Frage an Michael Cramer von Reinhard W. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Cramer,
ich bitte Sie um Stellungnahme wie Sie zu der von der EU, sowohl für die Planungskosten als auch für die Baukosten, vorgesehenen und bereits teilweise erfolgten Kofinanzierung zum Bau der Fehmarnbeltbrücke stehen, und ob dieses angesichts der zu erwartenden Folgen für die Umwelt und für den Fremdenverkehr in allen Staaten, die an die Ostsee grenzen, zu verantworten ist. In dem Artikel im Tagesspiegel v. 16.11.08 "Mittelmeer des Nordens" ( www.tagesspiegel.de / Henningsen ) schreibt der Direktor des Nordeuropa-Instituts an der Humboldt-Universität zu Berlin, Bernd Henningsen u.a.: "Die Ostsee, das sagen Experten seit Jahren, ist zugleich eines der, wenn nicht das verdreckteste Gewässer der Welt...".Im "Umweltkonsultationsbericht" vom Januar 2006, gemeinsam herausgegeben vom BM für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung Deutschland und dem Ministerium für Verkehr und Energie, Dänemark, mit Unterstützung durch die EU-Komission, ist auf den Seiten 55 - 60 u.a. nachzulesen: der Wasseraustausch, mit Verweildauer von 20 - 30 Jahren, zwischen Nord- und Ostsee findet z.Zt. zu 25% durch den Öresund und zu 75% durch den Fehmarnbelt statt. Wenn die vorgesehenen 72 Stützpfeiler und die an beiden Küsten erforderlichen zusätzlichen Rampen für die Brücke die Durchlassmöglichkeiten für den Wasseraustausch zusätzlich verringern, ist zu befürchten, dass die Ostsee in naher Zukunft zu einer Kloake verkommt, mit allen Nachteilen für Natur und Fremdenverkehr in allen Anrainerstaaten der Ostsee. Zwar schrieb mir Bundesumweltminister Gabriel am 5.2.08 Az.: N II 2-07023/O-W das "Dänemark als Planungs- und Vorhabensträger...die notwendigen Umweltverträglichkeits...prüfungen durchzuführen habe" aber dem traue ich nicht... WWF, Umweltbundesamt und andere Verbände/Behörden sind auch besorgt, gelinde gesagt. Sehr viel Geld wurde für die Planung der Brücke ausgegeben, die Befürworter werden dieses Projekt freiwillig nicht "canceln". Eile tut Not. MfG, R. Walden
Sehr geehrter Herr Walden,
vielen Dank für Ihre Frage. Wir Grüne teilen Ihre Kritik und haben noch viele weitere Kritikpunkte vorzubringen gegen dieses unzeitgemäße Projekt. Sie finden meine Position dazu im beigefügten Dokument.
Angesichts der zu erwartenden Kostenexplosion hoffen wir noch immer darauf, dass das Projekt letztlich nicht finanzierbar ist. Leider konnten wir Grüne im Europaparlament nicht verhindern, dass auch die EU das Projekt fördern will. Da der Betrag aus Brüssel in seine Höhe aber gedeckelt ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Kostensteigerungen schließlich nicht durch Dänemark allein zu tragen sind - und das Projekt damit gestoppt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Michael Cramer