Frage an Michael Cramer von Norbert R. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Cramer,
für meine Wahlentscheidungen wird zunehmend wichtig, für welche Weltanschauungen bzw. Konfessionen sich die KandidatInnen bzw. die zu wählenden Parteien einsetzen. Die größte Gruppe in Deutschland sind seit einigen Jahren konfessionsfreie (meist Humanisten, Atheisten, Agnostiker), ohne das sich das bei den Parteien widerspiegelt (im jetzigen Bundestag bekennt sich nur eine Abgeordnete zur Konfessionsfreiheit). Mich würde interessieren, wie Sie als Europaabgeordneter bzw. Ihre Partei mit dieser Gruppe umgeht und wie sie die Interessen dieser Gruppe vertreten wollen.
Sehr geehrter Her Reimann,
Vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich Ihnen gerne beantworte.
Wir Bündnisgrüne unterstützen die Trennung von Kirche und Staat. Die erreichte Trennung von Kirche und Staat ist eine grundlegende Voraussetzung für die positive Rolle von Kirchen- und Religionsgemeinschaften als wichtigen Kräften der Zivilgesellschaft. Dies gilt für die christlichen Kirchen, aber auch für die israelitische Kultusgemeinde sowie andere Religionsgemeinschaften. In vielen Fragen haben wir Bündnisgrüne die Kirchen als wertvolle Bündnispartner erlebt. Dazu gehört insbesondere der ökumenische Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Dazu gehört das Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit, für internationale Gerechtigkeit und nicht zuletzt auch das ethische Engagement in Fragen der modernen Gentechnik.
Die bündnisgrüne Position zu Religionen und Konfessionsfreiheit findet sich in unserem Bundes-Wahlprogramm "Eines für Alle" von 2005. Dort heißt es dazu auf Seite 89: "Wir treten für die Freiheit der christlichen, jüdischen, islamischen und anderer Religionen ein, sowie für die Freiheit, keine Religion zu haben. Wir wollen weiterhin mit den Kirchen einen Dialog über die Geltung des Arbeits- und Tarifrechts in kirchlichen Wohlfahrtseinrichtungen führen. Das Recht der Kirchen, ihre eigenen Mitglieder durch kirchliche Wohlfahrtseinrichtungen zu bevorzugen, bleibt unberührt. Dazu gehört, dass der Islam als gleichberechtigte Religion rechtlich und politisch anerkannt und gesellschaftlich integriert wird."
Die Konfessionsfreien stellen in Deutschland eine sehr heterogene Gruppe dar. Etwa 120.000 Bürgerinnen und Bürger sind als Atheisten, Agnostiker oder Humanisten organisiert.
Insbesondere zur Humanistischen Union haben wir Bündnisgrünen eine sehr enge Bindung, die nicht nur in dem gemeinsamen Einsatz für die Menschen- und Bürgerrechte besteht. Wir teilen auch eine kritische Haltung zu den kirchlichen Privilegien. Diese bestehen in Deutschland in ungerechtfertigter Weise fort, z.B. im Arbeitsrecht, obwohl europäische Richtlinien eine Änderung angemahnt haben.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Ihre Fragen beantworten.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Cramer