Frage an Michael Kretschmer von Frank B. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Kretschmer,
vorab wünsche ich Ihnen ein Gesundes Neues Jahr.
Nun zu meiner Anfrage:
Die Gesundheitskosten steigen, das ist klar, deshalb wurde der Beitragssatz für die meisten Beitragszahler erhöht und vereinheitlicht, das verstehen viele Bürger aber nun nicht mehr.
Bis 2008 konnte jeder Bürger eine günstige Kasse wählen, ab jetzt braucht sich auch meine Krankenkasse darum nicht mehr um ihre Effizienz zu bemühen, der Wettbewerb ist vom Staat durch den Einheitsbeitrag ausgeschaltet worden. Den Bürgern wurden alle Vergleichsmöglichkeiten diesbezüglich genommen.
Unklar ist mir jetzt aber warum man nicht die Kosten senkt indem man aus ca. 250 gesetzlichen Krankenkassen eine oder zwei wie bei der Rentenversicherung macht, da ging das ja auch. Wenn man die Verwaltungskosten und die Gehälter der entsprechenden Vorstände einspart, wäre diese Beitragssatzerhöhung wesentlich moderater ausgefallen oder ausgeblieben, warum denkt man im Bundestag nicht einmal ansatzweise darüber nach?
Die Verhandlungen gegenüber der Pharmaindustrie würden dann auch ganz anders aussehen und Ihren Wählern zugute kommen.
Warum wird alles dem Bürger aufgebürdet (der jetzt sowieso immer den gleichen Beitragssatz zahlt) und warum wird nicht in andere Richtungen gedacht die den Bürger entlasten?
Der Bürger muss mehr zahlen, die Einnahmen von ca. 250 Krankenkassenvorständen bleiben konstant, warum brauchen wir denn noch so viele Krankenkassen, ich kann wechseln wohin ich will, der Beitrag ist sowieso immer gleich.
Meiner Meinung nach ist hier mit den einheitlichen Beiträgen dem Bürger wieder ein Stück Wahlfreiheit genommen worden.
Wenn der Staat so weit geht die Beitragssätze zu vereinheitlichen, kann er ja auch gleich eine einzige gesetzliche Krankenkasse installieren, was wesentlich effizienter und gerecht wäre.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Bihan
Sehr geehrter Herr Bihan,
Sie haben Recht, die Gesundheitskosten steigen. Und das hängt zunächst mit einer sehr erfreulichen Entwicklung zusammen. Erstens, wir leben länger. Zweitens, es können immer mehr Krankheiten erkannt und behandelt werden. Das macht eine Veränderung der Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung nötig. Dies geschieht mit Beginn dieses Jahres, mit der Einführung des Gesundheitsfonds. Die Beiträge kommen also nicht mehr direkt zu den Krankenkassen, sondern werden in den Fonds eingezahlt. Die Krankenkassen bekommen daraus pauschale Zuweisungen sowie Zu- oder Abschläge je nach Alter, Krankheit und Geschlecht ihrer Mitglieder. Eine Kasse mit verhältnismäßig vielen älteren Mitgliedern erhält also mehr Geld. Dabei ist in der Tat ein einheitlicher Beitragssatz eingeführt worden.
Dies bedeutet jedoch nicht etwa, dass der Wettbewerb zwischen den Krankenkassen aufhört und Beitragszahler sich nicht mehr die für sich günstigste Versicherung aussuchen können. Vielmehr bekommt der Wettbewerb eine neue Qualität: es geht jetzt nicht mehr allein um die Höhe der Beiträge - durch den einheitlichen Beitragssatz werden die Leistungen der Kasse in den Vordergrund gerückt. Die Krankenkassen sind nun gezwungen, durch hohe Qualität ihres Angebotes um Mitglieder zu werben. Für den Verbraucher wird dadurch der Vergleich leichter und damit das Gesundheitssystem insgesamt transparenter.
Außerdem besteht für die Krankenkassen die Möglichkeit, falls sie gut gewirtschaftet haben, ihren Versicherten Prämienauszahlungen oder finanzielle Vergünstigungen zu gewähren. Analog dazu kann bei negativer wirtschaftlicher Entwicklung verfahren werden: die Kosten werden durch die Erhebung eines Zusatzbeitrages auf die Versicherten umgelegt. Es findet also auch hier weiterhin Wettbewerb statt. Da dieser letztlich zum Wohle der Versicherten ist, wäre die Einführung einer Einheitsversicherung kontraproduktiv. Im Übrigen hat sich die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen seit Beginn der 90er Jahre bereits deutlich verringert. Die jüngste Gesundheitsreform wird ebenfalls dazu führen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Kretschmer