Portrait von Michael Kretschmer
Michael Kretschmer
CDU
0 %
/ 1 Fragen beantwortet
Frage von Karsten T. •

Frage an Michael Kretschmer von Karsten T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kretschmer,

ich habe bewußt das Thema Demokratie und Bürgerrechte gewählt.

Das wahre Thema Herr Kretschmer ist die für 2013 geplante GEZ Zwangsabgabe, Kopfgeldpauschale oder wie auch immer. Die gesamte deutsche Politik ist heruntergekommen zu einer mittelalterlichen Raubritterpolitik.
Nur das die Regierungsschergen heut nicht mehr zu Pferd sondern mit Audi A8 und ähnlichem unterwegs sind.
Bevor ich Ihnen meine Fragen stelle eine Anmerkung aus dem " Brockhaus Konversationslexikon von 1908:"
"Kopfsteuer, roheste und unvollkommenste Art der Personalsteuer, welche die Individuen ohne Unterschied und ohne Rücksicht auf die größere oder geringere Leistungsfähigkeit gleichmäßig trifft. Sie wurde namentlich unterworfenen Völkerschaften auferlegt und steht überhaupt in engem Zusammenhang mit der Unfreiheit."
Und nun beantworten Sie mir bitte meine Fragen:

Frage 1:
Wieso sind wir auf eine ÖRR Grundversorgung mit der stolzen Anzahl von 23 Fernseh- und 77 Radioprogrammen sowie mind. 77 Internetauftritte angewiesen und wird diese Größe heute im Internetzeitalter noch benötigt?

Frage 2:
Wieso werden wir genau durch den ö.-r. Rundfunk begünstigt (die Begründung für die neue Haushaltspauschale für den ÖRR durch Prof. Dr. Kirchhof) und zur Zwangsgebühren verpflichtet, jedoch nicht durch die freie Presse oder das Internet?

Frage 3:
Gerne bringt man Gesetze ins Spiel, wenn die Argumente nicht sofort zur Hand liegen. Gesetze sind Gesetz, deswegen aber noch nicht Recht. Recht
muss e r k a n n t werden. Mit 2157 EUR in 10 Jahren für ÖRR Radio + TV kann jeder nach seinem Belieben für seine Bildung etwas anfangen. Warum sollten die Bürger nicht selber, ohne Bevormundung und ohne Zwang, über Ihre Ausgaben für den ÖRR entscheiden können?

Für die Beantwortung der drei Fragen wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Demokratie und Bürgerrechte Herr Kretschmer. Wir in Deutschland leben in einer Diktatur in einer Verwaltungsdiktatur um genau zu sein.

Karsten Tenzer

Portrait von Michael Kretschmer
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Tenzer,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Gern will ich Ihnen auf Ihre drei Fragen antworten:

1. Wenn wir die umfangreiche, qualitativ hochwertige und breit gefächerte Medienlandschaft in der Bundesrepublik nicht hätten, was ohne die Gebühren des ÖRR der Fall wäre, würde mir dies Grund zur Sorge geben. Jeden Tag informieren sich ca. 33 Mio Bürgerinnen und Bürger via Nachrichtensendungen im Fernsehen, die Mehrheit zieht dabei die Angebote der öffentlich-rechtlichen den privaten Angeboten vor – und halten sie auch für glaubwürdiger. Des Weiteren wird die Pauschale lt. Staatsvertrag nicht - wie von Ihnen in der Einleitung ausgeführt - pro Kopf erhoben werden, sondern pro Haushalt.

2. Sie haben bewusst das Thema „Demokratie und Bürgerrechte“ gewählt. Da der öffentlich-rechtliche Rundfunk als Teil Grundrechts (Artikel 5 Abs. 1 Satz 2 GG) gilt, bedeutet dieser Verfassungsstatus auch eine Organisation sowie Finanzierung nach Regeln des Rechtsstaats. Dieser wiederum ist demokratisch legitimiert – von daher finde ich es falsch, von „Zwangsgebühren“ zu schreiben, abgabenrechtlich gesehen zahlt man „Beiträge“. Aus sozialen Gründen sind beispielweise allein ca. 10% der Nutzer in Nordrhein-Westfalen zahlungsbefreit. Indirekt finanzieren wir die privaten Sender alle mit: indem wir Produkte kaufen, für die auf den privaten Sendern Reklame läuft.

3. Der neue Staatsvertrag regelt die Finanzierung des Rundfunks nach dem Solidarprinzip – auch bei den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung findet dieses Anwendung. Dr. jur. Hans Peter Bull, Univ.-Prof. (em.) für Öffentliches Recht, Bundesbeauftragter für den Datenschutz a.D. meinte zu diesem Thema: "Der Gleichheitssatz verlangt für das Abgabenrecht, dass der Abgabepflichtige nicht nur rechtlich, sondern auch tatsächlich gleich belastet wird. Diese Belastungsgleichheit fordert also eine gleichheitsgerechte Gesetzgebung und ebenso eine gleichheitsgerechte Durchsetzung des gesetzlich Angeordneten". Diese Feststellung entspricht der Rechtsprechung des BVerfG, das in Aufsehen erregenden Urteilen deutlich gemacht hat, welche große Bedeutung die Gleichbehandlung gerade bei der Rechtsdurchsetzung hat. Das materielle Steuerrecht müsse "in ein normatives Umfeld eingebettet sein [...], welches die Gleichheit der Belastung auch hinsichtlich des tatsächlichen Erfolges prinzipiell gewährleistet". .."Der jetzt bevorstehende Systemwechsel ist gerecht, weil er dazu beitragen wird, die Erhebungsdefizite zu verringern und dadurch eine Erhöhung der Beiträge zu vermeiden. In fast jeder Wohnung ist heute mindestens ein Hörfunkempfänger vorhanden und in weit über 90 Prozent aller Wohnungen außerdem ein Fernsehempfänger; hinzukommen die ebenfalls flächendeckend verbreiteten PCs (und Mobiltelefone), die über das Internet auch Rundfunkprogramme empfangen.
Auch in den allermeisten Betriebsstätten werden Geräte betrieben, die zum Rundfunkempfang bestimmt und geeignet sind. Der Rundfunkbeitrag ist heute "die dem Rundfunkverfassungsrecht angemessene Finanzierungsform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks". Allenfalls diejenigen Wohnungs- und Betriebsstätten-Inhaber, in deren Bereich dauerhaft kein Empfangsgerät vorhanden ist, könnten sich über die Beitragspflicht beschweren, die insofern wie eine Art "Rundfunksteuer" erscheint. Über diese "Gerechtigkeitslücke" hilft die Ermächtigung an den Gesetzgeber hinweg, sich bei der Tatbestandsbildung am Regelfall zu orientieren, d.h. auf typische Sachverhalte abzustellen und seltene Ausnahmen zu ignorieren."

Mit freundlichen Grüßen

Michael Kretschmer

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Michael Kretschmer
Michael Kretschmer
CDU