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Metin Hakverdi
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Frage von Dean H. •

Frage an Metin Hakverdi von Dean H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Abgeordnete Hakverdi,

Warum muss man immer länger nach Terminen bei Hausärzten, Zahnärzten,Hautärzte (4 Monate!) und Augenärzte(6 Monate!) warten.
Oder anders gesagt, was machen die Politiker in Hamburg, um diese Situation zu ändern? Mit einer Million neuen Flüchtlinge im Land wird die Situation nur gravierender!

Mit freundlichen Grüßen
Dean Hall

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Sehr geehrter Herr Hall,

vielen Dank für Ihre Frage.

Sie haben richtigerweise darauf hingewiesen, das der derzeitige Zuzug von Flüchtlingen das Gesundheitssystem in Deutschland, auch nach Ansicht des Deutschen Roten Kreuzes übrigens, unter Handlungsdruck setzt. Wartezeiten bei Ärzten sind allerdings, je nach Fachgebiet, nicht unüblich. Vor allem für Flüchtlinge sind bei Fachärzten für Nervenheilkunde oder Herzerkrankungen kaum Termine zu bekommen. 30- 40 Prozent der Ankömmlinge sind traumatisiert. Eine angemessene Versorgungstruktur ist jedoch sehr wichtig, denn eine gute Gesundheitsversorgung kann ein Schlüssel für eine funktionierende Integration sein. Schnelle Hilfe bei Krankheit schafft Vertrauen.

Doch ob nun Flüchtling oder nicht, eine angemessene zeitnahe Behandlungsmöglichkeit ist Ausdruck eines funktionierenden medizinischen Versorgungssystems und daher in Deutschland für alle Versicherten zu gewährleisten. Es gibt eine Vielzahl von Untersuchungen zu Wartezeiten in Deutschland, mit leider uneinheitlichen Ergebnissen. Allerdings lässt sich sagen, dass Wartezeiten für Versicherte kein Einzelfall sind. Beispielsweise kommt die Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zu dem Ergebnis, dass immerhin 21 Prozent der Versicherten über eine Wartezeit von über drei Wochen auf einen Facharzttermin berichten. Andererseits scheint in dringenden medizinischen Fällen eine Behandlung innerhalb angemessener Fristen zu erfolgen. Dennoch variiert die Wartezeit stark und hängt von bestimmten Faktoren ab, wie Wohnort, Arztgruppe u.a. Bezüglich der Flüchtlinge stehen Länder und Kommunen nicht nur bei der Unterbringung und Verpflegung vor großen Herausforderungen, sondern auch bei ihrer medizinischen Versorgung. Sie erhalten gem. dem Asylbewerberleistungsgesetz in den ersten 15 Monaten eine Grundversorgung zur Behandlung „akuter Erkrankungen und Schmerzzustände“.

Die Behandlungen beschränken sich somit auf „akute Erkrankungen und Schmerzzustände“, wie es im Paragraphen 4 und 6 des Asylbewerberleistungesgesetzes heißt. Die Behandlung chronischer Krankheiten ist nicht vorgesehen. Damit relativiert sich Ihre Befürchtung ein Wenig, dass aufgrund der Flüchtlinge die Wartezeiten in den Vorzimmern der Ärzte sich tatsächlich verlängern werden.

Die Situation ist derzeit von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Müssen sich Flüchtlinge in dem einen Bundesland praktisch für jeden Arzttermin eine Genehmigung beim Amt besorgen, so gibt es beispielsweise in Bremen und Hamburg bereits die Lösung einer Gesundheitskarte. Mit solch einer Karte muss ein Asylbewerber nicht mehr für jeden Arztbesuch beim Amt vorstellig werden und gerade in den ersten Monaten nach der Ankunft in Deutschland ist eine schnelle und unbürokratische Gesundheitsversorgung der Menschen äußerst wichtig. Hamburg vergibt als eines von wenigen Bundesländern eine Gesundheitskarte der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) an Flüchtlinge. Darüber hinaus wird versucht, mobile Teams direkt in die Flüchtlingsunterkünfte zu schicken. Ärzte, die von Unterkunft zu Unterkunft unterwegs sind, um Flüchtlinge direkt vor Ort ärztlich zu betreuen. Auch dies spricht dafür, dass die Wartezeiten bei den Ärzten sich nicht unbedingt erhöhen müssen, wenn die Menschen an Ort und Stelle behandelt werden.

Nach Ansicht des Bundesministeriums für Gesundheit zeichnet sich aber in der Tat ein Ärztemangel ab, jedoch in dünner besiedelten Regionen Deutschlands. Deshalb müssen wir gerade in diesen Regionen die Attraktivität der Niederlassung von Hausärzten steigern und prioritär behandeln. Eine Möglichkeit, dem Entgegenzuwirken, wäre beispielsweise eine erleichterte Zulassung zum Medizinstudium für Bewerber, die sich verpflichten würden, sich im Anschluss an das Studium im ländlichen Bereich als Hausarzt niederzulassen.

Seien sich sich gewiss, dass wir die Situation weiterhin im Auge behalten und daran arbeiten werden, die ärztliche Versorgung zeitnah zu gewährleisten. Dies gilt für alle Menschen, die darauf angewiesen sind.

Mit freundlichen Grüßen

Metin Hakverdi

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