religion.
Die Union ist als große Volkspartei die Partei der Sozialen Marktwirtschaft und der Sozialen Gerechtigkeit. Sozialer Neid und gesellschaftliche Missgunst gründen in Armut, Arbeitslosigkeit und allgemeiner Perspektivlosigkeit und könnte – wenn wir jetzt nicht schnellstens handeln - auch in unserem Land alsbald zu schwersten sozialen Verwerfungen führen. Es geht hier also immer auch um die Folgen einer verfehlten Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Rot-Grün hat auf diesem Felde schrecklich versagt. Eine Regierung, die für den Höchststand an Arbeitslosigkeit und an Staatsverschuldung sowie ein praktisch dauerhaftes wirtschaftliches Nullwachstum verantwortlich ist, hat das Recht verspielt, sich als sozial und gerecht zu bezeichnen.
Sehr bezeichnend finde ich persönlich in diesem Zusammenhang, dass weder Bundeskanzler Schröder noch Außenminister Fischer es bei ihrer Amtseinführung 1998 für nötig befunden haben, ihre Vereidigung mit der Schlussformel „So wahr mir Gott helfe“ zu beschließen. Als gläubiger Katholik kommt mir dies im Nachhinein wie eine indirekte Ankündigung der unsozialen und erfolglosen Politik, die Rot-Grün nun seit sieben Jahren in diesem Land macht.
Der Wechsel kann nur mit einer starken Unionsmehrheit vollzogen werden. Darum sagen wir ganz deutlich: Sozial ist, was Arbeit schafft! Gerecht und sozial kann nur das sein, was Menschen wieder befähigt, für sich und andere Eigenverantwortung zu übernehmen und neue Hoffnungsperspektiven zu entwickeln.